Die TU Berlin bietet eine Vielzahl verschiedener Veranstaltungen an. Ob Beratungsangebot, wissenschaftlicher Vortrag oder Seminarreihe - in unserem zentralen Kalender finden Sie das aktuelle öffentliche Veranstaltungsangebot der TU Berlin. Sie haben konkrete Interessen oder nur an einem bestimmten Tag Zeit? Nutzen Sie die Filteroptionen, um das für Sie Passende zu finden.
Der zentrale Veranstaltungskalender der TU Berlin wird von der Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni betreut.
Der Identitätsbegriff erfährt in verschiedenen Disziplinen eine kritische Bearbeitung und wird inzwischen aufgrund seiner Unschärfe und einer problematischen Tendenz zur Essentialisierung von unterschiedlichen Seiten abgelehnt. Gleichermaßen bildet der Rückgriff auf Konzepte von Identität und Identitätsbildung einen wichtigen Bezugsrahmen, insbesondere für jene Communities denen die Möglichkeit abgesprochen wird, Geschichte, Erinnerung und Wissensbestände selbst zu artikulieren. Die Konstruktion von Räumen und Kulturerbe spielt dabei eine ausschlaggebende Rolle, da Identität in sozialen, politischen und damit auch in physischen Räumen angeeignet, ausgehandelt oder behauptet wird.
Die 7. Jahrestagung des Graduiertenkollegs versteht den Identitätsbegriff daher als Projektionsfläche, um ein Interesse an kollektiven Prozessen deutlich zu machen, in denen räumliches und materielles Kulturerbe für die Imagination von Gemeinsamkeiten und die Konstituierung von Gruppen und Communities wichtig wird. Gerade die zunehmende Kritik am Identitätsbegriff legt nahe, bei der Betrachtung zugrundeliegender Prozesse einen besonderen Fokus auf die Rolle von Alterität und Differenz zu legen. Für eine kritische Untersuchung von Identitätskonstruktionen greift die Tagung aktuelle und gesellschaftspolitische Aushandlungsdiskurse um Erbe und Raum aus Sicht verschiedener Disziplinen auf:
In der Architektur- und Stadtforschung stehen Themen wie autoritäre Diskurse und rechte Strukturen, Sichtbarkeit und Dekolonisierung, strukturelle Ungleichheiten sowie Handlungsmacht im Zentrum zahlreicher Debatten. Hiermit sind auch die aktuellen Diskurse um Kulturerbe eng verknüpft, beispielsweise hinsichtlich Identitätskonstruktionen und Aneignungs- oder Zuschreibungsprozessen verschiedener Heritage-Communities oder in Bezug auf konflikthafte Auseinandersetzungen um die Deutungsmacht sowie den Anspruch auf Kulturerbe. Neben Bedeutungszuschreibungen stehen im Bereich der Denkmalpflege auch materielle und räumliche Setzungen im Fokus, wobei Rekonstruktionen und Authentizitätskonzepte mit dem Anspruch auf „Identität“ besonders umstritten sind. Nicht zuletzt wurden Museen und ihre Sammlungsbestände, die als Geschichtsräume wesentlich an der Erinnerungskultur von Gemeinschaften und der Konstruktion machtasymmetrischer Narrative beteiligt sind, kritisch diskutiert. Die Aufarbeitung von Unrechtskontexten und die damit zusammenhängende Klärung der Eigentumsverhältnisse von Erbe sind zur zentralen Museumsaufgabe geworden, was sich auch in den Auseinandersetzungen um Restitutionsfragen andeutet.
Vor diesem Hintergrund fragen wir im Rahmen der Tagung unter anderem: Wie wird der Begriff „Identität“ in unterschiedlichen Kontexten und Machtkonstellationen gedeutet und angewendet? Wie gestaltet sich die Verankerung von Identität in Bezug auf Bauten, Stadträume, Plätze oder Landschaften? Welches Verständnis von Identität tritt bei Ermächtigungsprozessen auf, welches bei hegemonialen, autoritativen Prozessen? Dabei bilden aktuelle Bezüge zur globalen Klimakrise und die Frage der Zukunftsgestaltung sowie dahinter verborgene Identitätskonstruktionen einen besonderen Schwerpunkt. Sind diese Konstruktionen notwendig oder abkömmlich und wie sieht ein kritischer Umgang mit dem stets wandelbaren Begriff der „Identität“ aus?
Anmeldung unter folgendem Link: https://www.identitaet-und-erbe.org/?post_type=veranstaltungen&p=5442
Fabian Schmerbeck
Fachgebiet Städtebauliche Denkmalpflege und Urbanes Kulturerbe