Medieninformation | 20. Mai 2021 | pp

Beute – über die Verlagerung von Kulturgütern aus 2000 Jahren Menschheitsgeschichte

Einladung zur Online-Buchpremiere mit den Herausgeber*innen am 25. Mai 2021 um 20 Uhr

Spektakulär lenkten im Sommer 2020 die Aktionen von Mwazulu Diyabanza das öffentliche Interesse auf das Thema Kunstraub, Verlagerung von Kulturobjekten und Restitution. In Paris, Marseille und Berg en Dal „befreite“ der politische Aktivist mit wütenden Worten im Namen Afrikas mehrere Objekte, die in kolonialen Zeiten in die Museen gelangt waren. Seine Aktionen warfen ein Schlaglicht auf die seit einigen Jahren hitzig geführte öffentliche Debatte über die Aufarbeitung der kolonial-imperialen Vergangenheit Europas. Nun erscheinen mit „BEUTE“ zwei umfassende Bücher, eine Anthologie und ein Bildatlas, die der Geschichte des Raubens und Aneignens von Kunst und Kulturgütern von der Antike über die Kolonialzeit bis in unsere Gegenwart wissenschaftlich auf den Grund gehen. Sie entstanden in der Forschungsgruppe „translocations“, die an der TU Berlin am Fachgebiet Kunstgeschichte der Moderne von Prof. Dr. Bénédicte Savoy angesiedelt ist. Die beiden Bände werden am 25. Mai 2021 in einer Zoom-Buchpremiere vorgestellt.

Seit 2017 forscht die Forschungsgruppe „translocations“ am TU-Fachgebiet Kunstgeschichte der Moderne zu Kulturgutverlagerungen unter asymmetrischen Machtverhältnissen, über das Nehmen, Aneignen und Zurückgeben von Kulturgütern. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler*innen nun, erzählt anhand von Text- und Bildquellen aus über 2000 Jahren Menschheitsgeschichte, erstmalig in dem Bildatlas und der Anthologie zu Kunstraub und Kulturerbe „BEUTE“ auch für eine breitere Öffentlichkeit zusammengetragen.

Herzlich lädt das Team „translocations“ zur Zoom-Buchpremiere mit den Herausgeber*innen ein.

Zeit: Dienstag, 25.Mai 2021, 20.00 Uhr
Ort: online via Zoom

Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist erforderlich unter: lesungen(at)matthes-seitz-berlin.de. Der Zugangslink wird per Mail zugeschickt.

Moderation: Jenny Friedrich-Freksa, Chefredakteurin „Kulturaustausch – Zeitschrift für internationale Perspektiven“

Beitragende: die Herausgeber*innen Bénédicte Savoy, Isabelle Dolezalek, Merten Lagatz, Philippa Sissis, Robert Skwirblies, Luca Frepoli und Simon Lindner  

Die Bücher

Isabelle Dolezalek (Hg.), Bénédicte Savoy (Hg.), Robert Skwirblies (Hg.),:
„Beute - Eine Anthologie zu Kunstraub und Kulturerbe“,Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2021
https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/beute-12963.html?lid=5

Merten Lagatz (Hg.), Bénédicte Savoy (Hg.), Philippa Sissis (Hg.):
„Beute - Ein Bildatlas zu Kunstraub und Kulturerbe“,Verlag Matthes & Seitz, Berlin 2021
https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/beute-12963.html?lid=4

Beide Bücher erzählen die Geschichte von Objekten im Kontext ihrer Entstehung, aber ebenso im Spiegel wechselhafter Eigentumsverhältnisse sowie der Besitzansprüche, die an sie gestellt wurden und werden. Die kommentierten Bilder und Texte wohnen im kollektiven Unterbewusstsein von Gesellschaften. Ihre Aussagen wirken weiter in unserem Denken und prägen unser Selbstverständnis. Und sie treffen mitten ins Herz aktueller politischer Debatten – über Rassismus, Kolonialismus und deren nach wie vor ungebrochene Gegenwart.

Zu den Herausgeber*innen und Beitragenden:

Prof. Dr. Bénédicte Savoy lehrt Kunstgeschichte an der TU Berlin und am Collège de France in Paris. Ihre Forschungsinteressen sind Kunst und Kulturtransfer in Europa, Museumsgeschichte sowie Kunstraub und Beutekunst.

Prof. Dr. Isabelle Dolezalek ist Kunsthistorikerin mit einem Schwerpunkt in der Kunst des Mittelalters. Seit 2019 forscht und lehrt sie an der Universität Greifswald. Sie ist assoziiertes Mitglied des Forschungsclusters translocations.

Merten Lagatz, M.A., studierte Kunstwissenschaft, Theaterwissenschaften und Neuere deutsche Literatur. Er koordiniert den Forschungscluster translocations und arbeitet an der TU Berlin zu Cultural Activism, queeren Kollektiven und den Künsten im Jetzt.

Dr. Philippa Sissis studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Berlin und Paris. Sie promovierte über das Schriftbild von Renaissance-Manuskripten und forscht zu karibischer Kunst und Erinnerungskultur. Seit 2019 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungscluster „translocations“.

Dr. Robert Skwirblies ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Kunstgeschichte der Moderne der TU Berlin und forscht zu Kunsthandel, Sammlungs- und Museumsgeschichte im 18. und 19. Jahrhundert. Er ist Postdoc-Fellow im Forschungscluster translocations.

Luca Frepoli und Simon Lindner sind studentische Mitarbeiter des Forschungsclusters „translocations“, aus dem Bildatlas und Anthologie hervorgehen.

Über das Projekt „translocations“

Der Projekt-Cluster „translocations“ wurde an der TU Berlin eingerichtet aus Mitteln des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der der Kunsthistorikerin Prof. Dr. Bénédicte Savoy 2016 verliehen worden war. Der Begriff der Translokation, der dem Forschungsprojekt seinen Namen „translocations“ gegeben hat, ist der Humangenetik entlehnt. Er bezeichnet eine Veränderung des Erbguts durch die Verlagerung von Chromosomen.  Unter diesem Mantelbegriff fassen die Wissenschaftler*innen heterogene historische Momente zusammen, in denen Kulturobjekte unter asymmetrischen Machtverhältnissen verlagert worden sind – die Expansionspolitiken antiker Reiche, mittelalterlicher Reliquienraub, wissenschaftliche Expeditions- und Grabungskampagnen, koloniale Sammelwut oder NS-Kunstraub. Ihrer Begriffsbestimmung folgend fragen die Wissenschaftler*innen, wie sich Verlust, Austausch und Verlagerung von Kulturgut im kollektiven Gedächtnis von Gesellschaften manifestieren. Sie fragen, wem die Objekte gehören, wer ein Recht auf ihre Deutung hat. Das Projekt leistet wegweisende Grundlagenforschung zu diesem Themenbereich und damit einen wesentlichen Beitrag zur aktuellen Restitutionsdebatte.

www.translocations.net

Weitere Informationen erteilen Ihnen gern:

Prof. Dr.

Bénédicte Savoy

+49 30 314-25014

Einrichtung Kunstgeschichte der Moderne mit dem Schwerpunkt Wissenskulturen/Institutionsgeschichte/Kunstgeschichte