Mit Geduld und Gelassenheit nach Israel

TU-Studentin Maja Denisova ist unter Pandemiebedingungen für ein Auslandsstudium in Tel Aviv

Ein Studium im Ausland – schon früh wusste Maja Denisova, dass sie nicht nur inhaltlich, sondern auch gern geographisch über den Tellerrand schauen möchte. Bei einer Informationsveranstaltung in ihrem ersten Bachelorsemester im Fach Psychologie erzählten Kommiliton*innen von ihren Erfahrungen und der Funke sprang über: Während ihres Bachelorstudiums an der Freien Universität Berlin studierte sie in Budapest. In ihrem Masterstudium an der Technischen Universität Berlin im Fach Human Factors sollte es nun nach Israel gehen. So weit so gut. Als sie sich dann im Herbst 2019 schließlich für ein Auslandssemester in Tel Aviv bewarb, konnte sie noch nicht wissen, dass ihre Pläne – wie bei vielen anderen Student*innen auch – durch die weltweite Coronavirus-Pandemie zum Stocken geraten sollten.  

Mit einem Jahr Verspätung zur Wunschdestination

„Mein Tipp für Student*innen, die momentan ins Ausland gehen möchten: Bringt viel Geduld mit! Und Gelassenheit. Es ist einfach unglaublich schwierig irgendetwas vorherzusagen, weil die Lage sich sehr dynamisch verändert“, so Maja, die laut Studienplan eigentlich in ihrem dritten Mastersemester im Ausland studieren wollte. Erst ein Jahr später als geplant konnte sie ihre Koffer packen und ihr Auslandsstudium an der Tel Aviv University im September 2021 beginnen. Geholfen haben dabei die International Offices in Tel Aviv und Berlin. Aus Tel Aviv kamen regelmäßig Updates zu Änderungen, die das israelische Gesundheitssystem vorgenommen hat. In Berlin wurde ihre Bewerbung ein Jahr später mit wenigen Änderungen nochmals akzeptiert. Warum Israel, beziehungsweise Tel Aviv? Das hat auch mit dem Studienfach von Maja zu tun: „Israel ist eines der führenden Länder in der Start-Up-Dichte, besonders im Bereich High-Tech. Deshalb war es für mich eine perfekte Kombination aus fachlichem Interesse und auch meinem Traum, in einer Stadt am Meer zu leben.“

Zusammen ist man weniger allein

In Tel Aviv angekommen, musste Maja nach der Ankunft in eine siebentägige Quarantäne, aber nicht allein – aufgrund der gemeinsamen Einreise konnte sie mit ihrer Kommilitonin eine Airbnb-Wohnung beziehen, was die Quarantäne gefühlt um einiges verkürzte. „Ich kann also nur raten, mal zu fragen, wer von der gleichen Uni in die gleiche Stadt geht und sich mit den Leuten auszutauschen. Denn jede noch so herausfordernde Situation wie ein unauffindbarer Wohnungsschlüssel erscheint deutlich weniger schlimm, wenn man nicht alleine ist“, so Maja. Sicher ein Tipp, der nicht nur für die Pandemie gilt.

Ihre Erfahrungen teilt Maja außerdem als Korrespondentin in einem eigenen Blog im Rahmen der Kampagne „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). So entsteht mit vielen weiteren Korrespondent*innen auf der ganzen Welt ein Gemeinschaftssinn, der in Form von Bildern, Erfahrungsberichten und Videos auch für Außenstehende erfahrbar wird, oftmals auf den eigenen Social-Media-Kanälen sogar in Echtzeit.

Umgang mit der Pandemie vor Ort – ein trotz allem entspannter Start

Onlinestudium im Ausland – das wäre für Maja nicht in Frage gekommen, auch wenn es sehr unterschiedliche Meinungen zu dieser Frage gibt. Und sie hatte Glück: Fast das gesamte Wintersemester fand an der Tel Aviv University in Präsenz statt. Nur in den letzten Wochen des Wintersemesters wurde die Lehre aufgrund stark steigender Inzidenzen mithilfe von Videokonferenzen durchgeführt. „Insgesamt hat das Präsenzsemester gut funktioniert. Am Eingang zu den Universitätsgebäuden zeigte ich immer meinen Green Pass vor, der analog zu dem EU-COV-Pass bestätigt, dass ich vollständig geimpft bin. In den meisten Kursen wurden wir auch aufgefordert, eine Maske zu tragen“, erzählt Maja und verweist darauf, dass einige der Präsenzkurse auch hybrid durchgeführt wurden – für alle Student*innen aus dem Ausland, die nicht einreisen konnten.

