Kunstgeschichte der Moderne

Freya Schwachenwald

Aktuelles

Dissertaionsprojekt

Visions of the East. Art, Science and Nation Building in the works of Germanophone traveling artists in the 19th century. Fragmented historical ontologies of racialized aesthetics, objects and humans

Ich untersuche Kunstwerke deutschsprachiger Künstler, die in den 1850er und 1860er Jahren einzeln oder im Rahmen diplomatischer Missionen durch Japan und China reisten. Die Werke von Künstlern wie Joseph Selleny, Albert Berg, Carl Bismarck, August Sachtler, John Wilson, Wilhelm Heine und Eduard Hildebrandt haben bisher nur wenig kunsthistorische Aufmerksamkeit erhalten. Mein Ziel ist es jedoch nicht, einen vernachlässigten Teil der Kunstgeschichte zu beleuchten, sondern die epistemologischen Veränderungen zu verstehen, die die "Künstler" und ihre "Werke" im Laufe der Zeit erfahren haben. Ihre Werke befinden sich selten in Kunst- oder Druckereimuseen, sondern meist in den Archiven von Naturkunde-, Militär- oder ethnografischen Museen. Ihre Sammlungen sind zersplittert und in Institutionen von Tokio und Hongkong bis Berlin und Washington, D.C. verstreut. Die Vorstellungen von künstlerischer Originalität und Reproduktion sind durchlässig, da die Sammlungen aus Fotografien, Skizzen, Aquarellen, Ölgemälden und verschiedenen Formen von Drucken, Radierungen und Stichen bestehen. Die Werke der Künstler haben im Laufe der Zeit unterschiedliche Zuschreibungen erhalten, von "Kunstwerken" über "historische Dokumente" bis hin zu "topografischen" und "ethnografischen Studien". In ähnlicher Weise haben auch die Personen selbst unterschiedliche berufliche Zuschreibungen erfahren, nicht nur als Künstler, sondern auch als Autoren von Reiseberichten, ethnografische Dozenten, Museumsdirektoren, Professoren von Kunstakademien, Kartografen und Historiker.
Indem ich diese Fragmente in den Mittelpunkt meiner Forschung stelle, möchte ich die erlösende Tendenz der gegenwärtigen Forschung, "neue" und im besten Fall "alternative" Narrative zu finden, als einen Modus der Auseinandersetzung mit kolonialer Gewalt neu überdenken. Mein Projekt besteht darin, die instabilen Ontologien der Ästhetik, der menschlichen Subjektivität und des Objektlebens und ihre spezifischen Kontexte in Europa und Ostasien nachzuzeichnen. Ich behaupte, dass die physische und visuelle Überfülle des Materials, mit dem ich arbeite - es ist im Archiv gelagert, aber bereit für die kunsthistorische Entdeckung, seine eindringlich vertrauten visuellen Strukturen und Narrative - mit spezifischen rassifizierenden und damit gewalttätigen Epistemologien von Kunst, Wissen und Nationalismus verbunden sind, die Bilder, Texte und Institutionen durchdringen. Diese Epistemologien beeinflussen die politische, soziale und wirtschaftliche Auseinandersetzung mit Bildern von kolonialen Reisen und Expeditionen vom 19. Jahrhundert bis heute.

Betreuerin: Prof. Dr. Bénédicte Savoy

Zur Person

Forschungsschwerpunkte

  • Kunst- und Kulturtransfer Asien/Europa im 19. Jahrhundert
  • Kolonialismus und koloniale Kontinuitäten
  • Transkulturelle Moderne
  • Kunst, Wissenschaft und Umwelt
  • Museums- und Institutionsgeschichte 

Vita

seit 2020
Doktorandin, Kunstgeschichte der Moderne, Stipendiatin der Studienstiftung des dt. Volkes; betreut durch Prof. Bénédicte Savoy, TU Berlin. Promotionsprojekt: „Visions of the East. Art, Science and Nation Building in the works of Germanophone traveling artists in the 19th century“

2019-2020
Referentin für Internationale Leseförderung, Bücherpiraten e.V., Lübeck

2018-2019
Gastwissenschaftlerin an der Fakultät für Kunstgeschichte, Yale University, USA

2017-2019
M.A. Transcultural Studies (Schwerpunkt Global Art History), Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg. Masterarbeit: „Art, Nature, and Ice Cream: Prince Hermann von Pückler-Muskau and Historiographies of Haunting“ (Abschlussnote 1,0)

2016-2017
Projektkoordinatorin, Service Civil International Hongkong, China

2013-2016
Doppelabschluss B.A./Licence, Europäische Medienkultur, Bauhaus-Universität Weimar und Université Lumière Lyon 2. Bachelorarbeit: „Können die Weltkulturen sprechen? Postkoloniales Subjekt und historische Narration im Diskurs um das Humboldt Forum Berlin“ (Abschlussnote 1,2)

2013
Abitur, Katharineum zu Lübeck, Schwerpunkt Kunst (Abschlussnote 1,2)

Aufsätze

Jan 2020
“Art, Nature, Ghosts, and Ice Cream: Transcultural Assemblages of Prince Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871) and Machbuba/Ajiamé/Billilee.” The Journal of Transcultural Studies 10, no. 2 (2019): 78–120.
 
Dez 2019
“Articulating the Contemporary? Collaborative Aesthetics and Indigenous Knowledge in Gauri Gill and Rajesh Vangad’s Field of Sight (2013-Ongoing).” Global Histories: A Student Journal 5, no. 2 (7. Dezember 2019).

Mar 2019
“Fordert uns!”, Die Zeit. 20. März 2019.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

2022
DAICOR Fellow (Building a Diverse and Inclusive Culture of Remembrance), Transatlantisches Austauschprogramm der U.S.-Botschaft in Berlin und Heinrich-Böll-Stiftung Washington

seit 2020
Promotions-Stipendiatin der Studienstiftung des deutschen Volkes

2019
Dr. Gregorius Mättig-Stipendium, Forschungspreis für die Masterarbeit

Gewinnerin des Nachwuchsforum 35. Deutscher Kunsthistorikertag, Göttingen und Reise-Stipendium der Gerda-Henkel-Stiftung

2018
Forschungspreis Center for the Study of Race, Indigeneity and Transnational Migration, Yale University

DAAD-Förderung für Forschungsaufenthalt an der Yale University

Studien-Stipendium des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds

seit 2016
Vereinmitglied des Bücherpiraten e.V. für Leseförderung und zivile Partizipation, seit 2021 Mitglied des Vorstandes

Jun 2015
Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland für herausragende Leistungen im Bereich kulturellen und sozialen Engagements