Integrierte Verkehrsplanung

Allgemeine Hinweise

Am Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung werden laufende Promotionen betreut und im Rahmen eines semesterbegleitenden Doktorandenkolloquiums diskutiert.

Laufende Promotionen

Alexander Schneider

E-Mail: alexander.schneider(at)stadtwerke-pfaffenhofen.de

Lebenslauf: studierte Automotive & Mobility Management an der Technischen Hochschule Ingolstadt und ist seit April 2022 Promotionsstudent an der TU Berlin. Beruflich ist er beim Kommunalunternehmen Stadtwerke Pfaffenhofen a. d. Ilm als Bereichsleiter Mobilität und bei der Stadtbus Pfaffenhofen a. d. Ilm GmbH als Geschäftsführer tätig.

Arbeitstitel: Erfolgsfaktoren & Hindernisse von Push- & Pull-Maßnahmen zur Umsetzung einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung – Eine vergleichende Fallanalyse im Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm

Kurzbeschreibung:
Die Mobilitäts- und Verkehrswende ist auf nationaler Ebene als Zielvorgabe seit längerer Zeit präsent. Eine Umsetzung dieser erfolgt aber noch nicht und die Ziele für eine CO2-Einsparung werden im Sektor Verkehr regelmäßig nicht erreicht. Eine mögliche Strategie zur Verkehrswende ist die Kombination aus Push- und Pull-Maßnahmen (Angebote & Restriktionen). Zur Umsetzung solcher Maßnahmen sind vor allem die Kommunen von Bedeutung. Es ist jedoch in weiten Teilen zu beobachten, dass (wenn überhaupt) neue Angebote eingeführt werden, die erforderlichen Restriktionen aber vernachlässigt werden. Im Rahmen meines Vorhabens soll anhand des Beispielraumes Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm die Forschungsfrage „Welche Einflussfaktoren bzw. Hindernisse beeinflussen die Einführung und Etablierung von Push- und Pull-Maßnahmen bei der Umsetzung der politischen Zielsetzung einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung auf kommunaler Ebene?“ beantwortet werden. Hierzu werden neben einer Diskursanalyse für exemplarische Kommunen in diesem Landkreis auch Experteninterviews mit den entsprechenden Bürgermeistern durchgeführt werden. Die Ergebnisse sollen in einen theoriegenerienden Grounded-Theory-basierten Ansatz eingebracht werden.
 

Matthias David

E-Mail: matthias.david(at)campus.tu-berlin.de

Lebenslauf: Studierte Geographie an der FU Berlin und ist Promotionsstudent an der TU Berlin

Arbeitstitel: Möglichkeiten und Herausforderungen einer Integrierten Verkehrsplanung in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg

Kurzbeschreibung:
In meiner Dissertation untersuche ich die regionale(n) Verkehrsentwicklung(en) in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Dabei wird sich auf die Rolle der Verkehrsinfrastruktur und ihrer Planung für die regionale Verkehrsentwicklung konzentriert. Nach meinem Verständnis handelt es sich bei der Planung von Infrastruktur um einen sozialen und räumlichen Prozess. Dabei bilden Akteure in Bezug auf die Infrastruktur unterschiedliche Vorstellungen zu deren Entwicklung aus. Um diese Vorstellungen identifizieren zu können, betrachte ich Infrastruktur als eine Art Brennglas, in der sich die unterschiedlichen sozial-räumlichen Konzeptionen der Infrastrukturentwicklung analytisch fassen lassen. Die Identifizierung dieser Vorstellungswelten soll zum einen die bestehenden Kooperationsmöglichkeiten offenlegen, aber auch mögliche Integrationspotenziale aufzeigen. Am Beispiel der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg werden drei Fallbeispiele untersucht. Den drei Fallbeispielen ist gemein, dass sie in einer sogenannten Siedlungsachse angesiedelt sind, in der die Wohnbebauung der Hauptstadtregion Berlin- Brandenburg konzentriert werden soll. Die drei Fallstudien unterscheiden sich dadurch, dass sie jeweils aus unterschiedlichen Ministerien heraus initiiert wurden.

Die Arbeit soll dazu beitragen, Verkehrsplanung als einen sozialen und räumlichen Prozess zu begreifen und sich damit von technokratischen und ingenieurtechnischen Vorstellungen der Planung abgrenzen. Unter Betonung einer sozialräumlichen Perspektive sollen neue Einsichten gegeben werden, um Möglichkeiten und Herausforderungen einer nachhaltigen regionalen Verkehrsentwicklung in die wissenschaftliche, aber auch praktische Debatte einzubringen.

