Laufzeit: 2016–2018
Projektleitung:
Wissenschaftliche Mitarbeiter:
Studentische Mitarbeiter_innen:
© IVP
In Kooperation mit dem Fachgebiet Stadt- und Regionalökonomie der TU Berlin unterstützt das Fachgebiet Integrierte Verkehrsplanung im zentralen Abschnitt der Schönhauser Allee (zwischen Eberswalder/Danziger Str. und Schivelbeiner/Wichertstr.) in dem vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) im Rahmen des Nationalen Radverkehrsplans (NRVP) geförderten Projekt „2Rad–1Kauf–0Emission“ Einzelhändler_innen dabei, gemeinsam Angebote zu entwickeln, die die Attraktivität dieser Straße für den Einkauf mit dem Fahrrad erhöhen. Hierbei liegt der Schwerpunkt weniger auf baulichen Maßnahmen im öffentlichen Raum, als vielmehr in miteinander abgestimmten Serviceangeboten des Einzelhandels, die es potenziellen Kund_innen im mittleren, fahrradtauglichen Entfernungsbereich erleichtern, sich für den Einkauf mit dem Fahrrad in der Schönhauser Allee zu entscheiden. Denn noch immer steht bei der Debatte um Flächenkonkurrenzen im öffentlichen Straßenraum die autofahrende Kundschaft im Fokus des Einzelhandels. Diese Praxis widerspricht jedoch dem politischen Ziel der Reduzierung der CO2-Emissionen, zumal der Einkauf mittlerweile den zweitgrößten Wegezweck nach dem Freizeitverkehr bildet. Vor diesem Hintergrund besteht die Herausforderung darin, zusammen mit dem Einzelhandel neue Lösungsansätze für einen stadt- und umweltverträglichen Einkaufsverkehr zu entwickeln.
Gesamtziel des Vorhabens ist es, über einen umfassenden Aktivierungsprozess bei Einzelhändler_innen die Wahrnehmung für den sich abzeichnenden Handlungsdruck im Zusammenhang mit einer rad- und fußgänger_innenfreundlichen Umgestaltung von Straßenraum zu schärfen, sie zu motivieren, gemeinsam getragene Lösungen für die Schönhauser Allee als radfahrfreundlichen Standort zu entwickeln und diese umzusetzen. Die Schönhauser Allee ist eine der übergeordneten Straßen in Berlin, für die in den nächsten Jahren bereits konkrete Umbauabsichten formuliert wurden. Die Straße ist ein typischer „Problemfall“, wie es viele in Berlin und anderen deutschen Großstädten gibt: viel Verkehr, viele Besucher_innen, aber wenig Platz, um alles reibungslos abzuwickeln. Es existiert eine vielfältige Einzelhandels- und Gastronomiestruktur mit inhaber_innengeführten Geschäften wie auch großen Ketten und einem Shopping-Center. Versorgungseinkäufe und die Besorgung von Drogeriewaren – Einkäufe, die von Radfahrer_innen besonders häufig kombiniert werden – sind dort genauso möglich wie mittel- und langfristige Einkäufe. Schon heute ist in der Schönhauser Allee ein hohes Radverkehrsaufkommen festzustellen, was an vielen Stellen zu Konflikten mit anderen Verkehrsmodi führt.
Das auf drei Jahre veranschlagte Vorhaben (01.04.2016 bis 31.08.2018) kann als Good-Practice Beispiel Vorbildcharakter für das Zusammenspiel (und für Synergien) von Einzelhandel und Radverkehrsfreundlichkeit bekommen. Über die Service- und Produktebene hinaus soll aber vor allem auch der Prozess der Motivation und aktiven Einbindung des Einzelhandels Erkenntnisse dazu liefern, wie ähnliche Impulse an anderen Standorten initiiert werden können.
Eine wesentliche Aufgabe in unserem Projekt wird darin bestehen, positive Erfahrungen der Fahrradförderung in Geschäftsstraßen den Gewerbetreibenden der Schönhauser Allee zu kommunizieren und auf diese Weise die notwendige Offenheit für gemeinsam zu entwickelnde Maßnahmen herzustellen, die den Fahrradverkehr unterstützen. Diese Zielsetzung soll im Rahmen eines partizipativen Forschungsansatzes umgesetzt werden. Somit geht es darum, die soziale Wirklichkeit zu verstehen (z. B. Barrieren für innovative Fahrradkonzepte) und diese im Sinne des übergeordneten Gesamtziels zu beeinflussen. Dabei ist es ein qualitativ messbares Ziel, inwieweit es gelingt, die teilnehmenden Einzelhändler_innen der Studie individuell und kollektiv zu befähigen, eine angemessene innovative Fahrradförderung für ihren Standort zu entwickeln und umzusetzen. Für den Fall, dass umfangreichere Maßnahmen umgesetzt werden sollen, ist ein Evaluationskonzept zu entwickeln, mit dem beispielsweise ökonomische Effekte erfasst und bewertet werden können. Das Vorhaben strebt ein hohes Maß an Kontextualität an, die relevante quantitative und qualitative Daten im Forschungsablauf berücksichtigt.
Das Vorhaben setzt daran an, die Lücke zwischen der Wahrnehmung des Einzelhandels und dem tatsächlichen ökonomischen Potenzial des Radverkehrs weiter zu schließen. Der Neuheitsgrad des Projekts ergibt sich vor allem durch den Ansatz, Einzelhändler_innen zu aktivieren, eine innovative Fahrradförderung als Teil ihrer Standortpolitik zu begreifen und sie zu befähigen, entsprechende Lösungen für ihren Standort zu entwickeln und umzusetzen.
Informationsmaterial und Öffentlichkeitsarbeit
© IVP
Die Informationsmaterialien, die Rahmen der Öffentlichkeit des Projekts 2Rad–1Kauf–0Emission erstellt wurden, können Sie hier einsehen und herunterladen.
Literatur zum Thema Einzelhandel und Radverkehr
© alle Rechte vorbehalten
Projektberichte