Bibliometrie ist die quantitative Analyse von wissenschaftlichen Publikationen und ihren Zitationen. Bibliometrische Analysen helfen beim Vergleich der Publikationsleistung einzelner Wissenschaftler*innen, Forschergruppen, Institute, Fakultäten oder ganzer Institutionen.
Mit Hilfe bibliometrischer Analysen können Wissenschaftler*innen ihre Publikationsleistung evaluieren sowie die Sichtbarkeit und den Impact ihrer Forschung verbessern. Bibliometrische Analysen bedürfen einer großen Sorgfalt bei der Auswahl der Methode, beim Umgang mit den Daten und bei der Interpretation der Ergebnisse.
Web of Science (WoS) |
Web of Science (WoS) ist eine multidisziplinäre Literatur- und Zitationsdatenbank mit Schwerpunkt auf den naturwissenschaftlichen Fächern. Sie wird von der Firma Clarivate Analytics betrieben. Die Universitätsbibliothek der TU Berlin hat Web of Science lizenziert, der Zugang ist für Hochschulangehörige frei (http://www.isiknowledge.com/WOS). |
Scopus |
Scopus ist eine multidisziplinäre Literatur- und Zitationsdatenbank, die von der Firma Elsevier betrieben wird. Die Universitätsbibliothek der TU Berlin hat Scopus nicht lizenziert. |
Google Scholar |
Google Scholar ist eine öffentlich zugängliche Suchmaschine für wissenschaftliche Literatur. Sie verfügt über eine sehr große Datenbasis und zeigt für die gefundenen Ergebnisse auch Zitationsdaten an. Die Datenherkunft ist allerdings nicht transparent und die Ergebnisse sind nicht verlässlich reproduzierbar. |
Microsoft Academic |
Microsoft Academic ist eine öffentlich zugängliche Suchmaschine für wissenschaftliche Publikationen. Ähnlich wie Google Scholar verzeichnet der Suchdienst Publikationen und Zitationen. Die Datenbasis ist allerdings ebenfalls nicht transparent. |
Die grundlegenden Indikatoren einer bibliometrischen Analyse basieren auf der Zählung von Publikationen und Zitationen:
Die Zitationsrate ist der Quotient aus der Anzahl der Publikationen P und der Anzahl der Zitationen C: Zitationsrate CCP = C/P
Der H-Index wurde entwickelt, um die wissenschaftliche Leistung einzelner Wissenschaftler*innen zu bewerten. Auch er betrachtet die Kombination der Anzahl der Publikationen und der Anzahl der Zitationen: H-Index = Anzahl der Artikel h einer Person oder Einrichtung, die mindestens h mal zitiert wurden.
Tutorial zur Ermittlung bibliometrischer Kennzahlen im WoS (PDF, 2 MB)
Zeitschriftenbezogene Indikatoren sollen den Einfluss von einzelnen Zeitschriften messen. Sie sind kein Leistungsmerkmal zur Bewertung von Wissenschaftler*innen. Sie sagen ebenfalls nichts über die Qualität eines einzelnen Artikels einer Zeitschrift aus. Der Inhalt eines einzelnen Artikels aus einer Zeitschrift mit einem hohen zeitschriftenbezogenen Indikator ist nicht zwangsläufig qualitativ besser als ein Artikel aus einer Zeitschrift mit einem niedrigeren Indikator.
Der bekannteste und älteste Indikator ist der Journal Impact Factor (JIF). Er gibt an, wie häufig ein Artikel einer Zeitschrift im Durchschnitt in anderen Publikationen zitiert wurde. Er wird berechnet aus der Anzahl der Zitationen der Artikel einer Zeitschrift im betrachteten Jahr im Verhältnis zur Anzahl dieser Artikel in den zwei Jahren zuvor.
Als Datengrundlage dient die Datenbank Web of Science Core Collection (Clarivate).
Der Scimago Journal Rank (SJR) erfasst das Prestige einer Zeitschrift durch Messung der durchschnittlichen Anzahl von Zitationen unter Beachtung des Page Rank Algorithmus. Als Datengrundlage dient die Datenbank Scopus (Elsevier).
Eigenfactor bestimmt den wissenschaftlichen Einfluss von Zeitschriften mit Hilfe der gegenseitigen Zitationen von Artikeln (Netzwerkanalyse). Auf der Basis der vorhandenen Zitationsdaten (Datengrundlage: Web of Science) werden mit dem Page Rank Algorithmus zwei Kennzahlen berechnet: der Eigenfactor Score (ES) und der Article Influence Score (AIS). Beide sind frei zugänglich.
Mit den neuen Formen der Wissenschaftskommunikation und der wachsenden Zahl elektronischer Publikationen entwickeln sich zunehmend artikelbezogene, alternative Metriken auf der Basis von Nutzungskennzahlen (z.B. Views, Downloads, Bookmarks) und Diskussionen wissenschaftlicher Publikationen in sozialen Netzwerken (z.B. Twitter, Facebook, Weblogs).