Sven Hausigke

E-Mail:sven.hausigke(at)ivp.tu-berlin.de

Lebenslauf: Sven Hausigke arbeitet als Berater im Europäischen Forschungsmanagement beim TÜV Rheinland und hat das Planungs- und Beratungsbüro Stratmo für strategische Mobilitätsplanung gegründet. Von 2017 bis 2023 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung im Projekt MobilBericht. Er hat sein Masterstudium der Stadt- und Regionalplanung an der TU Berlin abgeschlossen, ein Auslandssemester an der KTH Stockholm in Sustainable Urban Design and Development gemacht und den Bachelor in Geographie an der TU Dresden erhalten.

Arbeitstitel: Von der Verkehrsplanung zur Mobilitätsplanung – Wie das verkehrspolitische Ziel einer nachhaltigen Mobilität die kommunale Planung verändert

Kurzbeschreibung:
Auf allen politischen Ebene von der EU bis zu den Kommunen besteht eine weitestgehende Einigkeit über das Ziel einer nachhaltigen Mobilität. Da das derzeitige Verkehrssystem in vielen Belangen der Umweltverträglichkeit und sozialen Gerechtigkeit sich nicht in Richtung Nachhaltigkeit entwickelt, wird eine Verkehrswende verlangt. Ein Teil dieser Verkehrswende ist die Mobilitätswende, die ein geändertes Mobilitätsverhalten der Menschen anstrebt. Um die Mobilität der Menschen zur stärken Nutzung des Umweltverbunds und zur Verkehrsvermeidung zu ändern, müssen die Mobilitätsbedarfe geändert werden. Die Mobilitätsbedarfe sind abhängig vom Möglichkeitsraum, in dem die Bedürfnisse einer Person erfüllt werden können. Er wird von den Kommunen als einer der Verantwortungsträger für die Mobilitätswende gestaltet.

Um die zielorientierten Entwicklung des Möglichkeitsraums der Menschen vollumfänglich wahrnehmen zu können, bedarf es einer Mobilitätsplanung, die den Menschen und seine Bedürfnisse in den Fokus der Planung stellt. Die für die Planung verantwortliche kommunale Verwaltung muss den Handlungsraum der dort Planenden derart gestalten, dass nachhaltige Mobilität ermöglicht werden kann. Dadurch wird eine stärke Integration des Menschen in den politischen Planungsprozess verlangt, wodurch neue Herausforderungen für die Planenden resultieren.

Das Erkenntnisinteresse der Arbeit liegt darin, zu untersuchen, wie sich die Prozesse und Strukturen der Planung in verschiedenen urbanen Kommunen aufgrund des Policy-Wechsels verändern. Welche Veränderungen auf der Arbeitsebene in der Akteurs- und Prozessstruktur sind vonnöten, um eine nachhaltige Mobilität in der Kommune zu fördern? Wie lässt sich der Handlungsraum zur Gestaltung des Verkehrssystems der Planenden gemäß dem Ziel einer nachhaltigen Mobilität anpassen, um die Menschen zu befähigen, nachhaltig mobil zu sein? Und welche Rolle neben Politik und Verwaltung in der Mobilitätsplanung dafür ein? Diese Forschungsfragen sollen in dieser politikfeldanalytischen Transformationsforschung durch Interviews und Fokusgruppen untersucht werden.

Maximilian Hoor

E-Mail:m.hoor(at)tu-berlin.de

Lebenslauf: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung, Co-Geschäftsführer der Reallabor Radbahn gUG, Studium der Humangeographie in Köln und Berlin

Arbeitstitel: Urbanes Radfahren und Mobilitätskulturen im Wandel. Eine Synthese aus empirischer Kulturanalyse, Mobilitäts- und Verkehrsforschung am Beispiel städtischer Fahrradszenen in Berlin

Kurzbeschreibung:
In Medien und Politik ist immer häufiger von einem Kulturkampf die Rede, in dem es um grundsätzliche Aushandlungen wie etwa die Frage „Wem gehört die Straße?“ geht. Auch wenn der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit in der Mobilität lebensweltlich wie politisch immer lauter wird, ist der Kulturbegriff innerhalb der Verkehrsplanung und -politik bislang stark vernachlässigt worden. Das Thema ist jedoch von zentraler Wichtigkeit, denn Kultur ist das verbindende Element verschiedener Gesellschaftsbereiche und kann sowohl als Treiber wie auch als Hemmnis einer Verkehrswende fungieren. Dabei ist es eine zentrale vereinbarte Zielsetzung, den Verkehr nachhaltig zu gestalten und von seinen umwelt- und sozialschädlichen Auswirkungen zu entkoppeln, während gleichzeitig die Mobilität von Menschen im Sinne ihrer gesellschaftlichen Teilhabe erhalten bleiben soll.

