Firmen lassen sich -insbesondere was ihre strategischen Entscheidungen und ihren Erfolg betrifft- nicht gerne in die Karten schauen, besonders nicht von Ihren
Konkurrenten.
Deshalb sind Firmen sehr zurückhaltend mit der Herausgabe von Informationen, selbst wenn sie zu Forschungszwecken befragt werden. In jüngster Zeit sind in der Verfügbarkeit von Firmendaten für die Forschung aber enorme Fortschritte erzielt worden.
Durch die Einrichtung der dezentralen Forschungsdatenzentren (FDZ) der statistischen Ämter des Bundes und der Länder wurde eine Infrastruktur geschaffen, die Forschern den Zugang zu den Firmendaten erlaubt, die die amtliche Statistik auf gesetzlicher Grundlage seit Jahren erhebt. Diese Daten haben mehrere Vorteile:
Hoher Ausschöpfungsgrad (große, repräsentative Stichproben; bei größeren Firmen sogar Vollerhebung), hohe Rücklaufquote (Antwortpflicht), Panelstruktur (d.h., die selben Firmen werden regelmäßig im Zeitverlauf beobachtet).
Vor allem aber enthalten sie detaillierte Informationen über die Produktmarktergebnisse der Firmen - und eröffenen somit neue Analysepotentiale für die empirische industrieökonomische Forschung.
Diese wollen wir in Zukunft zusammen mit unseren Kooperationspartnern weiter nutzen. Einige "Pionierarbeiten" sind bereits entstanden:
Dieses Forschungsfeld beruht auf einer langjährigen Kooperation mit dem Immobilienökonomen Rainer Schulz (inzwischen University of Aberdeen, früher Humboldt Universität), dem Center for Applied Statistics and Economics (CASE) und dem Gutachterausschuss für Grundstückswerte (GAA) in Berlin. Der GAA stellte uns für Forschungszwecke Daten aus seine automatisierte Kaufpreissammlung zur Verfügung, mit detaillierten Informationen über Einfamilienhausverkäufe in Berlin. Auf Basis dieser Daten entstanden (u.a. im Rahmen des SFB 373 der HU Berlin) mehrere Forschungspapiere und Publikationen und ein ökonometrisches Preisprognosemodell (MD*Immo), das inzwischen auf der Internetseite des GAA für online-Preisprognosen genutzt werden kann.
Als Folge entwickelte sich das Teilprojekt B3 „Immobilienbewertung und Immobilieninvestition" des SFB 649 „Ökonomisches Risiko" (HU Berlin).
In diesem Projekt werden die Vermögensrisiken untersucht, die Eigentümer von Wohnimmobilien eingehen. Da Immobilien sehr heterogen sind und sehr selten gehandelt werden, ist die statistische Modellierung des Immobilienwertes eine zentrale Aufgabe des Teilprojekts.
Dieses Forschungsfeld beruht auf einer langjährigen Kooperation mit dem Epidemiologen Rémy Slama. Die Epidemiologie steht vor ähnlichen statistischen Herausforderungen wie die Ökonometrie: In der Regel gilt es in beiden Disziplinen mit nichtexperimentellen Daten (Wirkungs-)Zusammenhänge zu erschließen. Dabei spielen nicht- und semiparametrische statistische Modelle eine größer werdende Rolle. Diese Modelle haben wir beispielsweise eingesetzt, um das Fehlgeburtsrisiko zu studieren.
Wirtschaftsstatistik, der zweite Teil unseres Fachbgebietsnamens, hat (mindestens) zwei Bedeutungen. Zum einen werden werden die Einzeldaten der amtlichen Statistiken, die auf Befragungen von Unternehmen oder Betrieben beruhen, als "Wirtschaftsstatistiken" bezeichnen. Mit diesen Datensätze arbeiten wir im Forschungsgebiet Empirische Industrieökonomik. Die andere Bedeutung von Wirtschaftsstatistik bezieht sich auf die Bildung von Indikatoren zur Beschreibung des wirtschaftlichen Geschehens. Bekannte Beispiele sind das Bruttosozialprodukt oder der Verbraucherpreisindex, die das Statistischen Ämter ermitteln - oft auf der Basis der zuvor genannten Einzeldaten. Wir sind auch im Bereich der Indikatorik aktiv: in zwei Projekten, in denen mehrere grundlegende Indikatoren (die andere regelmäßig produzieren) zu aggregierten Indikatoren verdichtet werden. Mehr Informationen zu diesen Projekten, dem Innovationsindikator Deutschland und dem Monitoring Soziale Statdtentwicklung, finden Sie auf unserer Projekte-Seite.
Innovationsindikator Deutschland
Monitoring Soziale Stadtentwicklung