Es sind die Ideen von heute, die zu Start-ups von morgen werden. Das zeigen einmal mehr die Ergebnisse, die aus dem Ideenwettbewerb „Research to Market Challenge“ hervorgegangen sind, der im Sommer zum zehnten Mal von „Science & Startups“, dem Verbund der Gründungsservices der vier BUA-Verbundpartnerinnen, ausgerichtet wurde. Bewerben konnten sich Student*innen, Doktorand*innen und wissenschaftliche Mitarbeiter*innen mit innovativen, forschungsbasierten Geschäftsideen. Insgesamt 39 Teams nahmen teil. Die zehn besten wurden ausgezeichnet; jeweils drei Teams in den Kategorien „Technologien x Ressourcen“, „Gesundheitswesen x Prävention” sowie „Nachhaltigkeit x Gesellschaft” und ein Team erhielt den Sonderpreis „Künstliche Intelligenz“. Die Konzepte wurden von einer Jury hinsichtlich Innovationsgehalt, Forschungsbezug, Realisierbarkeit und Kundennutzen bewertet. Für den ersten, zweiten und dritten Platz wurden jeweils 1.500, 1.000 und 500 Euro Preisgeld vergeben.
Gesellschaft von Freunden der TU Berlin
Seit 2020 stiftet die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin einen Preis im Research to Market-Wettbewerb der Berliner Universitäten in der Kategorie „Technologien x Ressourcen“. „Mit dem Preisgeld wollen wir junge Talente und deren Ideen bei der Umsetzung in die unternehmerische Praxis fördern“, sagt Prof. Dr. Heinrich Arnold, Honorarprofessor an der TU Berlin und stellvertretender Vorsitzender der Freundesgesellschaft. „Interdisziplinäre Forschung kombiniert mit Gründergeist sind unverzichtbar, um komplexe Probleme anzugehen und innovative Lösungen in unsere Welt zu bringen.“ Deswegen sei es für die Freundesgesellschaft von großer Bedeutung, mit dem Preis und gemeinsam mit den Berliner Universitäten ein Zeichen für Forschung und Innovationstransfer zu setzen.
5APrint
Mit ihrer innovativen Idee, einen kostengünstigen 5-Achsen-FDM-3D-Industriedrucker herzustellen, traten Pasha Alidadi und Victor Clauss vom Team 5APrint an. Pasha Alidadi befindet sich im letzten Semester seines Masterstudiums im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin, während Victor Clauss Englisch an der HU Berlin und gleichzeitig an der UdK Berlin Kunst studiert. Beide sind beste Freunde. Die ursprüngliche Idee für dieses Projekt stammt von Victor Clauss, einem Künstler, der komplexe 3D-Skulpturen kreiert und bei seiner Arbeit mit den Problemen des 3D-Drucks konfrontiert wurde wie zum Beispiel raue Oberflächen oder langsame Produktionszeit. Er holte sich das technische Fachwissen seines Freundes Pasha Alidadi ins Boot, um an einer Lösung zu arbeiten.
Gemeinsam verfeinerten sie eine Methode, um herkömmliche günstige 3D-Drucker um zwei zusätzliche drehbare Achsen zu erweitern. Die Idee überzeugte die Jury. „Einfach in der Anwendung, preiswert, nachhaltig und ressourcenschonend“, fasst Jurymitglied Heinrich Arnold zusammen. Mit dem Preisgeld von 1500 Euro wollen die Studenten einen Prototypen des 5-Achsen-Druckers bauen. „Bei erfolgreicher Umsetzung könnte er bald die Schwachpunkte des 3D-Drucks minimieren und erheblich günstiger angeboten werden als aktuelle 5D-Drucker“, sagt Pasha Alidadi. Ihr Plan ist, sich auf ein Berliner Start-up-Stipendium zu bewerben. „Und dazu suchen wir noch eine tech-affine Person, die mitgründen möchte“, sagt Pasha Alidadi.
Carbonsate
Fabian Sperling und Hannes Scholz haben mit ihrer Start-up-Idee „Carbonsate“ der Klimakrise den Kampf angesagt. Als reines TU-Team konnten sie in der Kategorie „Nachhaltigkeit und Gesellschaft“ den zweiten Platz belegen und wurden dafür von der Ernst-Reuter-Gesellschaft der FU Berlin mit 1000 Euro Preisgeld ausgestattet. Beide studieren Wirtschaftsingenieurwesen und haben bald ihren Master in der Tasche. Sie sind mit der Geschäftsidee angetreten, CO2-Zertifikate für den freiwilligen Treibhausgas-Kompensationsmarkt anzubieten.
„Um den Klimawandel zu stoppen, benötigt es schnelle und drastische Maßnahmen“, sagt Fabian Sperling. Der Weltklimabericht zeige, dass die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 halbiert werden müssen, um die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. „Das ist nur zu erreichen, wenn wir unsere Emissionen drastisch reduzieren und bereits emittiertes CO₂ wieder aus der Atmosphäre entfernen“, sagt er. Dazu wollen die Studenten Biomasse einlagern. „Das CO₂, das in der Biomasse gespeichert ist, soll so permanent aus der Atmosphäre entfernt werden“, sagt Hannes Scholz. Er gibt ein Beispiel: Der Wald ist ein großer CO2-Speicher. Werden Bäume abgeholzt und verbrannt, wird das CO2 wieder freigesetzt. Die Studenten haben eine Methode entwickelt, um altes Baumholz so zu lagern, dass es selbst in 1000 Jahren nicht verrottet und zu Kohle werden kann. Es soll unter der Erde und mit einer Abdichtungstechnologie, die im Deponiebau bereits erfolgreich eingesetzt wird, abgedeckt werden. Auf der so entstandenen Fläche könnten wiederum Solaranlagen gebaut werden. Unternehmen, die ihren CO2-Fußabdruck reduzieren wollen, können Zertifikate kaufen, mit dem Verkauf der Zertifikate können weitere Flächen geschaffen werden, um Biomasse auf Jahrhunderte sicher einzulagern.
Ihre Idee entwickelten die beiden am Centre for Entrepreneurship, dem Gründungszentrum der TU Berlin, zu einem handfesten Geschäftsmodell. Mittlerweile haben sie einen Investor gefunden und ihr Team vergrößert. Sie haben den Kampf gegen den Klimawandel aufgenommen.
Dagmar Trüpschuch

Altes Baumholz wird in Gruben eingelagert …

… und dann so abgedichtet, dass es auch in 1000 Jahren nicht verrottet.