In städtischen Kontexten gilt insbesondere der Radverkehr als Hoffnungsträger einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung. Dieser macht vielerorts durch rasante Wachstumszahlen, lebensstilistische Moden und radverkehrspolitische Forderungen auf sich aufmerksam. Insbesondere städtische Initiativen, Szenen und Subkulturen sind zentrale Akteur*innen, die die gesellschaftliche Normalisierung des Radfahrens vorantreiben und durch neue Alltagspraktiken und Bedeutungszuschreibungen bereichern: Radfahren und das Fahrrad werden zum Distinktionsmittel und Lebensstil großstädtischer Bevölkerungsschichten. Dies geht mit veränderten Vorstellungen eines guten städtischen Zusammenlebens einher, was wiederum von Politik, Planung und Wirtschaftsunternehmen als wirtschaftliche Produktivkraft eingesetzt wird. Trotzdem bleibt das Radfahren in Relation zur hegemonialen Automobilkultur eine subordinierte, kritische Praxis, die um städtischen Raum sowie politischen und planerischen Stellenwert ringt. Das städtische Radfahren zeigt: Kultur könnte vom blinden Fleck zu einem Dreh- und Angelpunkt der Verkehrspolitik und -planung werden – eine kulturelle Perspektive auf Mobilität und Verkehr ist deshalb unerlässlich.

Ziel dieser Arbeit ist eine theoretische wie methodische Fundierung von Mobilitätskulturen und deren Einbettung in die Integrierte Verkehrsplanung – eine Synthese aus Kulturtheorie, Mobilitäts- und Verkehrsforschung. Als empirisches Untersuchungsfeld fungieren urbane Fahrradkulturen in Berlin, die in einem multimethodischen Vorgehen in Anlehnung an die empirische Kulturanalyse der Cultural Studies untersucht werden: Teilnehmende Beobachtung, systematische Reflektionen und Introspektionen, der Einbezug diverser Medienerzeugnisse sowie qualitative Interviews mit Akteur*innen des Feldes sind zentrale Erhebungsmethoden dieser Arbeit. Abschließend werden Ableitungen und Handlungsempfehlungen für die Radverkehrsförderung, die (Rad)Verkehrsplanung, sowie den Wandel von Mobilitätskulturen auf dem Weg zur Verkehrswende diskutiert.

Jannik Horn-Effenberger

E-Mail:jannik.horn(at)tu-berlin.de

Lebenslauf: Jannik Horn-Effenberger hat an der TU Berlin im Bachelor und Master Wirtschaftsingenieurwesen mit der Vertiefung Verkehrsplanung studiert. Derzeit ist er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Verkehrswesenseminar beschäftigt und lehrt dort neben seiner Promotion Projektmanagement sowie die Geschichte des Verkehrswesens.

Arbeitstitel: Berufsbedingte tägliche zirkuläre Mobilität in Deutschland – Ursachen, Entwicklungen und Perspektiven