Typische bibliometrische Analysen sind:
Output-Analysen:
In der Output-Analyse wird der wissenschaftliche Output durch Zählung der Publikationen untersucht. Hierbei werden alle Veröffentlichungen erfasst und im Zeitverlauf, nach fachlicher Verortung oder nach Publikationstyp analysiert.
Zitationsanalysen:
Die Zitationsanalyse misst die Wahrnehmung des wissenschaftlichen Outputs in der Community. Hierzu werden Zitationsdaten erfasst und analysiert.
Trendanalysen:
Bibliometrische Analysen ermöglichen Vorhersagen zu wissenschaftliche Trends.
Netzwerkanalysen:
Netzwerkanalysen analysieren interdisziplinäre und überregionale Kooperationen.
Autorenprofile dienen der eindeutigen Identifikation von Autor*innen. Sie stellen die vollständige Zuordnung aller Publikationen zu einer Wissenschaftlerin oder einem Wissenschaftler sicher. Die Publikationsleistung wird vollständig wahrgenommen und besser sichtbar.
Die Universitätsbibliothek empfiehlt allen Wissenschaftler*innen, sich bei ORCID zu registrieren und die individuelle ORCID in ihren Publikationen zu verwenden.
Open Access veröffentliche Publikationen sind im Internet kostenfrei und öffentlich, d. h. ohne finanzielle, rechtliche oder technische Barrieren zugänglich. Dadurch werden Open-Access-Beiträge häufiger gefunden und zitiert als nicht frei im Internet verfügbare Inhalte.
Im wissenschaftlichen Wettbewerb kommt der Zuordnung von Autor*innen zu Ihren Institutionen, z. B. in Publikationen eine zentrale Bedeutung zu. Universitäten und ihre Forschenden werden in nationalen wie internationalen Vergleichen und Rankings häufig an der ihnen zugeschriebenen Publikationsleistung gemessen und Fördermittel oft auf dieser Grundlage vergeben. Auch für andere Untersuchungen, die Angaben zu Affiliationen auswerten, z.B. Analysen zu institutionsübergreifendem Kooperationsverhalten, ist eine eindeutige und vor allem vollständige Zuordnung wichtig.
Vor diesem Hintergrund hat die TU Berlin im Oktober 2019 die Richtlinie für die standardisierte Angabe der Affiliation bei deutsch- und englischsprachigen Publikationen verabschiedet. Sie gilt für alle Mitglieder der TU Berlin. Die Richtlinie legt u. a den zu verwendenden standardisierten Universitätsnamen (Technische Universität Berlin) sowie die standardisierte Abkürzung (TU Berlin) fest und regelt darüber hinaus auch die Angabe der Affiliation bei multiplen institutionellen Zugehörigkeiten.
Die Affiliationsrichtlinie stellt damit sicher, dass alle Publikationen von Wissenschaftler*innen der TU Berlin auch eindeutig, korrekt und vollständig der Technischen Universität Berlin zugeordnet werden. Sie dient damit neben der gesteigerten Sichtbarkeit der Forschungsstärke unserer Universität auch der finanziellen Anerkennung von Forschungsleistungen und hat eine positive Auswirkung auf nationale und internationale Rankings.
Weitere Informationen zur Affiliationsrichtlinie der TU Berlin finden Sie im Beitrag: "TU Berlin beschließt Affiliationsrichtlinie" auf unserem Blog.
Bibliometrische Analysen helfen dabei, die Bedeutung wissenschaftlicher Publikationen quantitativ zu messen, zu bewerten und zu vergleichen. Sie werden zunehmend im Wissenschaftsmanagement eingesetzt, zum Beispiel als Instrument zur Erkennung von Forschungstrends oder in der leistungsorientierten Mittelvergabe.
Bibliometrische Analysen stellen lediglich ein Hilfsmittel im Forschungsmanagement dar. Sie ersetzen niemals eine qualitative Bewertung des Forschungsinhalts. Diese ist z.B. durch die Begutachtung der Forschungsleistung durch unabhängige Experten möglich (Peer Review).
Die wichtigsten bibliometrischen Datenquellen sind die multidisziplinären Literatur- und Zitationsdatenbanken Web of Science und Scopus. Zu beachten ist, dass die Aussagekraft und Sinnhaftigkeit einer bibliometrischen Auswertung stark von der Qualität und Ausrichtung der Datenbasis abhängt. So unterscheidet sich der H-Index einzelner Wissenschaftler*innen, je nachdem welche Datenquelle als Grundlage dient.
Einzelne Kennzahlen sollten nie isoliert betrachtet werden, vielmehr sollte die Gesamtheit aller Indikatoren berücksichtigt und sinnvoll ausgewertet werden. Zum Beispiel sagt die Anzahl der Publikationen (Output) nichts über die Qualität der Veröffentlichungen aus. Wer viel publiziert, publiziert nicht zwangsläufig qualitativ hochwertig und wer wenig publiziert nicht zwangsläufig qualitativ schlecht.
Da sich das Publikationsverhalten der Wissenschaftler*innen in den einzelnen Fachgebieten stark unterscheidet, eignen sich bibliometrische Indikatoren nicht für interdisziplinäre Vergleiche.
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