Heutige Anwendungen laufen großteils bereits nativ in der Cloud – für zukünftige Anwendungen wie beispielsweise autonomen Fahrens, e-Health oder auch intelligenter Produktionsstraßen reicht dies jedoch nicht aus, da die Antwortzeiten oftmals zu lange dauern oder auch Fragen aus dem Kontext von Privacy dies verhindern. An dieser Stelle hilft das sogenannte Fog-Computing, bei dem Teile von Anwendungen zwar in zentralen Cloud-Rechenzentren laufen, andere Teile jedoch am „Edge“, d.h. sehr nahe zu den Endnutzern. Im Kontext autonomen Fahrens würde man Edge-Locations beispielsweise an jedem Mobilfunkmast oder entlang der Straßen positionieren. Auf Grund der begrenzten Kapazität von Edge-Locations ist hierbei auch immer wieder eine Synchronisation mit den zentralen Clouddiensten notwendig, was die folgende Kernfrage motiviert: welche Daten liegen wann an welchen Edge-Locations oder in der Cloud vor und wie gelangen sie dort hin?
Das Fachgebiet Information Systems Engineering möchte an dieser Stelle ansetzen und ein neuartiges Datenmanagementsystem entwickeln, das Datensätze wie eine Wolke mit den Endnutzern mitwandern lässt, um Qualitätseigenschaften wie beispielsweise kurze Antwortzeiten oder Datenkonsistenz sicherzustellen. Gleichzeitig soll dieses neue System auch Ressourcenbegrenzungen an Edge-Locations beachten, Daten mit der Cloud abgleichen und dabei auch Privacy-Anforderungen sicherstellen. Beispielsweise sollen im Kontext von e-Health Gesundheitsdaten zwar an Forschungseinrichtungen weitergegeben werden, dies jedoch nur anonymisiert und auch an niemanden sonst, solange die Patienten diesem nicht explizit zugestimmt haben.
Smartes Datenmanagement mit Qualitätsgarantie
Eine große wissenschaftliche Herausforderung liegt hier insbesondere in der Dynamik, die durch Bewegung von Endnutzern erzwungen wird, aber auch in der hohen Anzahl an potentiellen Datenspeichern und der sich daraus ergebenden Anforderungen an Fehlertoleranz, Verfügbarkeit und Datenkonsistenz. Beispielsweise dürfen Gesundheitsdaten nicht verloren gehen und im Kontext autonomen Fahrens könnte ein Ausfall des Systems schnell zu Unfällen führen.
Umsetzung mit internationalem Konsortium für direkte Marktnutzung
Basierend auf den grundlegenden Forschungsergebnissen der Universitätspartner TU Berlin und Politecnico Milano (Italien) sollen die Industriepartner IBM Research Haifa (Israel), ICCS (Griechenland), Atos (Spanien) und CloudSigma (Schweiz) die Projektergebnisse direkt zur Marktreife treiben. Bereits im Laufe des Projektes fließen daher Vorgaben der Praxispartner IK4-IDEKO (Spanien), die eine Industrie 4.0-Produktionsstraße betreiben, sowie des Ospedale San Raffaele (Italien), einem großen Krankenhaus in Mailand ein. Gemeinsam mit beiden Partnern werden die Projektergebnisse anschließend in der Praxis erprobt.
Das Projekt ist zum 1.1.2017 gestartet und wird im Rahmen der H2020-Initiative (ICT-Call) der EU für drei Jahre gefördert. Das Gesamtfördervolumen des Verbunds beträgt 4,9 Millionen Euro, gut 750.000 Euro davon gehen dabei an die TU Berlin.