Kurzbeschreibung:
In Deutschland ist über die letzten Jahrzehnte ein stetiger Anstieg der durchschnittlichen Pendeldistanzen sowie der Zahl der Pendelnden zu beobachten. Gleichzeitig ist der Pendelverkehr geprägt durch ein komplexes Einflussfeld, welches sich aus dem Wechselspiel des Pendelverkehrs mit verschiedenen Gesellschaftsbereichen ergibt. So interagiert das Pendeln mit Fragen der Gestaltung des Familienlebens (Kinder, Partnerschaft usw.), des beruflichen Umfelds (Einkommen, Berufsfeld usw.) sowie der Ausgestaltung des Verkehrssystems (Verkehrsangebot, besessene Verkehrsmittel usw.). Damit lässt sich der Pendelverkehr als typischer Untersuchungsgegenstand der Integrierten Verkehrsplanung verstehen, deren grundlegender Charakter es ist, sich multiperspektivisch und ganzheitlich einem Thema zu nähern. Gleiches gilt ebenso für die Zukunftsforschung, welche als Methodenwissenschaft versucht, auf Grundlage einer umfassenden und ganzheitlichen Analyse von Vergangenheit und Gegenwart mögliche Zukünfte für eine praxisrelevante Fragestellung abzuleiten. Beide Ansätze besitzen somit eine Vielzahl von Gemeinsamkeiten, welche den Mehrwert einer festen Integration der Zukunftsforschung als methodischer Baustein der Integrierten Verkehrsplanung unterstreichen. Dies lässt sich auch im Rahmen der Analyse des Pendelverkehrs zeigen. So erlaubt es die Szenarioanalyse, als Instrument der Zukunftsforschung, bei Betrachtung des Pendelverkehrs die Vielzahl von Einflussfaktoren, deren spezifische Wirkung auf das Themenfeld sowie das Zusammenwirken aller Einflussgrößen adäquat zu berücksichtigen und der thematischen Komplexität gerecht zu werden. Ziel des Promotionsvorhaben ist es daher, anhand von Szenarien für den Pendelverkehr in Deutschland für diesen mögliche zukünftige Entwicklungspfade zu ermitteln und sich daraus ableitende Grundsätze für dessen Planung zu erörtern. Dies bildet die Grundlage für mögliche Handlungsempfehlungen zur nachhaltigen Gestaltung des Pendelverkehrs sowie die Integration von Zukunftsforschungsmethoden in die Integrierte Verkehrsplanung.

Laura Mark

E-Mail: laura.mark(at)hhu.de

Lebenslauf: Studium der Stadt- und Regionalplanung mit Fokus auf urbane Mobilität an der Technischen Universität Berlin und der Universidad de Buenos Aires; seit 2019 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im transdiziplinären Forschungsprojekt CIMT zu Öffentlichkeitsbeteiligung in der Verkehrsplanung.

Arbeitstitel: Partizipation als Beitrag zur integrierten Verkehrsplanung? Policy-Wirkung konsultativer, diskursiver Öffentlichkeitsbeteiligung auf urbane Verkehrswendeprojekte.

Kurzbeschreibung:
In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich anhand dreier Fallstudien die inhaltliche Wirkung konsultativer Öffentlichkeitsbeteiligung auf verkehrsplanerische Entscheidungen und die Implikationen für die integrierte Verkehrsplanung.

Die öffentliche Hand beeinflusst die städtische Umwelt und damit auch tägliche Mobilität durch räumliche Planung; an dieser beteiligt sich zunehmend auch die Öffentlichkeit. Damit (implizit oder explizit) verbunden wird in der Regel, dass die Öffentlichkeit Einfluss auf den Inhalt der Planung nimmt; der tatsächliche Effekt ist jedoch kaum erforscht. Ich untersuche, durch welche Mechanismen inhaltliche Wirkung von Öffentlichkeitsbeteiligung zustande kommt oder verhindert wird, und welche Faktoren diese Mechanismen beeinflussen. Mich interessiert dabei, unter welchen Bedingungen diese inhaltlichen Wirkungen zur integrierten Verkehrsplanung beitragen, gemessen sowohl an demokratietheoretischen als auch an ökologischen Kriterien.

Als Fallstudien dienen drei kommunale Mobilitätsplanungsprozesse in Deutschland, bei denen sich die Öffentlichkeit mindestens durch Konsultationsangebote einbringen kann bzw. eingebracht hat. Für die detaillierte Rekonstruktion und Analyse dieser Prozesse stütze ich mich hauptsächlich auf Daten aus qualitativen Interviews, Dokument- und Medienanalysen, ergänzt durch Ergebnisse quantitativer Bevölkerungs- und Teilnehmendenbefragungen.

Konstantin Ponomarev

E-Mail: konstantin.ponomarev(at)campus.tu-berlin.de

Lebenslauf: Diplomstudium der Geschichtswissenschaften. Arbeitete anschließend zwölf Jahre als Journalist der unabhängigen Medien und Senior Lecturer bei der Staatlichen Universität  von Nowosibirsk, Russland, bevor er als Promotionsstudent an die TU Berlin gekommen ist.

