Kunstgeschichte der Moderne
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Paris - Hauptstadt der deutschen Romantik

Buchprojekt im Rahmen einer Opus Magnum-Förderung der VW-Stiftung.

In diesem Projekt geht es um die ästhetischen Initialzündungen einer ganzer Generation junger deutscher Intellektuelle und Künstler in den Pariser Museen und Bibliotheken um 1800 - als Beitrag zur transnationalen Geschichte von Objekten, mit Folgen bis heute.

Um 1800 hatte Friedrich Schlegel als 30jähriger zum ersten Mal Gelegenheit, in der Handschriftenabteilung der Pariser Nationalbibliothek Sanskrit zu lernen; einige Jahre später veröffentlichte in Köln seine große Monographie Über die Sprache und Weisheit der Indier (1808)Ebenfalls in der Pariser Nationalbibliothek stöberte in den Jahren 1805 und 1815 der junge Jacob Grimm nach mittelalterlichen Handschriften und stellte dabei brieflich überlieferte philologische Vergleiche an, die ihn als Sprachforscher und „Vater“ der Germanistik zeitlebens beschäftigen sollten. Im selben Zeitraum strömten Dutzende von jungen Malern nach Paris, um sich im Musée Napoléon (Louvre) und in den Privataliers großer Malerstars wie Jacques-Louis David auszubilden – sie entdeckten dabei die Malerei Raffaels und Van Eycks und lasen sich abends gegenseitig die Nibelungen vor. Kunstgelehrte und Museumsmänner wie Johann David Passavant und Gustav Friedrich Waagen kamen während ihrer Pariser Lehrjahre um 1800 mit Kunstwerken in Berührung, die ihren Zugang zur Kunstgeschichte und zur Institution Museum entscheidend prägten. Den Fassadenriss des Kölner Doms – genauer: eine Hälfte davon – fand Sulpiz Boissérée 1816 bekanntlich in einem Pariser Antiquariat; in den darauffolgenden Jahren wurde der Wiederaufbau des Domes zur „nationalen“ Aufgabe. Ein Letztes Beispiel: die literarischen Stoffe, die Carl Maria von Webers Librettistin Helmina von Chézy in den 1820er Jahren ihrem Auftraggeber anbot, hatte sie 1805‑07 in der Handschriftenabteilung der Bibliothèque nationale entdeckt, studiert und übersetzt (z.B. Euryanthe, 1822/23). Dies sind nur einige wenige Beispiele. Im geplanten Buch soll ausgehend von diesen und anderen Fälle, ein interdisziplinärerde-zentrierter und objektorientierter Beitrag zur Geschichte der deutschen Romantik versucht werden.

Paris Hauptstadt der deutschen Romantik führt eine Reihe von abgeschlossenen und laufenden Projekten weiter:

  • ArtTransForm zur Ausbildung deutscher Maler in Paris im 19. Jh.
  • Chézy über das Werk "Leben und Kunst in Paris seit Napoleon I." (1805/07) der jungen Berlinerin Helmina von Chézy.
  • Editionsprojekt Passavant über die von J.D. Passavant aus Paris und Rom geschriebene Briefe
  • Napoleon und Europa. Ausstellung in der Bundeskunsthalle (2010/11)
  • Les frères Humboldt. L'Europe de l'esprit. Ausstellung im Observatoire de Paris (2014)

Projektlaufzeit
2014 - 2018

Förderung