Medieninformation | 10. November 2022 | wrt

Europäische Tagung für Öffentliche Gesundheit in Berlin eröffnet

Über 2.500 Expert*innen für Public Health tauschen sich aus im „hub 27“ auf dem Messegelände Berlin von heute bis Samstag, 12. November 2022. Die Berlin School of Public Health von Charité – Universitätsmedizin Berlin und TU Berlin organisiert diese Konferenz zusammen mit der Europäischen Gesellschaft für Öffentliche Gesundheit (EUPHA).

Die Gesundheitssysteme zu stärken, um die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern und auf das Unerwartete vorbereitet zu sein – das ist das Motto der 15. “European Public Health Conference” 2022. Es geht dabei um die übergeordnete Frage, wie Gesundheitssysteme gestaltet werden sollten, damit sie effektiv, effizient, gerecht und nachhaltig sind. Ein großes Thema dabei: Welche Lehren müssen wir aus der Corona-Pandemie ziehen und wie können wir zukünftige Krisen frühzeitig erkennen und uns darauf vorbereiten? „Durch die Pandemie haben wir gelernt, dass Infektionskrankheiten keine Grenzen kennen. Wir haben gesehen, wie schnell Impfstoffe entwickelt werden konnten, aber auch, wie schwierig es ist, diese gerecht zu verteilen“, sagt Prof. Dr. Reinhard Busse, Leiter des Fachgebiets „Management im Gesundheitswesen“ an der TU Berlin, Sprecher der Berlin School of Public Health und Vorsitzender der Konferenz. „Wir haben erlebt, dass wir uns in der Krise auf mutige und engagierte Ärzt*innen und Pfleger*innen verlassen konnten. Nun sind wir ihnen schuldig, dass wir auf ihre körperliche und psychische Gesundheit aufpassen und ihre Arbeitsbedingungen verbessern. Das kommt zu den bisherigen Herausforderungen an die Gesundheitssysteme, etwa wie sie gerecht finanziert werden können, noch oben drauf.“

In einem Drittel der Länder Europas gehen 40 Prozent der Ärzt*innen bald in den Ruhestand

Eine auf der Tagung präsentierte Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO hat festgestellt, dass Burnout und andere psychische Erkrankungen bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen in Europa mittlerweile weit verbreitet sind. Sie fordert von den europäischen Staaten, von vorbildlichen Maßnahmen in einigen Ländern zu lernen und durch kluge Interventionen dafür zu sorgen, dass die Beschäftigten sich erholen und weiterhin für ihre Patient*innen da sein können. Zudem müsse durch stärkere Aus- und Weiterbildung für Nachwuchs gesorgt werden, denn in den 53 Mitgliedsstaaten der europäischen WHO-Region gingen 40 Prozent der Ärzt*innen mit einem Alter über 55 Jahren bald in den Ruhestand.

Europa muss aktivere Rolle übernehmen

Die bedeutende Rolle der Beschäftigten im Gesundheitswesen betont auch die „Berliner Erklärung“ der European Public Health Association (EUPHA) und der European Public Health (EPH) Conference. „In dieser Erklärung bekräftigen wir, dass Europa generell eine aktivere Rolle übernehmen muss, wenn es um die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit geht“, erklärt Reinhard Busse. Das beträfe nicht nur die gerechtere Verteilung von Impfstoffen und Medikamenten, sondern auch die Bekämpfung von Klimawandel, Umweltverschmutzung und Armut, die erhebliche Gesundheitsgefahren mit sich brächten.

Die leisen Killer dürfen nicht übersehen werden

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung sind die Auswirkungen der nicht-übertragbaren Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Leiden, die für neun von zehn Todesfällen in der europäischen WHO-Region verantwortlich sind. „Diese leisen Killer stehen nicht so in den Schlagzeilen wie das die COVID-19-Pandemie oder Ausbrüche von anderen übertragbaren Krankheiten tun“, sagt der WHO-Regionaldirektor für Europa, Dr. Hans Henri P. Kluge, der auch auf der heutigen Eröffnungsveranstaltung sprach. In einem gemeinsamen Aktionsplan von WHO und EUPHA werden zur Prävention der nicht-übertragbaren Krankheiten konkrete Maßnahmen gefordert wie zum Beispiel die Bekämpfung von Übergewicht bei Kindern, Steuern auf Alkohol, der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor der digitalen Vermarktung von ungesunden Produkten, die Verbesserung der Luftqualität sowie die Nutzung von Big Data und digitalen Lösungen bei der Forschung und der Behandlung von Patienten.

Die Gesundheitslage in der Ukraine ist aktuelles Thema

Auch die Lage der Gesundheitsversorgung in der Ukraine wird auf der Konferenz diskutiert. „Hunderte Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäuser und Polikliniken wurden durch die russischen Angriffe zerstört, viele Zivilist*innen verletzt und getötet und mehr als elf Millionen Menschen mussten aus der Ukraine flüchten“, sagt Juniorprofessorin Dr. Verena Vogt aus dem Fachgebiet „Management im Gesundheitswesen“ an der TU Berlin und Vorsitzende des internationalen wissenschaftlichen Beirats der Konferenz. „Vertreter des ukrainischen Gesundheitsministeriums werden uns über die Lage und ihre Konzepte für die Gesundheitsversorgung im Krieg berichten. Beispielsweise auch darüber, wie sie Impfkampagnen unter diesen Umständen organisiert haben.“ Die Maßnahmen der polnischen Regierung für die gesundheitliche Versorgung der in ihr Land geflüchteten Menschen sowie Pläne für den Wiederaufbau der ukrainischen Gesundheitsversorgung nach Ende des Krieges werden weitere Themen sein.

Konferenzort

hub27
Messe Berlin
Jafféstraße 2, 14055 Berlin
S-Bahn-Station Messe Süd 

Tagungsbüro, Akkreditierung und Vermittlung von Interviews für Journalist*innen (Kommunikation bitte auf Englisch):

Floris Barnhoorn
European Public Health (EPH) Conference
Tel.: +31 6 5203 1371
Raum: Registration Desk, hub27 Berlin
office(at)ephconference.eu 

 

Chair der Konferenz:
Prof. Dr. med. Reinhard Busse, MPH FFPH
Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen
Technische Universität Berlin
Tel.: +49 30 314 - 28420
mig(at)tu-berlin.de

 

Chair des internationalen wissenschaftlichen Beirats der Konferenz:
Jun.-Prof. Dr. Verena Vogt, MSc
Fachgebiet Management im Gesundheitswesen
Technische Universität Berlin
Tel.: + 49 30 314 - 28422
verena.vogt(at)tu-berlin.de