Arbeitstitel: Zur Rolle der neuen Medien in der öffentlichen Debatte über Mobilität und ihr Einfluss auf verkehrspolitische Entscheidungsprozesse. 

Kurzbeschreibung:
Im Zentrum des Forschungsinteresse dieser Studie steht das politische Potential der neuen (u.a. sozialen) Medien für die Verkehrspolitik. Welche Erfahrung der Mediennutzung haben die Akteur*innen in verkehrspolitischen Debatten gemacht? Welchen Einfluss hat die digitale Öffentlichkeit auf den verkehrspolitischen Entscheidungsprozess? Welche Rolle spielen die neuen Medien bei der verkehrspolitischen Debatte in verschiedenen politischen Systemen? Im Rahmen einer qualitativen Studie wurden mehr als 20 verkehrspolitische Akteur*innen durch leitfadengestützte Interviews in Russland und in Deutschland durchgeführt. Es wurde klar, dass die Kommunikator*innen der neuen Medien zu der verkehrspolitischen Debatte aktiv beitragen und dabei alternative Öffentlichkeiten nutzen und produzieren. Der Einfluss der neuen Medien auf diese Prozesse ist aber komplex. Die Akteur*innen haben bestimmte neue Praktiken entwickelt und gehen mit den plattformbasierten neuen Möglichkeiten der Berichterstattung und Analyse (z.B. Facebook)  sehr kreativ um. Damit ist der Einfluss der neuen Medien auf die Verkehrspolitik  sowohl in Deutschland als auch in Russland nachweisbar und bedarf weiterer Forschung. Diese ist von praktischer Bedeutung für Politiker*innen, Journalist*innen sowie NGO-Aktivist*innen und Bürger*innen, die im Bereich Verkehrspolitik aktiv sind und die komplexen Verbindungen zwischen neuen Medien und der öffentlichen verkehrspolitischen Debatte verstehen wollen.

Christina Wolking

E-Mail: christina.wolking(at)tu-berlin.de

Lebenslauf:
Christina Wolking ist seit 2017 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Verkehrswesenseminar der Technischen Universität Berlin beschäftigt. Ihren Bachelor absolvierte sie in Geographie mit dem Nebenfach Politikwissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Im Master studierte Sie Umweltmanagement und Stadtplanung in Ballungsräumen mit den Schwerpunkten Verkehr und Stadtplanung an der Hochschule RheinMain. Seit 2019 ist sie Sprecherin im Pegasus-Netzwerk für Mobilitäts- und Verkehrsforschung.

Arbeitstitel: Öffentliche Mobilität und neue Mobilitätsdienstleistungen. Gestaltungsperspektiven im Kontext von sozio-technischen Transformationsprozessen und neuen Akteursstrukturen

Kurzbeschreibung:
Mit dem Aufkommen neuer Mobilitätsdienstleistungen, die sich zwischen kollektivem und Individualverkehr sowie öffentlichem und privatem Verkehr verorten lassen, wird ein flexibleres Mobilitätsverhalten verbunden, indem u. a. Sharing-Angebote und On-Demand-Fahrdienste das Angebot erweitern. Ein Großteil der Mobilitätsdienstleister agiert jedoch entlang wirtschaftlicher Ziele, was meist zu einer ungleichen Verteilung und Verfügbarkeit führt. Die wirtschaftliche Ausrichtung der Angebote steht somit verkehrspolitischen Zielen, wie der Förderung einer nachhaltigen und bedarfsgerechten Mobilität gegenüber. Entscheidend für die Ausgestaltung der zukünftigen Öffentlichen Mobilität ist in diesem Sinne auch die Analyse der Interessen unterschiedlicher Akteure, da sich ein komplexes Spannungsfeld abzeichnet, das sich zwischen verkehrspolitischen Zielen, wirtschaftlichen Interessen und den individuellen Bedürfnissen der Verkehrsteilnehmenden aufspannt. In dem neu entstehenden organisationalen Feld treffen Akteure mit unterschiedlichen Zielsetzungen und Voraussetzungen aufeinander und müssen sich gemeinsam auf veränderte Rahmenbedingungen, Dynamiken, Netzwerke, Normen und Werte einstellen.

