Bessere Lehre – erfolgreiches Studium

Die Qualitäts- und Innovationsoffensive Lehre wird mit neuen Projekten fortgesetzt. Das Land investiert in den kommenden drei Jahren rund fünf Millionen Euro an der TU Berlin

Frau Dr. Franke, markiert der Beginn des Jahres 2022 eine neue Ära der verbesserten, nachhaltigen Lehre an unserer Universität, wie es der Zukunftsvertrag des Bundes und der Länder vorsieht?

Susanne Franke: Gute Lehre braucht entsprechende Rahmenbedingungen zur Weiterentwicklung. Finanzielle Ressourcen dafür bietet das QIO-Programm, die Qualitäts- und Innovations-Offensive, die Berlin aus der Taufe gehoben hat, um den Zukunftsvertrag des Bundes umzusetzen. Mit „QIO II“, das offiziell von 2021 bis 2024 läuft, stehen uns nun rund fünf Millionen Euro für den Aufbau und die Umsetzung von Ideen und Projekten zur Verbesserung von Lehre und Studienbedingungen zur Verfügung. Zu Beginn dieses Jahres konnte das Gros der Projekte die Arbeit aufnehmen. Wir, das Team Strategische Lehrentwicklung, unterstützen dabei alle Beteiligten. Wir fungieren quasi als „Hafen“ für die Lehrentwicklungsprozesse und als Schnittstelle zwischen Universitätsleitung, Fakultäten, zentralen Einrichtungen, Studierenden, Verwaltung und Drittmittelgebern.

Was ist Ihre Aufgabe?

Unser vierköpfiges Team ist nach Auslaufen des Qualitätspakts Lehre, QPL, Ende 2020 aus dem damaligen Koordinationsteam entstanden. Wir koordinieren die Antragstellung, die Projektdurchführung, das Projektmanagement und -controlling, das Berichtswesen und die Projektabwicklung. Wir betreuen also strategisch und operativ die Drittmittelprogramme für die Lehre an der TU Berlin über den gesamten Prozess hinweg, darunter QIO II. Daneben initiieren und steuern wir unter anderem strategische Lehrentwicklungsthemen, wie zum Beispiel die Umsetzung des Leitbilds Lehre.

Welche Themen umfasst das QIO-Programm konkret?

Es gibt drei große Förderlinien, wovon nur die 2. Linie, „Offene Hochschule“ mit dem Schwerpunkt Qualität in der Lehre, sowie die 3. Linie mit Schwerpunkt Digitalisierung und Innovation für uns an der TU Berlin in Frage kommen. Die 1. Linie bezieht sich auf die Fachkräftesicherung in Gesundheitsberufen.

Worauf zielen die Projekte, die jetzt beginnen?

Im Fokus der Linie 2 liegen die MINT-Studiengänge, insbesondere die Studieneingangsphase sowie die Verbesserung der Lernbedingungen – auch in unserem nach wie vor einzigartigen MINTgrün ‑Orientierungsstudium. Ein weiteres Projekt, ErSTi, will den erfolgreichen Studieneinstieg internationaler Studierender sichern, wie übrigens auch ein Projekt, das internationale und geflüchtete Studierende unterstützt und das von der Studienberatung durchgeführt wird. Es stellt die Fortsetzung aus einer früheren Förderphase dar.

In der Linie 3, Digitalisierung und Innovation, werden zum Beispiel digitale Lehr- und Prüfungsformate ausgebaut, Tutorials erstellt, Vorlagen beziehungsweise Templates für die Lernplattform Moodle/ISIS entwickelt, mit denen Online-Kurse aufgebaut werden können. Außerdem werden digitale Lerninseln eingerichtet oder neue Standards für gute Lehrvideos entwickelt, die besonderes hochschuldidaktisches Potenzial haben.

Was ist damit gemeint, was haben die Studierenden kurzfristig davon?

Es gibt zum Beispiel bei den MINT-Studienfächern Grundlagenveranstaltungen, die ähnliche Inhalte haben, die aber an den Fakultäten unterschiedlich gestaltet sind. „Mechanik“, „Konstruktion“ oder „Werkstoffkunde“ gehören dazu. Der Zusammenhang wird von den Studierenden nicht auf Anhieb erkannt, weil die gleichen Inhalte mit verschiedenen Bezeichnungen, Begriffen, Kürzeln vermittelt werden. Ein Projekt, zu dem sich mehrere Fakultäten zusammengeschlossen haben, will nun Lernmodul-Beschreibungen vereinheitlichen, um Grundlagenfächer miteinander zu verknüpfen und in klassischen und digitalen Formaten, in Lehrmaterialien und -videos Schnittmengen hervorzuheben. Das wird Anfänger*innen den Einstieg erleichtern.

Zu Beginn der Corona-Pandemie mussten quasi aus dem Stand Online-Formate aus dem Boden gestampft werden. Viele Lehrende hatten dazu kaum Vorkenntnisse. Welchen Einfluss haben die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre?

Klar ist, das „neue Normal“ wird nicht mehr das „alte Normal“ sein. Das spielt bei allen Projekten eine Rolle, aber das haben natürlich insbesondere die vier Digitalisierungsprojekte im Fokus. Man hat erkannt, dass es in digitalen Veranstaltungen und auch bei gemischten Präsenz-/Online-Formaten nicht nur auf die technische, sondern insbesondere auch auf eine didaktisch hochwertige Umsetzung ankommt, wenn man Studierende zum Erfolg führen will. 

Welche Philosophie begleitet die Umsetzung der neuen Projekte?

Besonders wichtig ist uns, neben der inhaltlichen Hochwertigkeit, dass die Teilprojekte nicht einfach nebeneinander herlaufen. Wir wollen für Erfahrungsaustausch und Vernetzung sorgen, zum Beispiel mit regelmäßigen Jours fixes, mit Workshops oder mit Tagungen nach dem Vorbild der mehrtägigen Treffen in Ziethen, die es schon im QPL-Projekt gab. Hier arbeiten wir gerade am Aufbau eines QIO-Netzwerks.

Vielen Dank!

 

Das Gespräch führte Patricia Pätzold

Das Team

Dr. Susanne Franke (Leitung), Janina Göbel (Kommunikation & Vernetzung), Wenke Seemann (Evaluation & Wirksamkeitsanalysen) und Lynn Walther (Projektmanagement und -controlling) bilden das Team „Strategische Lehrentwicklung“, das im „Strategischen Controlling“ der TU Berlin angesiedelt ist. Sie unterstützen bei der Beantragung von Drittmitteln, bei der Koordination von großen Drittmittelprogrammen, der Evaluation und Qualitätssicherung von Lehrprojekten sowie bei der Öffentlichkeitsarbeit dafür. Außerdem organisieren sie Formate zur strategischen Lehrentwicklung und den Austausch über Lehre mit Workshops, Tagungen oder Arbeitsgruppen.

Weiterführende Informationen zu Förderprogrammen für die Lehre