Erfahrungen aus erster Hand

Wer authentische Beratung zu seinem Studiengang sucht, sollte sich an die Studienfachberatung der entsprechenden Fakultät und gemeinsamen Kommissionen wenden. Hier beraten Studierende Studieninteressierte sowie ihre Kommilton*innen

Raus aus dem regulierten Schulbetrieb, rein in die Uni. Alles ist neu in diesem Lebensabschnitt: die erste eigene Wohnung, Selbstorganisation, selbstbestimmtes Lernen, fehlende Kontrolle der Anwesenheit im Unterricht. Wer neu in der Stadt ist, muss sich zudem noch einen komplett neuen Freundeskreis aufbauen. Doch auch Berliner*innen müssen sich an der Uni eine neue Bezugsgruppe suchen. Das ist gerade zu Corona-Zeiten nicht so einfach. Wo früher erste Kontakte auf Erstsemestertagen und bei Einführungsveranstaltungen geschlossen wurden, gibt es heute die Kontaktaufnahme online und über die sozialen Netzwerke.

Damit ist die Herausforderung an eine so große Universität wie die Technische Universität Berlin (TU Berlin) zu kommen, noch einmal größer. Eine Universität mit mehr als 35.000 Studierenden an sieben Fakultäten mit ihren diversen Instituten sowie vielfältigen Studiengängen: Da kann sich so manch eine*r schon alleine unter vielen fühlen. Hilfe bieten hier die Allgemeine Studienberatung und im Besonderen die Studienfachberatungen an den sieben Fakultäten.

Wichtig zu wissen

Bei konkreten Fragen zu einem der Studiengänge an der TU Berlin: Auf den Steckbriefen der Studiengänge ist der Kontakt zur jeweiligen Studienfachberatung verlinkt.

Der Weg zur Studienfachberatung: Wer fragt, gewinnt

Noch vor dem Schritt an die Uni steht die Recherche. Passt der Studiengang zu mir, will ich an die TU Berlin, was bietet der Studiengang und erfülle ich die Voraussetzungen? Die wohl bekannteste Anlaufstelle für Beratungen rund ums Studium ist die Allgemeine Studienberatung. Unbekannter sind die Studienfachberatungen an den einzelnen Fakultäten, die noch spezifischer auf die Fragen und Wünsche der Studieninteressierten antworten können.

Im Unterschied zur großen Schwester arbeiten hier Studierende für Studierende. Einige der studentischen Studienfachberater*innen haben eine Schulung bei der Allgemeinen Studienberatung gemacht, um über alle Angebote der TU Berlin informiert zu sein. Ihre Beratungen speisen sich jedoch auch aus ihren Erfahrungen, die sie selber im Studiengang gemacht haben. Ein großer Pluspunkt, denn sie kennen die Professor*innen, Dozent*innen, Tutor*innen und die einzelnen Module. Sie können detaillierte Informationen zu Studieninhalten, Studienaufbau und zur Gestaltung des Stundenplans geben. Studienfachberater*innen begleiten und beraten Studierende – vom ersten Schritt an die Uni bis hin zur Bachelor- und Masterprüfung.

Aus Erfahrung klug

Inken Czesla würde heute vielleicht nicht an der TU Berlin Naturwissenschaften in der Informationsgesellschaft studieren, wenn sie nicht vor drei Jahren mit der Studienfachberatung gesprochen hätte. „Ich wusste nur, dass ich etwas mit Naturwissenschaften studieren wollte“, erzählt sie. Bei der Recherche stieß sie auf den interdisziplinären Studiengang mit Modulen in Mathematik, Informatik, Physik, Chemie und Gesellschaft. Erst nachdem sie mit dem Studienfachberater gesprochen hatte, der ihr den Studiengang genau erklärte, konnte sie sich für diese Fachrichtung und die TU Berlin und gegen einen anderen Studiengang an einer anderen Hochschule entscheiden. „Durch das anschauliche Gespräch wurden letzte Zweifel bei mir ausgeräumt und mir wurde klarer, was mich in diesem Studiengang erwartet“, sagt sie. Ein persönliches Gespräch vermittle einfach mehr als jede Studiengangsbeschreibung auf einer Webseite. Hier hatte sie jedoch den Zugang zur Studienfachberatung gefunden.