Im Rahmen der Promotion werden Multimodale Mobilitätsplattformen, häufig auch Mobility-as-a-Service (MaaS)-Plattform genannt, als Lösungsansatz für die integrierte Verkehrsplanung analysiert. Der Ansatz dient als konkreter Untersuchungsgegenstand, um fallbezogen Gestaltungsmöglichkeiten für eine öffentliche Mobilität zu untersuchen. Die Idee des Konzepts liegt darin, die verfügbaren Mobilitätsangebote zentral zu bündeln, sodass den Nutzer:innen bedarfsorientiert das jeweils passende Angebot zur Verfügung gestellt wird. Neben Informationen werden auch Buchungs- und Bezahloptionen anbieter- und verkehrsmittelübergreifend in einer App angeboten. In der Umsetzung stellt die Integration eine Herausforderung dar, denn für einen ganzheitlichen Ansatz werden Zusammenarbeit und Kooperationen vieler verschiedener Akteure nötig, sowohl aus dem öffentlichen als auch aus dem privatwirtschaftlichen Bereich.

Basierend auf problemzentrierten qualitativen Interviews mit Vertreter:innen involvierter Akteure in MaaS-Plattformen, werden Prozesse, Strukturen und Interaktionsformen entlang der jeweiligen Aufgabenbereiche, Interessen und Handlungsorientierungen beleuchtet.

Dabei sollen förderliche und hemmende Faktoren für die erfolgreiche Umsetzung identifiziert werden. Zudem wird herausgestellt, welche Anforderungen sich für die Öffentliche Mobilität auf den jeweiligen Gestaltungsdimensionen der Infrastruktur, des Verkehrsprozesses und der Mobilität ergeben.

Abgeschlossene Promotionen (seit 2021)

Dr.-Ing. Alexander Rammert

Lebenslauf: Studium der Verkehrsplanung, Promotion an der TU Berlin im Bereich Mobilitätsplanung, Mobilitätsforscher und Dozent am Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung

Titel: Der Mobilitätsindex – Entwicklung eines integrierten Planungsinstruments für Mobilität

Kurzbeschreibung:
Mobilität beschreibt ein komplexes soziales Phänomen, welches über individuelle Möglichkeitsräume und gesellschaftliche Teilhabe entscheidet. Trotz dieser elementaren Rolle für die soziale Wirklichkeit existieren bis heute in der Verkehrs- und Raumplanung keine adäquaten Instrumente die Mobilität der Menschen in ihrer ganzen Komplexität zu erfassen. Aus diesem Grund habe ich einen wissenschaftlichen Index für Mobilität entwickelt, der es ermöglicht, diese komplexen Zusammenhänge in Form messbarer Indikatoren verständlich und bewertbar zu machen. Die Indexbildung ist in der vergleichenden Politikwissenschaft ein übliches Verfahren, wenn es darum geht Phänomene, wie die menschliche Entwicklung, Demokratie oder Lebensqualität, bewerten und vergleichen zu können. In der Verkehrs- und Mobilitätsforschung ist diese Methodik bis heute weitestgehend unbekannt: Mobilität bleibt für Theorie und Praxis schwer greifbar.

Die Herausforderung eines Index für Mobilität besteht demnach darin, dass er sowohl quantitative als auch qualitative, objektive als auch subjektive Einflussfaktoren gemeinsam zu einer einzigen normativen Bewertungsgröße integriert. Hierfür werden zunächst die verschiedenen Begriffsinterpretationen der Mobilität aus den unterschiedlichen Wissenschaftstheorien vorgestellt und zu einem fundierenden Wirkungsschema zusammengeführt. Basierend auf den Erkenntnissen aus einer interdisziplinären Meta-Analyse werden im Anschluss 27 (messbare) Kernindikatoren identifiziert, die für eine umfassende Bewertung der Mobilität erfasst werden müssen. Diese Kernindikatoren können über die Methode der Indexkonstruktion zueinander in Bezug gesetzt werden und ermöglichen damit einen Vergleich der Mobilität in verschiedenen Untersuchungsräumen. Dieses theoretische Modell wird am Beispiel des Berliner Stadtbezirks Pankow erprobt, bevor im Abschluss verschiedene Integrationsbeispiele entwickelt werden, wie ein Mobilitätsindex zukünftig im Rahmen einer Integrierten Verkehrsplanung verwendet werden kann. Im Ergebnis zeigt der Mobilitätsindex die Möglichkeiten und Herausforderungen von mobilitätsbezogenen Planungsinstrumenten auf und liefert damit wichtige Hinweise, wie eine zukünftige Mobilitätsplanung in Wissenschaft und Praxis ausgestaltet sein muss.