Alois Riedler (1850-1936) wurde 1888 Professor für Maschinenbau an der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin und 1899 ihr Rektor. Er hatte das Ingenieurstudium reformiert und neue Akzente gesetzt. In Zukunft sollten allein berufspraktische Fähigkeiten geschult und enge Bindungen zur Industrie angestrebt werden. Die Mathematikausbildung sollte über das Maß einer Hilfsdisziplin nicht hinausgehen. Riedler war wichtiger Vorkämpfer für das Promotionsrecht an den technischen Hochschulen. Als Rektor erlebte er 1899 dessen feierliche Verleihung durch Kaiser Wilhelm II.
Am 15. Mai 1850 in Graz geboren, studierte Alois Riedler dort Maschinenbau. Sein Technikerleben führte ihn an die Technische Hochschule Brünn, später nach Wien, wo er sich Ansehen als Maschinenkonstrukteur erwarb. 1880 ging er als Extraordinarius für Maschinenlehre an die Technische Hochschule München und war 1884-1888 Professor an der Technischen Hochschule Aachen. 1888 schließlich erfolgte die Berufung an die Königlich Technische Hochschule zu Berlin, die zu dieser Zeit ein Viertel aller deutschen Techniker ausbildete. Das war ein Karrieresprung. Mit dem Ruf waren ministerielle Erwartungen an Riedler verbunden. Er sollte mit Vehemenz die Maschinenbauausbildung praxiswirksamer gestalten und von theoretischem Ballast befreien. Riedler lehnte die Mathematisierung des Fachs als „akademische Spielerei“ ab. Die Studierenden sollten in Maschinenbau-Laboratorien praktische Kompetenz einüben. Dabei berief er sich auf die Ingenieurausbildung in den USA, die er aus eigener Anschauung kannte. Gegen Franz Releaux, der dies gegensätzlich sah, eröffnete Riedler einen „siebenjährigen Krieg". Der Österreicher setzte sich letztlich durch. Resigniert und verbittert verließ Reuleaux 1896 die Königlich Technische Hochschule zu Berlin.
Neben Leistungen hatte Riedler allerdings auch Fehlentwicklungen zu verantworten. Mit seiner Hilfe entwickelte sich die Königlich Technische Hochschule zu Berlin zum „technischen Leibregiment der Hohenzollern“. Der „Dienst des Ingenieurs fürs Vaterland“, für dessen Wettbewerbsfähigkeit und Weltherrschaftsambitionen, erlaube sogar eine Beschränkung der Lehrfreiheit, so Riedler. Zu seinen Lieblingsprojekten gehörte der Bau des Maschinenbau-Laboratoriums. Auf dem südlichen Campus wurde 1896 ein entsprechendes Gebäude errichtet, das immer noch erhalten ist. Es ist ein karger, mäßig ornamentierter Backsteinbau, der heute noch an Alois Riedler erinnert.