Obwohl dem Recycling und der Kreislaufwirtschaft im Zusammenhang mit Ressourcenschutz, Nachhaltigkeit und der Eindämmung der Erderwärmung eine immense Bedeutung beigemessen wird, bleibt der Ressourcenverbrauch trotz Jahrzehnten des Recyclings hoch und sind die Müllberge nicht kleiner geworden. Die Wissenschaftler*innen der Forschungsnachwuchsgruppe „PuR – Mit Precycling zu mehr Ressourceneffizienz. Systemische Lösungen der Verpackungsvermeidung“ schreiben, dass sich allein in Deutschland die Menge an Kunststoffverpackungsabfällen in den letzten zwanzig Jahren mehr als verdoppelt habe. Jedes Jahr fielen mehr als drei Millionen Tonnen dieser Abfälle an. Und im Bericht der „Umweltministerkonferenz-Sonderarbeitsgruppe Rezyklateinsatz stärken“ von 2022 heißt es: „Bezogen auf das Jahr 2019 wurden circa 1,9 Millionen Tonnen Kunststoffrezyklate erzeugt, was einer Rezyklateinsatzquote von 13,4 Prozent entspricht. Anders ausgedrückt: 86,6 % des verarbeiteten Kunststoffs in Deutschland basiert auf Kunststoffneuware …“. Das heißt: Erdöl, Erdgas und andere Rohstoffe werden erneut verbraucht.
Aber warum ist das so? Eine Ursache sieht Prof. Dr. Heike Weber in der Metapher des Kreislaufs, die uns glauben lässt, Recycling könne problemlos sämtlichen Müll absorbieren und in Rohstoffe umwandeln. In ihrem Artikel „Zeit- und verlustlos? Der Recycling-Kreislauf als ewiges Heilsversprechen“ hat sie sich mit der Ideengeschichte der Kreislauf-Metapher auseinandergesetzt. Sie zeigt darin auf, welche Blindstellen dieses Sprachbild generiert, welche Einsichten es im Verborgenen lässt und wie es daher mit dazu beiträgt, dass die Abfallberge nicht schwinden.
Weber, Heike: Zeit- und verlustlos? Der Recycling-Kreislauf als ewiges Heilsversprechen.
In: Zeitschrift für Medienwissenschaft. Heft 23: Zirkulation, Jg. 12 (2020), Nr. 2, S. 20–32.