Eugene Paul Wigner und die friedliche Nutzung des Atoms

Das Schicksal von Eugene Paul Wigner war wie das vieler Wissenschaftler jüdischer Herkunft außergewöhnlich. Das kleine Ungarn brachte im 20. Jahrhundert ungewöhnlich viele Genies hervor. Für die moderne Physik stehen Edward Teller, Leó Szilárd und Jenö Pál (Eugene Paul) Wigner. Alle drei sind in Budapest geboren, studierten in Deutschland und emigrierten nach 1933 in die USA. Der NS-Antisemitismus vertrieb viel wissenschaftliche Intelligenz aus der „Alten Welt“.

Von Budapest nach Berlin

Wigner wurde am 17. November 1902 als Sohn eines Lederfabrikanten geboren. Nach dem Abitur wollte er Physik studieren, doch sein Vater versuchte ihm das auszureden: „Wie viele Physiker, glaubst Du, braucht Ungarn heute?“ Das Land war nach dem 1. Weltkrieg in einer katastrophalen Lage: Intoleranz sowie Repression herrschten und das geistige Klima war wenig kreativ. Zunächst nahm der junge Wigner ein Chemie-Studium in Budapest auf, wechselte aber bald an die Technische Hochschule zu Berlin. Nebenbei hörte er an der Berliner Universität Physik-Vorlesungen bei Walter Nernst, Max Planck und Albert Einstein. Außerdem nahm er persönlichen Kontakt zu Einstein und Leó Szilárd auf. Das intensivierte seine Beschäftigung mit der modernen Physik.

Fokus auf Quantenmechanik

Nach der Promotion im Fach Chemie kehrte er 1925 nach Budapest zurück, um als Ingenieur im väterlichen Betrieb zu arbeiten. Er war jedoch ohne Hoffnung auf eine Wissenschaftlerkarriere. Doch dann geschah etwas Außergewöhnliches. Professor Richard Becker verschaffte ihm 1926 eine Hilfsassistentenstelle für Physik an der Technischen Hochschule zu Berlin. Seit der Berufung von Gustav Hertz, Nobelpreisträger 1925, galt diese als eine der renommiertesten Hochschulen. Trotz Hungervergütung nahm Wigner das Angebot an und beschäftigte sich mit Fragen der Quantenmechanik. Währenddessen ging er auch für ein Jahr nach Göttingen, wo Werner Heisenberg, der Begründer der Quantenmechanik, lehrte. 1928 habilitierte sich Wigner schließlich an der Technischen Hochschule zu Berlin.

Internationale Forschung

Auch international wurde Wigner wahrgenommen: 1930 wurde ihm eine befristete Halbzeit-Professur an der Universität Princeton angeboten. Gleichzeitig ernannte ihn die Technische Hochschule zu Berlin zum außerordentlichen Professor. So pendelte der 28-Jährige zwischen Princeton und Berlin hin und her. 1933 erschien schließlich sein Buch „Quantenmechanik und Gruppentheorie“. Ein Meilenstein: Dreißig Jahre später sollte er für diese Forschungen den Nobelpreis erhalten.

Schicksalsjahre

Zugleich war 1933 Wigners Schicksalsjahr. Die Nationalsozialisten warfen ihn wegen seiner jüdischen Herkunft aus der Technischen Hochschule. Er machte sich keine Illusionen über die Absichten und Ziele Hitlers und blieb in den USA. Im Jahr 1937 wurde er amerikanischer Staatsbürger. Nach einer Professur in Wisconsin kehrte er 1938 nach Princeton zurück, wo er auf dem Gebiet der Quantenmechanik und Kernphysik forschte. 1941 wandten sich Wigner, Teller und Szilárd an Einstein mit der Bitte, den US-Präsidenten Roosevelt vor einer möglichen deutschen Atombombe zu warnen. Mit Szilárd entwickelte er eine Theorie über nukleare Kettenreaktionen und arbeitete dem Manhattan-Projekt in Los Alamos zu. An der Universität Chicago war Wigner an der Entwicklung des Hanford-Reaktors beteiligt, der später das Plutonium für die Bombe lieferte. 

Erhalt des Physik-Nobelpreises

Nach dem Krieg setzte sich Wigner für die friedliche Nutzung des Atoms ein. 1963 erhielt er zusammen mit J. Hans D. Jensen und Maria Goeppert-Mayer den Physik-Nobelpreis. Eugene Wigner starb am 1. Januar 1995 in Princeton, wo er auch seine letzte Ruhe fand. Heute trägt das neue Physikgebäude der Technischen Universität Berlin seinen Namen.