Ich bedauere zutiefst den Rücktritt meiner hoch geschätzten Kollegin Sabine Kunst vom Amt der Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin. Ich zolle ihr, ihrem umfangreichen Wirken und auch ihrer jüngsten Entscheidung höchsten Respekt. Sie ist eine der besten und profiliertesten Wissenschaftspolitikerinnen Deutschlands. Deshalb wiegt der angekündigte Abschied schwer, für uns als Schwesteruniversität und für den Wissenschaftsstandort Berlin.
Wie Sabine Kunst sehe auch ich eine Entwicklung im Land Berlin, die uns Hochschulen vor große Herausforderungen stellt. Der aktuelle Gesetzestext führt zu Unsicherheiten für die Struktur der Hochschulen sowie die Lebensplanung vieler junger Wissenschaftler*innen. Das Land Berlin hat mit der Novelle der international viel beachteten Erfolgsgeschichte der Berliner Universitäten einen schmerzhaften Dämpfer verabreicht. Der Rücktritt von Sabine Kunst ist ein deutlicher Ausdruck dessen.
Obwohl wir das Ziel des Gesetzgebers planbarer und attraktiver Lebens- und Karrierewege für hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler*innen teilen, ist dies in der jetzigen Formulierung des Gesetzes nicht realisierbar. Deshalb fordere ich zeitnah konstruktive und offene Gespräche mit der Politik, bei denen die Hochschulen gleichberechtigt am Tisch sitzen, und wir gemeinsam über eine Novellierung der Novelle sprechen.
Für diesen Dialog, für Veränderungen und eine sichere Planbarkeit für unsere Universität und den Berliner Exzellenzverbund will ich mich mit voller Kraft als Präsident der Technischen Universität Berlin einsetzen.
Prof. Dr. Christian Thomsen
Berlin, den 26. Oktober 2021