Das Forschungsprojekt "Druckgraphik als Prozess" gehört zur DFG-Forschungsgruppe Dimensionen der techne in den Künsten. Erscheinungsweisen – Ordnungen – Narrative.
Druckgraphische Verfahren widersprechen gängigen Vorstellungen von der „Präsenz“ des Autors/der Autorin in seinem/ihrem Werk. Anders als Malerei oder Zeichnung, bei denen der Pinselstrich beziehungsweise die Linie direkt auf den Bildträger gesetzt werden, basieren Hoch- und Tiefdruck auf Übertragungsprozessen chemischer, physikalischer oder mechanischer Natur und setzen vielfach die Kooperation mehrerer Spezialisten voraus. In unserem Projekt untersuchen wir, wie angesichts dieser komplexen Arbeitsvorgänge das Problem der Autorschaft verhandelt, der Werkprozess sichtbar gemacht und das Zusammenspiel zwischen entwerfenden und ausführenden Kräften gestaltet worden ist. Diesen Fragen gehen wir anhand von Druckstöcken und gedruckten Blättern des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts nach.
Werkprozess und Autorschaft im gedruckten Bild
Prof. Dr. Magdalena Bushart
Das Teilprojekt stellt die Fragen nach dem Ineinandergreifen unterschiedlicher Handlungen und Fertigkeiten aus der Perspektive gedruckter Blätter. Holzschnitte, Kupferstiche und Radierungen werden als Produkte vorgängiger Handlungen definiert, die Auskunft zum Werkprozess und dessen Bewertung geben können: Dabei geht es einerseits um die Thematisierung der entwerferischen Leistung und die Nutzung der druckgraphischen Syntax für die Ausbildung „individueller“ Gestaltungsmuster, andererseits um die Veränderlichkeit des gedruckten Bildes, wie sie sich in Zuständen, Varianten und Versionen niederschlägt.
Die dritte Dimension des Holzschnitts
Dr. Livia Cárdenas
Das Teilprojekt fokussiert auf den Werkprozess im Dreidimensionalen, der in allen Verfahren dem zweidimensionalen Druck vorausgeht. Die Druckstöcke werden als Artefakte verstanden, die in ihrer Materialität, ihren formalen Eigenschaften und ihrer Funktionalität analysiert werden und auf die Spuren des Produktionsprozesses befragt werden können. Zugleich wird die doppelte Übertragungsleistung – von der Zweidimensionalität zur Dreidimensionalität und wieder zurück zur Zweidimensionalität – in den Blick genommen, um die Rollenverteilung im kooperativen Arbeitsprozess genauer fassen und die interpretativen Spielräume bei der Umsetzung der Entwürfe beschreiben zu können.
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