Im Alltag erfahren wir [Geschlecht] zumeist als »natürliche« Gegebenheit. Die Gender Studies verstehen [Geschlecht] hingegen als historisch gewordenen Komplex, der wiederum selbst gesellschaftliche und kulturelle, sprachliche und technologische, mediale und natürliche Wirklichkeiten sowie wissenschaftliches Wissen und wissenschaftliche Praxis (mit) gestaltet.
Am ZIFG begreifen wir Geschlechterforschung daher als Kritische Ontologie der Gegenwart. Indem wir danach fragen, wie etwas geworden ist, betonen wir die Historizität gesellschaftlicher Verhältnisse. Wir gehen dabei von dem Grundsatz aus, dass die Dinge in der Welt nicht einfach vorliegen, sondern das Ergebnis von Praktiken und Prozessen sind, die ihrerseits bestimmten diskursiven und materiellen Bedingungen unterliegen. Die Frage, was wir wissen können, sowie die Fragen, wer wir sein und werden können und wie wir unser Zusammenleben einrichten, versuchen wir von der Geschichte dieser Bedingungen her zu beantworten. Die Ordnungen des Wissens – der Gegenstand der Epistemologie – und die Ordnungen des Seins – der Gegenstand der Ontologie – verstehen wir daher als ko-konstruiert. Dies ist besonders relevant in einer Welt, in der wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Verfahren und Praktiken nicht nur untrennbar verbunden sind, sondern auch materielle Effekte zeitigen.
Die durch Wissenschaft und Technik induzierten Transformationen, die wesentlich das Selbstverständnis der Menschen ebenso wie das soziale Zusammenleben und die gesellschaftlichen Naturverhältnisse berühren, bilden daher besondere Schwerpunkte der Forschung am ZIFG. Hierzu gehören:
die transdisziplinäre und intersektionale Analyse der Formierung von Geschlechterverhältnissen und Geschlechterordnungen im Spannungsfeld von Gesellschaft, Geschichte, Technik, Kultur, Wissenschaft, Bildung und Globalisierung;
Wir erschließen gendersensible Forschungsperspektiven in den Natur-, Technik- und Planungswissenschaften, operieren gezielt an der Schnittstelle von Wissenschaft und Gesellschaft und generieren Interfaces zu einer Vielzahlt von Fächern, Forschungsschwerpunkten und -aktivitäten an der Fakultät I sowie der TU Berlin, den Universitäten und Hochschulen in Berlin und Brandenburg und darüber hinaus. In öffentlichen Veranstaltungen organisieren wir den transdisziplinären Dialog zu Geschlechterfragen mit der Zivilgesellschaft, mit Politik, Medien und Kultur.
Die Lehrveranstaltungen des ZIFG richten sich an Studierende aller Fakultäten, Fächer und Berliner Hochschulen. Hier vermitteln wir im Zusammenhang mit der laufenden Forschung am ZIFG grundlegende theoretische und methodische Kenntnisse der Gender Studies. Das ZIFG ist an einer Reihe von Studiengängen an der TU Berlin und anderer Berliner Hochschulen beteiligt und trägt so maßgeblich zum fächerübergreifenden Studium am der TUB bei.
Das ZIFG ist auch ein Ort für Nachwuchswissenschaftler*innen aus allen Disziplinen, Mit einem strukturierten Angebot auf postgradualem und Post-Doc-Niveau tragen wir zur Förderung wissenschaftlicher Karrieren in den interdisziplinären Gender Studies bei.