Der zentrale Veranstaltungskalender der TU Berlin wird von der Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni betreut. Er enthält Veranstaltungen der TU Berlin, die für die Öffentlichkeit von Interesse sind.
Die gezielte Auseinandersetzung mit Formen, Flächen und Figuren begann für Javiera González während ihres Architekturstudiums. Vor drei Jahren erlernte sie die Rahmenstickerei und entwickelte neben ihrem Studium darin eine eigene künstlerische Ausdrucksweise. In ihren Werken bekommt die Stickerei eine abstrakte Dimension, bei der die Sichtbarmachung der den Materialien innewohnenden Eigenschaften im Vordergrund steht. Ihre Stickereien wirken durch das Spiel von verschiedengroßen, sich teils überlagernde Schichten und dem gezielten Einsatz von Farben plastisch. Die Farbabstufungen der verwendeten Wolle und Garne und die gezielte Schichtung von halbtransparenten Maschen erzeugen in ihren Werken die Illusion von Tiefe. Sie fordern den Betrachter auf, sich gedanklich zwischen die Oberfläche und den dahinterliegenden Ebenen zu begeben.
Die Kunst von Javiera González ist stark von ihrer Erfahrung als Architektin beeinflusst, sowohl in technischer als auch in materieller Hinsicht. Eine direkte Beziehung zur Architektur findet sich zum Beispiel auch in der Verwendung von Glasfasergewebe, einem Material, das ursprünglich aus dem Bauwesen stammt.
Der Titel der Ausstellung ist eine Anspielung auf den berühmten Aufsatz von Rowe und Slutzky von 1963: "Transparency: Literal and Phenomenal", der einen Aspekt von Qualität in der modernen Architektur beschreibt: Die tatsächliche Transparenz eines Gebäudes wird über die Eigenschaften der verwendeten Baumaterialien erzeugt, während die phänomenologische Transparenz jedoch über die räumliche Organisation erreicht wird. In den Arbeiten von González überschneiden sich beide Aspekte: Die eigentliche Transparenz der Maschen wird durch eine abstrakte Konstruktion des Raumes ergänzt. In Anlehnung an Rowe und Sluyzky erzeugen die Arbeiten von Javiera González ein geometrisches und ästhetisches Bild, das einen transparenten, geradezu atmosphärischen Eindruck vermittelt und gleichzeitig eine fühlbare stoffliche Qualität besitzt.
Das Hauptwerk der Ausstellung wurde speziell für den Ort entworfen, den die Künstlerin als Lernort während ihres Studiums kennengelernt hat: Die Mathematische Fachbibliothek befindet sich im Mathematikgebäude (Architekten: Kohlmaier und von Sartory) und ist von innen wie von außen durch dessen unverwechselbare Architektur geprägt. Die Arbeit von Javiera González nimmt diese Architektur auf: In einem Holzrahmen befinden sich zwei Netze, die in den Grundfarben des Mathematikgebäudes eingefärbt sind und die zwei Ebenen der Fassade repräsentieren. Im Vergleich zu früheren Arbeiten ist ein großzügigeres Verhältnis zwischen den Elementen zu erkennen, aus denen sich das Werk zusammensetzt: Die Formen sind frei im Raum gespannt. Die Maschen, Farben und Stiche beeinflussen sich gegenseitig, sind aber nicht unbedingt voneinander abhängig.
In der Ausstellung werden neben dem Hauptwerk drei Werkserien zu sehen sein. Die erste Serie besteht aus einer einzigen Ebene, eine zweite Serie erforscht Farbkombinationen in zwei Ebenen. Die dritte und neueste Serie "On Windows" stellt wieder einen Bezug zum Konzept der Transparenz in der Baukunst her. In allen Werken von Javiera González ist zu beobachten, dass die Stickerei eine körperliche und eine räumliche Dimension erhält und sich aus der Beschäftigung mit Konstruktion, Architektur und Textur speist.
Weitere Informationen:
Eintritt: frei
Hygienekonzept: 3G (geimpft, genesen oder getestet) + FFP2-Maske
Jan Erdnüß
Mathematische Fachbibliothek
erdnuess@math.tu-berlin.de 030 314-22331