Medieninformation | 31. August 2020 | kj

Schau‘ rein – probier‘ aus!

Online-Ausstellung zur Kultur des Selbermachens und Reparierens

„Zusammen-Schrauben – Eine Ausstellung zur Kultur des Reparierens und Selbermachens“ heißt die digitale Ausstellung des Citizen-Science-Projekts REPARA/KUL/TUR. Das Projekt wird geleitet vom Fachgebiet Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung in der Elektronik sowie dem Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin, zusammen mit dem Verbund Offener Werkstätten e.V. (VOW), dem BUND Berlin und dem Institut für Sozialinnovation e.V. (ISInova). Was bewegt Menschen zum Reparieren und Selbermachen? Wie verändert sich dadurch ihr Verhältnis zum Konsum und den Gegenständen ihres Alltags? Diese und weitere Fragen bildeten den Startpunkt für Repara/kul/tur. Die Ergebnisse des Projektes werden auf der Website der digitalen Ausstellung multimedial präsentiert.

„Unser Alltag ist voll von ‚quick fixes‘“

„Irgendwie sind wir doch alle Bastler*innen“, weiß Prof. Dr. Melanie Jaeger-Erben, Leiterin des Fachgebiets Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung in der Elektronik. „Unser Alltag ist voll von kleinen oder halben Reparaturen, voll von `quick fixes`, mit denen wir einen Gebrauchsgegenstand gerade so wieder zum Laufen bringen.“ Tatsächlich gibt es immer mehr Menschen, die in ihren Hobbykellern basteln, in offenen Werkstätten mit anderen stundenlang über Schweißmethoden fachsimpeln oder sich im Repair-Café um Tante Ernas alten Plattenspieler kümmern.

Doch wie untersucht man so etwas wissenschaftlich? Die in der Sozialforschung üblichen Methoden wie Interviews oder Fragebögen stoßen schnell an ihre Grenzen. „Unser Ziel war es, eine Methode zu entwickeln, die es Reparierer*innen und Selbermacher*innen ermöglicht, über ihre Gefühle und Gedanken, aber auch ihre Routinen und unbewussten Prozesse nachzudenken und sie auszudrücken. Zu diesem Zweck wurde gemeinsam der sogenannte Erzählkoffer entwickelt“, berichtet Melanie Jaeger-Erben.

Der Erzählkoffer ermöglicht die Analyse der Ergebnisse

Der Erzählkoffer wurde im Rahmen des Projektes weiterentwickelt und umfasst aktuell 16 verschiedene, kreative Aufgaben und Denkspiele, die im Alltag durch Schreiben, Malen, Gestalten, Fotografieren und Erzählen bearbeitet werden. In gemeinsamen Forschungswerkstätten wurde eine kooperative Analyse der Ergebnisse und ein gemeinsamer Austausch von Erfahrungen und Erlebnissen, aber auch Emotionen, Ideen, Wissen oder Bedeutungen vorgenommen. „Die Ergebnisse dieser gemeinsamen Analyse bilden jetzt in Form von Zitaten, Bildern, Aussagen, Audios und Videos das Grundgerüst der Ausstellung“, beschreibt Melanie Jaeger-Erben. Da wird die Geschichte von „Kathrins Hose“, der man die Spuren des Erlebten deutlich ansieht, neben der Historie des „faltbaren Werkzeugkastens“ von Andreas erzählt oder die Lebens-Reiseroute eines Toasters beschrieben.

„Wir haben die Ergebnisse des Forschungsprojektes auch als interaktive Wanderausstellung aufbereitet“, erzählt Melanie Jaeger-Erben. „Aufgrund von Corona muss diese aber leider seit März pausieren, deswegen haben wir uns entschlossen, unsere Ergebnisse der Öffentlichkeit zusätzlich in digitaler Form vorzustellen.“