Nun ist sie im 6. Semester des achtsemestrigen Bachelorstudiengangs und seit drei Monaten selber Studienfachberaterin an der Fakultät II Mathematik und Naturwissenschaften für den Studiengang Naturwissenschaften in der Informationsgesellschaft. Zehn Stunden pro Woche ist sie Ansprechpartnerin für alle, die Hilfe brauchen. „Ich möchte meine Erfahrungen an andere Studierende weitergeben und ihnen helfen, so wie mir geholfen wurde“, sagt sie. Gerade in Hinblick auf ihren eher kleinen, ausgefallenen und interdisziplinären Studiengang sei eine persönliche Beratung wichtig. Rund 100 Studierende sind eingeschrieben, etwa 30 Neuimmatrikulierte kommen pro Wintersemester hinzu, die die Wahl zwischen rund 200 Wahlpflichtmodulen haben. „Damit sind viele überfordert“, sagt die Studentin.

Studierende in jeder Phase ihres Studiums können sich an die Studienfachberatung wenden – mit Fragen und Problemen. „Wir finden immer gemeinsam einen Ausweg“, sagt Inken. Sie klärt über neue Prüfungsordnungen auf, hilft, Stundenpläne zusammenzustellen, gibt Ratschläge, wie die Hausaufgaben zu bewältigen sind und berät, wenn Studierende Angst haben, den Anforderungen des Studiums nicht gewachsen zu sein.

Hilfe für „Erstis“

Für Neuimmatrikulierte organisiert die Studienfachberatung „NiDl“ zusammen mit der Physik Erstsemesterfahrten mit Vorträgen und Infos zum Studium. ,„Es ist ein Wochenende für die Vernetzung“, sagt Inken, genauso wie die Stammtische, die gerade zum Semesterstart häufig stattfinden. „Gemeinsam in die Uni reinzukommen und das Studium zu bewältigen, ist das Ziel.“ Die Studienfachberatung bietet auch ein Mentor*innenprogramm an. Hier begleiten Studierende höherer Semester die Neuen bei ihren ersten Schritten auf dem Campus, sie zeigen ihnen die Mensa, geben Tipps zu Stundenplänen und erzählen, wo was los ist.


Solch ein Mentoringprogramm hat auch die Studienfachberatung der Fakultät IV Elektrotechnik und Informatik ins Leben gerufen. Die Begleitung der Neuimmatrikulierten sei besonders an einer großen Fakultät mit großen, eher anonymen Studiengängen wichtig. Sieben Studierende arbeiten hier in der Studienfachberatung und helfen Studieninteressierten und Studierenden bei Fragen zum Umgang mit Studien- und Prüfungsordnungen, Studiengangswechsel, zur Gliederung des Studiums sowie bei spezifischen organisatorischen und inhaltlichen Problemen. „Die größte Herausforderung in einem Studiengang mit vielen Immatrikulierten ist es, Leute zu finden und sie bei sich zu behalten“, sagen die Studienfachberater*innen, die individuell zu Bachelor- und Masterstudiengängen in u.a. Elektrotechnik, Medieninformatik, Medientechnik sowie Wirtschaftsinformatik beraten

Beratung in allen Phasen des Studiums

Die Studienfachberater*innen sind es, die den Überblick darüber haben, worauf es in ihren jeweiligen Studiengängen ankommt und welche Anlaufstellen es an der Uni gibt. Je nach Fragestellung können sie die um Hilfe bittenden Studierenden an entsprechende Beratungsangebote weiterleiten. Sie geben Tipps, wie man Kontakte an der Uni knüpft, zum Beispiel über studentische Initiativen (Inis), in denen man sich engagieren kann, oder über den Hochschulsport, um auf diesem Weg Kommiliton*innen kennenzulernen. „Gerade im digitalen Sommersemester ist es besonders wichtig, alternative Wege zu finden, um Kontakte zu knüpfen“, sagen sie. Sie raten beispielsweise, in den Foren der Module oder in Hausaufgabengruppen zu schauen.


Zudem bieten sie gemeinsam mit dem Mentoring der Fakultät IV ein wöchentliches Q&A an – im digitalen Sommersemester 2020 via Zoom. In diesen Sessions können alle ihre Fragen, die sie zum Studium haben, einbringen.


Die große Herausforderung an einer großen Fakultät mit vielen Immatrikulierten sei, selber aktiv zu werden und nach Hilfe zu suchen. „Wenn ich Unterstützung brauche, muss ich nachfragen“, sagen sie. Da seien sie von der Studienfachberatung die richtigen Ansprechpartner*innen. „Denn wir versuchen, für alles eine Lösung zu finden.“