Medieninformation | 13. Oktober 2021 | pp

Der weibliche Blick

Die Gender-Perspektive öffnet Augen für innovative Produkte – Fortbildungsangebot für Führungskräfte

Frauen nutzen Produkte anders als Männer, stellen andere Ansprüche an Dienstleistungen und andere Fragen an Wissenschaft und Politik. Die fehlende Gender-Perspektive macht sich in Produkten, Dienstleistungen und Maßnahmen bemerkbar, die in der Regel aus einer männlichen Perspektive heraus konzipiert wurden und frauenspezifische Nutzungsbedürfnisse nicht berücksichtigen. Diese Lücke will ein internationales Fortbildungsangebot, ein Executive Programm für Führungskräfte schließen, das die TU Berlin zusammen mit der Entain Foundation und dem nexus Institut entwickelt und das die Einbindung des Konzepts der „Gendered Innovations“ in Wissenschaft und Industrie fördert. Das Projekt wird federführend vom Fachgebiet Arbeitslehre, Technik und Partizipation am Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre der TU Berlin unter Leitung von Prof. Dr. Hans-Liudger Dienel durchgeführt.

Führungskräfte sensibilisieren

„Die meisten Produkte und Dienstleistungen sind aus männlicher Sicht und mit dem männlichen Erfahrungshintergrund konzipiert worden. Das führt häufig zu einer für Frauen und Mädchen unzureichenden oder sogar schädlichen Nutzungserfahrung“, erklärt TU-Professor Hans-Liudger Dienel, der auch Geschäftsführer des nexus Instituts ist. Das nexus Institut realisiert praxisnahe Forschungsvorhaben, insbesondere im Bereich der Bürgerbeteiligung. „Mit unserem Executive Programm wollen wir Führungskräfte für diese Situation sensibilisieren.“ Das Programm basiert auf dem Konzept der „Gendered Innovations“, das von einem internationalen Forschungskonsortium, initiiert 2009 an der Stanford University und finanziert von der EU-Kommission, entwickelt wurde. Es erhält heute im akademischen Diskurs viel Aufmerksamkeit, was verschiedene Fallstudien belegen. „Bislang fehlte jedoch ein festes Curriculum zur Vermittlung von Gendered Innovations an Universitäten oder in Online-Trainings für Industrievertreter*innen“, so Dienel. „Diese Lücke möchten wir schließen, indem wir in unserem Executive Programm die Gender-Perspektive beziehungsweise die Diversity-Perspektive vermitteln. Denn sie sind ‚Eye Opener‘ für neue innovative Produkte und Dienstleistungen.“

Das Konzept der „Gendered Innovations“ – Geschlechtsvielfalt im Forschungsprozess

„Gendered Innovations“ entwickelt geschlechtssensitive und praktische Methoden, die Forscher*innen und Technologieentwickler*innen in Natur- und Ingenieurwissenschaften zu entsprechender Objektivität und Kreativität in Forschung und Entwicklung anregen soll. Das Konzept nutzt Methoden der Geschlechts-, Gender- und Intersektionalitäts-Analyse, um in der Medizin, Technik sowie der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) neues Wissen zu schaffen.

Das Executive Programm – Sieben Module in englischer Sprache

Das von der TU Berlin und dem nexus Institut entwickelte Executive Programm richtet sich an Innovationsmanager*innen, Gründer*innen und Start-ups sowie Mitarbeitende aus Forschung und Entwicklung in Unternehmen, Hochschulen und Forschungsorganisationen. Der aus sieben Modulen bestehende Kurs verbindet die theoretische Wissensvermittlung mit praktischen Umsetzungstipps in der eigenen Organisation.

In den ersten vier Modulen lernen die Teilnehmenden den theoretischen Hintergrund des Konzepts sowie Methoden zur Anbindung an den eigenen organisationalen Kontext kennen. Im zweiten Teil entwickeln sie eigene Projektideen und transferieren ihr Wissen in die Praxis. Der Kurs endet mit einer Pitching-Session, in der die Teilnehmenden ihre Ideen vorstellen und diskutieren. Insgesamt besteht der Kurs aus sieben Modulen, die die theoretische Wissensvermittlung mit praktischen Umsetzungstipps in der eigenen Organisation verbindet. Darüber hinaus bietet er Inspiration und Hintergründe, um in der eigenen Organisation für das Thema werben zu können. Zusätzlich zum Fortbildungsprogramm ist für nächstes Jahr die Entwicklung einer interaktiven Karte für geocodierte Gendered Innovations in Planung, wo Unternehmen entsprechende Projekte präsentieren können. Die eigens für das Programm entwickelte Webseite liefert grundlegende Informationen zum Programm und zum Thema Gendered Innovations. Der Kurs wird in englischer Sprache angeboten und ist im ersten Jahr frei, danach kostenpflichtig.

Der wissenschaftliche Beirat

Im Beirat sitzen Prof. Dr. Martina Schraudner und Dr. Elizabeth Pollitzer. Martina Schraudner leitet an der TU Berlin das Fachgebiet „Gender und Diversity in der Technik und Produktentwicklung“ sowie das Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation. Sie ist Mitglied im Vorstand von acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Dr. Elizabeth Pollitzer ist Vorsitzende der gemeinnützigen Organisation Portia Ltd. am Imperial College London, die das Verständnis für geschlechtsspezifische Fragen in der Wissenschaft und in organisatorischen Praktiken fördert. Sie ist Gründerin des Gender Summit, einer Dialogplattform für Wissenschaft und Politik zu diesem Thema.

Die Entain Foundation und Diversität im Technologiebereich

Die Entain Foundation wurde 2019 gegründet, unter anderem, um verantwortungsvolles Glücksspiel, die Integrität des Sports sowie Projekte mit lokalen Bezügen zu fördern. Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeits- und Wachstumsstrategie unterstützt Entain über die Stiftung mit 100 Millionen Pfund im Zeitraum von fünf Jahren eine Reihe von gemeinnützigen Projekten, unter anderem zur Förderung von Diversität im Technologiebereich. Eine wichtige Botschafterin der Entain Foundation ist die ehemalige Schwimmerin von Weltrang Franziska van Almsick. Mehr über die Entain Stiftung: https://entaingroup.de

 

Mehr zum Fachgebiet Arbeitslehre/Technik und Partizipation der TU Berlin, zum nexus Institut und zum Executive Programm „Gendered Innovations“:

https://www.arte.tu-berlin.de

www.nexusinstitut.de

Kontakt

Prof. Dr.

Hans-Liudger Dienel

Sprechstundeimmer montags, 15:30 Uhr