Kunstgeschichte

Formlos – formbar. Das Material Bronze zwischen Möglichkeit und Herausforderung

10.-11.05.2013

Prof. Dr. Magdalena Bushart, Henrike Haug

Künstlich durch das Verschmelzen mehrerer Grundstoffe entstanden, ist Bonze zunächst durch den Menschen erschaffene formlose und zugleich zu formendes Materie. Die endgültige Form der Plastik wiederum ist zweifach vermittelt: Zum einen bedarf es eines aus einem anderen Material gefertigten Modells, von dem die Gußvorlage für das endgültige Werk abgenommen wird, zum anderen sind formgebender und ausführender Künstler häufig nicht identisch.

Ein bronzenes Bildwerk ist Ausdruck höchsten artificiums und somit ebenso Beweis der großen Meisterschaft des ausführenden Künstlers wie auch Verweis auf die Potenz des Auftraggebers; es ruft antike Traditionen auf und mit ihnen Aufgaben wie das (Kirchen-)Portal oder das Reiterstandbild, die technisch und formal eine Herausforderung darstellen. In der Bronze zugleich ist die Möglichkeit angelegt, die Grenzen der bildhauerischen Möglichkeiten neu auszuloten und formale Lösungen zu präsentieren, die Schwere und Schwerelosigkeit zugleich thematisieren. Künstlerische Invention und technisches Vermögen stehen dabei in einem spannungsreichen Verhältnis; eine Statue in einem Stück zu gießen, ist in erster Linie eine technische Leistung, die sich keineswegs in der formalen Gestaltung niederschlagen muss. Die Frage, welche Rolle die Ausführung im künstlerischen Schaffensprozess spielt, stellt sich umso dringlicher, da es in der Regel hochspezialisierte Gießmeister waren, die den Künstlern erst die Realisierung ihrer Entwürfe ermöglichten.

Ziel der Tagung ist es, die Möglichkeiten und die Schwierigkeiten bei der Bearbeitung des Materials in ihren Auswirkungen auf die künstlerischen Lösungen zu untersuchen; bewusst wird dabei auf eine zeitliche Eingrenzung verzichtet, um ein möglichst umfassendes Bild von künstlerischen und kunsttechnischen Positionen zu erhalten. Es wird ebenso nach dem Einfluss der materialspezifischen Eigenschaften von Bronze auf die formale Lösung zu fragen sein wie nach der Relation zwischen formgebendem Gestaltungsprozess zum ausführenden Werkprozess. Einbezogen werden sollte auch die Rolle, die Material und Herstellung des Entwurfsmodells für die endgültige Form der Bronzeplastik spielen. Das führt zur Frage, ob es im Falle der Bronze eine spezifische ‚Materialikonographie’ gibt und wie stark die dem Material inhärenten Eigenschaften auf den kunsttheoretischen Diskurs zurückgewirkt haben. Aus dem Bereich des Verhältnisses von technischem Wissen und künstlerischem Vermögen ergeben sich weitere Überlegungen, so, ob künstlerische Zentren des Bronzegusses durch die Anwesenheit der formgebenden oder der ausführenden Meister zu definieren und wie aufgrund der arbeitsteiligen Produktion Künstlerwanderungen und Techniktransfer zu denken sind.

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