Das Tragen von Masken in Innenräumen und die Kontrolle des Green Pass waren beides Faktoren, die Maja vor Ort ein Sicherheitsgefühl gaben. Nur beim Reisen, das zu jedem Auslandsstudium dazu gehört, gab und gibt es Einschränkungen. So ist die Grenze zu Jordanien nach wie vor geschlossen. Dennoch macht Maja deutlich: „Zu keiner anderen Lebensphase wird es jemals wieder so einfach sein, in so kurzer Zeit so viele großartige Menschen aus verschiedenen Ländern kennenzulernen. Die Kultur des Landes lernt man definitiv auf eine ganz andere Art und Weise kennen als beim Reisen.“ Nicht zuletzt erfüllte auch Tel Aviv das, was es versprach: Meer, Spaziergänge an der Strandpromenade und spektakuläre Sonnenuntergänge.

Von mündlichen Noten und „auf Du“ mit den Professor*innen

Majas Ziel bei der Kursauswahl war es zu Beginn, möglichst unterschiedliche Fächer aus dem interdisziplinär ausgerichteten Liberal-Arts-Programm zu besuchen, um ganz neue Perspektiven zu bekommen, die auch für Ihren Studiengang Human Factors wichtig sind. Neben dem Studium lag ihr Fokus auf dem Kennenlernen der Kultur und der Verbesserung ihrer hebräischen Sprachkenntnisse. Das Studium an der Tel Aviv University unterscheidet sich in einigen Punkten von dem Studium in Deutschland. Positiv überrascht war Maja von dem Interesse der Professor*innen an den Meinungen der Student*innen. Die Kursgrößen sind mit etwa 30 Student*innen überschaubar, und auch die Vorlesungen haben eher einen Seminar-Charakter. Kleinere Gruppen bedeuten auch, dass die Unterrichtsatmosphäre intimer, aber auch verschulter wirkt, so gibt es zudem eine Anwesenheitspflicht, die auch kontrolliert wird. Und es gibt wie in der Schule Noten für die mündliche Beteiligung. „Was auch neu für mich war: die Professor*innen werden meist mit dem Vornamen angesprochen.“ – definitiv ein Unterschied zu deutschen Universitäten.

Begeisterung für ein Fach ist nicht an den Ort gebunden

Wie es jetzt für Maja weitergeht? Sie schließt nach der Prüfungsphase im Januar ein Praktikum an der Tel Aviv University an. Sie erhält dafür ein PROMOS-Stipendium, das vom Career Service der TU Berlin vergeben wurde. Bei Prof. Joachim Meyer am Department of Industrial Engineering lernt sie unter anderem mehr über die Modellierung von menschlichem Entscheidungsverhalten in der Mensch-Technik-Interaktion. Majas Hoffnung ist, dabei die theoretischen Inhalte aus dem Studium auch auf die Forschung anwenden zu können und vielleicht sogar am Ende herauszufinden, ob sie in der Forschung bleiben möchte. So hat das Auslandsstudium vielleicht nicht nur den Erfahrungsschatz erweitert, sondern auch neue berufliche Perspektiven eröffnet.

Über die Kampagne „studieren weltweit – ERLEBE ES!“

Die Kampagne „studieren weltweit – ERLEBE ES!“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) schult jedes Semester Studierende, die ins Ausland gehen, damit diese auf Instagram, YouTube oder Twitter von ihren Erlebnissen kenntnisreich und spannend erzählen. Bereits über 20 Student*innen der TU Berlin haben aus Ländern wie Brasilien, China und Großbritannien als sogenannte „Correspondents“ berichtet und mit ihren Bildern und Videos bunte und vielseitige Eindrücke von ihrem Auslandsstudium geteilt.

Instagram-Takeover für die TU Berlin

https://www.instagram.com/p/CY_LS2UtDbp/

Mit 6 Fragen um die Welt

…für ein Auslandsstudium

WAS möchte ich im Ausland machen?

Eine gute Frage, die sich jede*r zu Beginn stellen sollte, da es verschiedene Möglichkeiten gibt. Beispiele:

  • Summer oder Winter School
  • Sprachkurs
  • Auslandsemester in Europa oder Übersee: innerhalb eines Austauschprogramms oder in Eigenregie?
  • Abschlussarbeit im Ausland
  • Auslandspraktikum

WO soll es hingehen?

Es gibt Austauschprogramme für Europa (ERASMUS+) und Übersee, jeweils mit unterschiedlichen Deadlines und Bewerbungsprozessen.

WIE wird vor Ort gelehrt, auf Englisch oder in der Landessprache? Muss ich vorher meine Sprachkenntnisse noch einmal auffrischen und was für ein Sprachzertifikat benötige ich für die Bewerbung?

