Aufgrund der gehäuften Gebäudeschäden in der jüngsten Vergangenheit hat die TU Berlin einen Offenen Brief verfasst, den mittlerweile mehr als 2000 TU-Mitglieder unterschrieben haben. Hintergrund ist die marode Bausubstanz. Der Sanierungsstau allein für die TU Berlin beläuft sich auf 2,4 Milliarden Euro, für alle staatlichen Hochschulen des Landes Berlin auf 8,2 Milliarden Euro.
„Nach den massiven Wasserschäden an der TU Berlin erleben wir eine große Welle an Unterstützung innerhalb der Universität und auch viel Improvisation, um den Arbeitsalltag und die Lehre aufrechterhalten zu können. Innerhalb von wenigen Tagen haben 2000 TU-Mitglieder unseren Offenen Brief an die Berliner Politik unterschrieben. Unsere zuständige Senatorin für Wissenschaft Dr. Ina Czyborra hat den Brief heute bei uns im Lichthof persönlich entgegengenommen. Wir werden ihn im Nachgang als Grundlage für die weiteren erforderlichen Abstimmungen auch an den Regierenden Bürgermeister und den Finanzsenator übersenden. Wir wollen mit dem Brief ein Zeichen setzen, dass wir mit unserer Gebäudesubstanz in einem sehr kritischen Zustand sind. Wir stehen damit beispielhaft für viele staatlichen Hochschulen, die exzellente Forschung betreiben und den dringend benötigten Nachwuchs für unsere Gesellschaft ausbilden. Aber unser Fundament für diese Aufgaben bröckelt und droht einzustürzen. So können wir nicht in die Zukunft gehen. Das ist ein Hilferuf“, kommentiert Lars Oeverdieck, Kanzler der TU Berlin, die Übergabe des Offenen Briefes an die Berliner Politik.
Die Politik hat aufgrund der in Berlin angespannten Finanzlage seit Anfang der 1990er Jahre viel zu wenig in den Erhalt der öffentlichen Infrastruktur und eben auch zu wenig in die Sanierung der Universitäten investiert. Die staatlichen Universitäten und Hochschulen Berlins haben in Abstimmung mit dem Berliner Senat eine Hochschulstandortentwicklungsplanung erarbeiten lassen. Die erste übergreifende Version wurde der Berliner Politik 2018 überreicht. Zeitnah dazu hatte der Senat mit dem Beschluss eines 6-Punkte-Plans bereits reagiert. Eine konkretisierte Planung für jede Hochschule einzeln kam dann im Laufe des letzten Jahres. Im jetzigen und auch im vorherigen Koalitionsvertag wurde das Problem adressiert. Bisher ist hieraus nichts gefolgt, es wurden keine weiteren Maßnahmen seitens des Senats ergriffen, weder wurde der geforderte Baukorridor eingerichtet, noch die Verfahren beschleunigt.
Um den Sanierungsstau abzubauen sind vielfältige Maßnahmen und unterschiedliche Finanzierungen notwendig. Es müssen einerseits mehr Gebäude in die Investitionsplanung des Landes Berlin aufgenommen werden, es müssen zudem – koordiniert mit den Universitäten – mehr Anträge auf Bundesmittel gestellt und andererseits alternative Modelle erprobt werden.
Die Technische Universität Berlin hat zugesagt, einen guten Teil ihrer finanziellen Rücklagen zum Abbau des Sanierungsstaus einzusetzen und Baumaßnahmen selbst in Planung und Ausführung zu übernehmen. Hierfür müssen vom Senat schnellstens die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Im Juni musste die TU Berlin ihr großes Mathematik-Gebäude aufgrund von Vandalismus und Wasserschäden komplett schließen, dann folgte die Sperrung von 19 Arbeitsräumen und Laboren im Chemie-Gebäude aufgrund von erneutem Wasserschaden. Ein Starkregen setzte dann wenige Tage später einen Forschungstrakt im Physik-Gebäude unter Wasser. Die Vorkommnisse stehen beispielhaft für die marode Bausubstanz.
Marode Hochschulgebäude gefährden unsere Zukunft (tu.berlin)
Stefanie Terp
Chief Communication Officer, Leiterin Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni & Pressesprecherin der TU Berlin