Der Lyriker, Literaturwissenschaftler und Literaturvermittler Walter Höllerer wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. 1959 wurde er auf den Lehrstuhl für Literaturwissenschaft an der Technischen Universität Berlin berufen, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1988 innehatte. Bis heute sind sein Wirken und Werk bedeutungsvoll. Er verwandelte die TU Berlin nicht nur in eine glanzvolle Bühne für Gegenwartsliteratur, sondern verlieh der literaturwissenschaftlichen Forschung mit der Formel „Sprache im technischen Zeitalter“ auch ein ganz neues Selbstverständnis.
Mit einer Ausstellung sowie einem Vortrag im Rahmen der Höllerer-Vorlesung würdigt die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e. V. den bekannten Alumnus der Technischen Universität Berlin. Die Ausstellung trägt den Titel „Sprache im technischen Zeitalter – Walter Höllerer an der TU Berlin – die Jahre 1959 bis 1973“
Wann: 17. November 2022 ab 15.00 Uhr
Ort: Universitätsbibliotheken der TU Berlin und der UdK Berlin, hinterer Lichthof, Fasanenstr. 88 (im VOLKSWAGEN-Haus)
Grußworte:
Einführung:
Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 4. Februar 2023 zu den Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek. Der Eintritt ist kostenfrei.
Walter Höllerer war gerade in den Jahren, die die Ausstellung in den Blick nimmt, eine stark im Licht der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeit. Er verstand es wie kaum ein anderer, zwischen den Rollen des Schriftstellers, des Literaturwissenschaftlers, des Kritikers und des Literaturvermittlers zu wechseln und daraus Synergien zu entwickeln. Die Literatur wurde dabei für ihn zum Medium des kritischen Transfers zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft. Zugleich verstand sich der Lehrstuhl für Literaturwissenschaft der TU Berlin, auf den Höllerer 1959 berufen worden war, als Ort einer umfassenden Gegenwartsanalyse am Leitfaden der Sprache. In mehreren interaktiven Installationen beschäftigt sich die Ausstellung mit der Geschichte und dem Erfolg dieses besonderen Modells von Interdisziplinarität.
In einem Kooperationsprojekt entwickelten Studierende der Masterstudiengänge Bühnenbild_Szenischer Raum (TU Berlin) und Sound Studies and Sonic Arts (UdK Berlin) unter Leitung von Prof. Kerstin Laube und Hans Peter Kuhn und gemeinsam mit Studierenden am Fachgebiet Literaturwissenschaft der TU Berlin ein künstlerisches Ausstellungskonzept zu den wesentlichen Aspekten in Höllerers Schaffen. In Zusammenarbeit mit dem Forschungsprojekt „Object Space Agency“ am Exzellenzcluster „Matters of Activity“ der Humboldt-Universität zu Berlin wurde zudem eine experimentelle VR-Installation entwickelt, ausgehend von Walter Höllerers Roman „Die Elephantenuhr“.
Veranstaltet und ermöglicht wird die Ausstellung durch die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e.V. sowie durch Mittel der Berlin University Alliance.
Die Walter-Höllerer-Vorlesung 2022 „Artifizielle und Post-Artifizielle Texte: Literatur und Künstliche Intelligenz“ mit Hannes Bajohr (Collegium Helveticum, Zürich), Literaturwissenschaftler und Autor findet statt:
Zeit: Donnerstag, 8. Dezember 2022, 18.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Hauptgebäude, Hörsaal H 104, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin
Digitalisierung und Künstliche Intelligenz sind heute zu einem großen Teil Sprachtechnologien. Wie alle neuen Sprachtechnologien provozieren sie damit literarische Experimente, die ihre Grenzen ausloten – die der Technologie, aber auch die der Sprache. Vor allem, was man digitale Literatur nennt, produziert solche „artifiziellen“ Texte, und die Vorlesung nutzt sie als Ausgangspunkt für ein Update der Frage nach dem Status von Sprache im technischen Zeitalter. „Artifizielle und Post-Artifizielle Texte: Literatur und Künstliche Intelligenz“ lautet der Titel der Vorlesung, die in diesem Jahr von Hannes Bajohr gehalten wird. Im Anschluss findet ein Podiumsgespräch mit der Schriftstellerin Ulrike Draesner (Berlin/Leipzig) statt.
Hannes Bajohr, geboren 1984 in Berlin, ist Literatur- und Medienwissenschaftler, Ideenhistoriker sowie Autor digitaler Literatur. Er studierte Philosophie, neuere Geschichte und deutsche Literatur in Berlin und New York und wurde an der Columbia University, New York, mit einer Dissertation über Hans Blumenbergs Sprachphilosophie promoviert. Zu seinen Forschungsgebieten gehören Theorien des Digitalen, Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts und die Politische Theorie des Liberalismus. Er ist Übersetzer und Herausgeber der Werke der amerikanischen Politologin Judith N. Shklar in Deutschland. Es erschienen zahlreiche Veröffentlichungen u.a. über digitale Literatur sowie literarische Experimente mit Künstlicher Intelligenz. Neben seiner akademischen Tätigkeit produziert er digitale Lyrik. Derzeit ist Hannes BajohrFellow am Collegium Helveticum in Zürich.
Seit 2007 findet einmal im Jahr die Walter-Höllerer-Vorlesung statt. Sie richtet sich als fachübergreifende Veranstaltung an eine breite akademisch interessierte Öffentlichkeit. Mit ihr erinnert die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e. V. an den Literaturwissenschaftler und Schriftsteller Walter Höllerer und seinen Einsatz für die Universität als Ort der Geistesgegenwart im „technischen Zeitalter“. In diesem Jahr begeht die Freundesgesellschaft selbst ein Jubiläum. Bereits seit 100 Jahren unterstützt und fördert die Gesellschaft Bildung und Wissenschaft an der TU Berlin.
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