Diese Fragen sollten im Vorfeld geklärt werden, je nach Sprachkenntnis mit ausreichend Vorlauf.

WANN muss ich mich bewerben?

Als Orientierungshilfe: Je weiter weg es gehen soll, desto früher sind die Bewerbungsdeadlines.

  • Für Übersee (Nordhalbkugel): immer im November für das darauffolgende akademische Jahr, aktuell war die Bewerbungsdeadline im November 2021 für einen Studienstart im September 2022, bzw. Februar 2023 (abhängig vom akademischen Kalender des Gastlandes)
  • Für Übersee (Südhalbkugel): immer im Mai für das darauffolgende akademische Jahr, z.B. Mai 2022 für Studienstart im Februar 2023, bzw. Juli 2023
  • Für Europa (ERASMUS+): Die Deadline ist immer im Januar (aktuelle Deadline: 11. Januar 2022) für das Wintersemester 2022/23 und/oder das Sommersemester 2023. Achtung: Eine Restplatzvergabe findet im Mai/Juni 2022 für das darauffolgende Sommersemester 2023 statt.

WIE VIEL kostet mich das und wo finde ich passende Stipendien?

Als Teilnehmer*in eines Austauschprogramms entfallen Studiengebühren an der Gasthochschule. Bei ERASMUS+ erhalten Interessierte das Stipendium der Europäischen Union (EU). Student*innen, die an einer Partneruni in Übersee studieren, erhalten das Teilstipendium der TU Berlin. Für Freemover*innen oder Student*innen, die ihre Abschlussarbeit in Übersee schreiben wollen, gibt es das PROMOS-Stipendium. Darüber hinaus kann man sich noch auf weitere Stipendien bewerben - und natürlich auf Auslands-BAföG.

WER hilft mir bei allen Fragen rund ums Thema Auslandsstudium?
Das Team Studierendenmobilität unterstützt bei allen Fragen und liefert die Antworten. Die Sprechstunden finden immer dienstags und donnerstags von 9.30 - 12.30 Uhr statt.

…für ein Auslandspraktikum

WAS für eine Art von Praktikum möchte ich machen?

  • in einem Unternehmen (Regelfall)
  • Forschungsinstitut (Studienrelevanz muss nachgewiesen werden)

Grundsätzlich fördert der Career Service selbst-organisierte Auslandspraktika in Europa (mit ERASMUS+) und Übersee (mit PROMOS) und berät zu weiteren Stipendienprogrammen (z.B. Russland in der Praxis, Deutsch-Schwedisches Talentprogramm oder Vulcanus in Japan).

WO soll es hingehen?

Europa (ERASMUS+) und Übersee haben unterschiedliche Bewerbungsprozesse, dies muss bei einer Bewerbung für ein Stipendium beachtet werden. Eine Bewerbung ist entweder fortlaufend möglich (ERASMUS+) oder im Falle eines Übersee-Praktikums in jedem Quartal.

WIE wird vor Ort / in dem Unternehmen kommuniziert, auf Englisch oder in der Landessprache?

Für ERASMUS+ ist etwa kein Sprachnachweis nötig, für PROMOS ja.

WANN muss ich mich bewerben?

Achtung: Es findet keine Vermittlung von Praktikumsplätzen statt, die dafür notwendige Zeit muss eingerechnet werden. Der Career Service unterstützt auf Wunsch bei der Suche, indem beispielsweise Firmen genannt werden, wo bereits gefördert wurde und die Personen glücklich zurückgekommen sind.

  • Für Übersee: viermal im Jahr, in jedem Quartal
  • Für ERASMUS+ (Europa): fortlaufend möglich, alle Unterlagen müssen in Papierform spätestens 4 Wochen vor Praktikumsbeginn da sein, ansonsten ggfs. Teilförderung möglich

WIE VIEL kostet mich das und wo finde ich Stipendien?

Alle Stipendien (ERASMUS+ und PROMOS) sind Teilstipendien. Es empfiehlt sich die Bewerbung auf Auslands-BAföG (nur bei Pflichtpraktika möglich). Von unbezahlten Praktika wird abgeraten.

WER hilft mir bei allen Fragen rund ums Thema Auslandspraktikum?

Team Studierendenmobilität im Career Service: Katja Glaeske, Christiane Schmidt, Gabriele Zöllner

Die Ansprechpartner*innen sind per Telefon zu den üblichen Bürozeiten erreichbar. Die allgemeine Online-Sprechstunde des Career Services findet immer mittwochs statt, der Zugang ist über den ISIS-Kurs „Praktikum im Ausland“ (Themen: Bürokratie, Visa, Versicherungen etc.) zu finden.