Zwischen 1830 und 1960 wurden Tausende von Gegenständen/Habseligkeiten, Kunstwerken und menschlichen Überresten aus der ganzen Welt in europäische Museen verbracht. Viele von ihnen wurden im Rahmen von Kolonialkriegen oder sogenannten "Strafexpeditionen" erbeutet. Aber was genau kann man als "Strafexpedition" bezeichnen? Können diese Sammlungen dann als Trophäen oder Kriegsbeute betrachtet werden? Welche Verantwortung tragen die Museen heute im Hinblick auf diese geraubten Schätze? Welche Geschichte der Gewalt ist mit diesen Objekten verbunden?
Anhand von Museumsbeständen und Archiven aus dem afrikanischen Kontinent möchte The Restitution of Knowledge die Geschichte von "Raubgut" in ethnologischen Sammlungen dokumentieren und neu überdenken. Ziel des Projekts ist es, unerzählte Geschichten kolonialer Plünderung mithilfe ihrer materiellen Zeugnisse ans Licht zu bringen. Die Sammlungen sind für zukünftige transnationale Partnerschaften im Kulturbereich wichtiger denn je. Eine Auseinandersetzung der Museen mit dieser schwierigen Geschichte von Kriegen und Expeditionen ist zwingend notwendig, davon soll das Projekt überzeugen. Gleichzeitig sollte diese Geschichte auch aus der Perspektive von Nachfahren kolonisierter Menschen und der breiten politischen Zivilgesellschaft erzählt werden. Viele wissen zwar um die gewaltvolle Unterdrückung in der Vergangenheit, jedoch leider noch nichts über ihren Zusammenhang mit Artefakten in europäischen Museen.
Das Projekt kombiniert verschiedene Forschungsbereiche (Sammlungsgeschichte, Museumsforschung, Ethnographie und Provenienzforschung), um koloniales Raubgut aus wissenschaftlichen Vorhaben, Schenkungen, Ankäufen, Aufträgen usw. hervorzuheben. Ein schmaler Grat trennte militärische von wissenschaftlichen Expeditionen und ihren oft gewalttätigen oder erzwungenen Methoden des Sammelns. Aus diesem Grund soll diese objektbasierte Forschung zu kolonialen Sammlungen detaillierte Informationen der Provenienz aufzeigen, die zu einer neuen Praxis in der Museumsanthropologie führen können. Um fragmentierte Geschichten und Vermächtnisse von Plünderungen über Museen, Archive und Grenzen hinweg wieder zusammenzubringen, soll internationale Zusammenarbeit mit Forscher*innen und Gesellschaften im Globalen Süden dazu beitragen, über den bestmöglichen Umgang mit diesen Artefakten zu reflektieren.
Plünderungen in Deutsch-Togo
Fallbeispiele aus deutschen ethnographischen Museen
Das DFG-AHRC-Projekt „The Restitution of Knowledge”, durchgeführt von der TU Berlin und der University of Oxford in Kooperation mit dem Pitt-Rivers-Museum, beschäftigt sich mit Artefakten, die während sogenannter „Strafexpeditionen“ in kolonialen Kontexten geraubt wurden und in ethnologischen Sammlungen europäischer Museen liegen.
Aber was genau ist eine „Strafexpedition“? Welche Geschichten kolonialer Gewalt können mithilfe dieser Sammlungen erwählt werden? Und welche Verantwortung haben Museen bezüglich dieser Bestände?
Gerade in dem Themenkomplex kolonialer Gewalt und postkolonialer Wissenshierarchien sind Offenheit, Kooperation auf Augenhöhe und eine gerechte Debattenkultur essenzielle Bestandteile der Forschung. Mit diesem Runden Tisch soll Transparenz geschaffen, und eine Debatte über die Zukunft der Bestände aus Deutsch-Togo, sowie über Formen der Kooperation, angestoßen werden.
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Name | Universität | ||
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Leitung | Prof. Dr. Bénédicte Savoy | Technische Universität Berlin | e.goulko@tu-berlin.de |
Prof. Dr Dan Hicks | University of Oxford | dan.hicks@arch.ox.ac.uk | |
Forschungskoordination | Eyke Vonderau | Technische Universität Berlin | vonderau@tu-berlin.de |
Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen | Dr. Yann LeGall | Technische Universität Berlin | yann.legall@tu-berlin.de |
Dr. Mary-Ann Middelkoop | University of Oxford | ||
Studentische Mitarbeiter*innen | Elias Aguigah | Technische Universität Berlin | e.aguigah@tu-berlin.de |
Jeanne-Ange Wagne | Technische Universität Berlin | j.wagne@tu-berlin.de |