Pflanzenökologie

Geschichte

Bis zur Parzellierung des Fichtenberges für die Bebauung im Jahre 1873 gehörte das Grundstück des Instituts für Ökologie mehr als 70 Jahre zum Gut Steglitz. Bis etwa 1770 existierten hier Wiesen und Weideland; später ein Obstgarten und der parkartig zur Anhöhe des Fichtenberges erweiterte Teil des Gutsgartens. Aus dieser Zeit stammen die ältesten Bäume im Garten.

1873 ließ der Bankier Henoch auf dem Grundstück ein klassizistisches Landhaus und ein Wirtschaftsgebäude im Fachwerkstil bauen, dessen Garten im Sinne des Lenné-Schülers Gustav Meyer (1816-1877) im Stil des Historismus gestaltet wurde. Ein Rundweg erschloss die parkartige Landschaft; kleinere Wege führten in verstecktere Ecken des Gartens. Die ursprüngliche Gestaltung ist noch heute in der Gesamtanlage erkennbar.

Das Landhaus wurde 1909 durch eine herrschaftliche Villa mit den heutigen Ausmaßen ersetzt. Der Entwurf hierfür stammte von Paul Baumgarten (1873-1946). 1922 ging das Anwesen in den Besitz des Generaldirektors der Deutschen Erdöl-AG, Dr. Middendorf über. Die Witwe verkaufte das Haus 1933 an die Nationalsozialisten. Während des Dritten Reichs wurde das Gelände durch die SS genutzt. In dieser Zeit entstanden ein Garagenhaus, ein Bunker und ein heute nicht mehr vorhandener Kantinentrakt. Nach 1945 war das Grundstück in amerikanischer Nutzung und ging zu Beginn der 1950er Jahre an das Land Berlin, das es seinerseits der TU Berlin übergab. Damit begann die Geschichte des Instituts für Ökologie am Standort Rothenburgstraße.

Gründung des ersten Ökologie-Instituts in Deutschland

Im Dezember 1955 bezog das Institut für Angewandte Botanik der Landbau-Fakultät unter Leitung von U. Berger-Landefeldt das Gelände. Das im Krieg schwer beschädigte Mansardendach der Villa wurde durch ein Steildach ersetzt. Die Terrasse wurde zum Seminarraum umgebaut. Weiterhin wurde das Gebäude mit einem Hörsaal und mehreren Laborräumen ausgestattet. Auf dem Außengelände entstand ein Gewächshaus. Im Originalzustand erhalten blieb das Foyer mit seinem repräsentativen Treppenaufgang.

Das Fachgebiet Angewandte Botanik wurde 1968 von Reinhard Bornkamm übernommen und wurde später zum Fachgebiet Botanik. Im Jahr 1973 wurde zusammen mit den Instituten für Bodenkunde und Zierpflanzenbau das erste Institut für Ökologie in Deutschland gegründet. Hinzu kamen 1974 das von Herbert Sukopp geleitete Fachgebiet Ökosystemforschung und Vegetationskunde und 1975 das von Manfred Horbert geführte Fachgebiet Bioklimatologie. Schwerpunkt war von Anfang an die stadtökologische Forschung. 1997 wurden die Fachgebiete Botanik und Ökosystemforschung/Vegetationskunde zum Fachgebiet Ökosystemkunde, insbes. Pflanzenökologie zusammengefasst. Es wurde von 1999 bis 2021 von Ingo Kowarik geleitet. 2018 kam das Fachgebiet Planungsbezogene Tierökologie unter Leitung von S. Kramer-Schadt hinzu.

Geschichte des Lehr- und Forschungsgartens

Mit dem Einzug der TU Berlin war von dem ursprünglichen Garten nach den Worten des damaligen Fachgebietsleiters Prof. Berger-Landefeldt „nichts als eine Wüste“ übrig. Der Leiter des TU-Instituts für Gartenkunst, Prof. Allinger, wurde mit der Umgestaltung beauftragt. Dieser ließ den besten Entwurf eines studentischen Entwurfsseminars realisieren, und zwar die Anlage eines pflanzensoziologischen Lehrgartens unter Berücksichtigung von Elementen der für das 19. Jh. typischen Gartenanlage. Der Entwurf hatte das Ziel, verschiedene Vegetationstypen auf engstem Raum anzulegen. Dazu gehörten ein mitteleuropäischer Buchenwald, ein submediterraner Bereich mit Perückenstrauch, Mannaesche und Hopfenbuche und ein zweiteiliges Alpinum.

Mit Beginn der stadtökologischen Forschung unter den Professoren Bornkamm und Sukopp wurde der Garten ab 1973 zu einem einzigartigen Naturgarten für die ökologische Forschung und Lehre weiterentwickelt. Dabei wurden Elemente des pflanzensoziologischen Lehrgartens aufgegriffen. Die Rasenflächen wurden z. B. in Wiesen umgewandelt; vermehrt wurden einheimische sowie seltene und gefährdete Arten in den Garten eingebracht.

Aufgrund seiner besonderen Gestaltqualität als Lehr- und Forschungsgarten wurde die Anlage 1998 als Gartendenkmal ausgewiesen.