Reinhard Bornkamm wurde 1931 in Gießen geboren. Er wuchs in Sachsen (Markkleeberg) auf und studierte in Heidelberg, Tübingen und Göttingen Botanik, Zoologie, Chemie und Physik.
Er promovierte an der Universität Göttingen zum Thema „Vegetation, Standortbedingungen und Wasserhaushalt von Trespen-Trockenrasen im Oberen Leinetal“. Es folgen Forschungs- und Studienaufenthalte in Hohenheim bei Heinrich Walter, wo er sich Fragen der Konkurrenzökologie widmete. Seine Habilitation erfolgte 1965 in Göttingen mit einem stoffwechselphysiologischen Thema (Rolle des Oxalats im Stoffwechsel höherer Pflanzen).
Bis 1968 lehrte er an der Universität Köln. Im Jahr 1968 erhielt er den Ruf an die TU Berlin und übernahm die Leitung des Instituts für Angewandte Botanik am Campus Steglitz in der Rothenburgstraße. 1973 gründete er dort gemeinsam mit den Instituten für Bodenkunde und Zierpflanzenbau das erste Ökologie-Institut Deutschlands. Aus der „Angewandten Botanik“ wurde das von Bornkamm geleitete Fachgebiet Botanik. Hinzu kam 1974 das von Herbert Sukopp geleitete Fachgebiet Ökosystemforschung/Vegetationskunde und 1975 das von Manfred Horbert geführte Fachgebiet Bioklimatologie. Schwerpunkt des Instituts für Ökologie war und ist bis heute die stadtökologische Forschung.
Bis 1996 war Reinhard Bornkamm als Hochschullehrer an der TU Berlin tätig. Die Pflanze stand im Zentrum seiner Forschungsinteressen: er beschäftigte sich mit ihrer Ökologie, Physiologie und Vergesellschaftung. Dies tat er sowohl in seinem direkten urbanen Umfeld in Berlin, aber auch auf Magerrasen und in Wäldern außerhalb der Stadt. Bereits in den 1970er Jahren beschäftigte er sich mit der Begrünung von Dachflächen in Städten und richtete u. a. eine Dauerbeobachtungsfläche auf einem Gründach in seinem direkten Arbeitsumfeld im Lehr- und Forschungsgarten am Campus Steglitz ein. Darüber hinaus betreute er Arbeiten in ariden Gebieten in der Türkei, in Israel und Ägypten. Lehrreich waren auch seine zahlreichen Fachgebietsreisen, die Studierende und Kolleg*innen an die Orte der gerade laufenden Projekte führten.
Seine Vorlesungen zur Botanik richteten sich an eine Vielzahl an Studiengängen. Hierbei half sein übersichtliches und leicht verständliches Lehrbuch „Die Pflanze. Eine Einführung in die Botanik“, das im Ulmer-Verlag in drei Auflagen erschienen ist. Spannend waren auch seine Vorlesungen zur Ökologie der Tropen und Subtropen.
Bornkamm hat durch seine Mitarbeit in verschiedenen Gremien und Organisationen den interdisziplinären Austausch wesentlich vorangebracht. Schon in den 1970er Jahren suchte er den Austausch in internationalen ökologischen Komitees und auf Kongressen und publizierte in internationalen Fachzeitschriften. Er war Vorsitzender der Deutschen Botanischen Gesellschaft (1971) sowie Präsident der Gesellschaft für Ökologie (1990-1993) und der Europäischen Ökologischen Föderation (1992-1995).
Alle, die ihn kannten, werden aber vor allem seine Offenheit im wissenschaftlichen Austausch und seine freundliche, zugewandte und respektvolle Art in Erinnerung behalten.
Reinhard Bornkamm verstarb am 13.3.2023 im Alter von 92 Jahren friedlich in Kloster Lehnin.