Im Tsunami_Risk Projekt wird das Auftreten kaskadierender Geogefahren untersucht. Als Ausgangspunkt dienen zwei Tsunamiereignisse, die sich im Jahr 2018 in Indonesien ereigneten. Obwohl sich die Frühwarnsysteme, die nach dem katastrophalen Tsunami im Indischen Ozean 2004 entwickelt wurden, bereits mehrfach bewährt haben und erfolgreich Warnprozesse ausgelöst haben, wurden diese beiden Tsunamis nicht erkannt und forderten daher von der unvorbereiteten Bevölkerung zahlreiche Opfer bzw. verursachten hohe Schadenssummen. Die Ursache dafür liegt in der Entstehung der Tsunamiwellen. Während die in Indonesien etablierten Frühwarnsysteme für seismisch induzierte Tsunamis konzipiert wurden, wurden die beiden Tsunamis im Jahr 2018 von einer Kaskade von Ereignissen ausgelöst.
Die Tsunamis von 2018
Am 28. September ereignete sich nördlich der Stadt Palu ein Erdbeben, durch das in der Bucht von Palu zahlreiche Massenbewegungen induziert wurden. Diese lösten jeweils Tsunamiwellen aus, deren Wirkung sich innerhalb der Bucht überlagern und verstärken konnte, wodurch Tsunamiwellen von bis zu 9 m Höhe die Stadt Palu trafen. Nur wenig später, am 22. Dezember kollabierte die Flanke des Vulkans Anak Krakatau nach einer Periode erhöhter vulkanischer Aktivität, wodurch ebenfalls ein Tsunami ausgelöst wurde.
Ziel von Tsunami_Risk
Ziel des Gesamtvorhabens ist es, instabile küstennahe Hänge zu identifizieren und potentiell tsunamigene Massenbewegungen und ihre Auslösemechanismen zu untersuchen, um diese frühzeitig erkennen und in Frühwarnprozesse integrieren zu können.
Identifizierung und Untersuchung von Massenbewegungen an tsunamigenen Küstenformen
Das Forschungsvorhaben des Fachgebiets Ingenieurgeologie umfasst die Modellierung der Tsunami-auslösenden Massenbewegungen innerhalb der Palu-Bucht und die Ausweisung weiterer gefährdeter Küstenabschnitte in Indonesien.
Rückanalyse der Palu Rutschungen
In einer Rückanalyse der Hangrutschungen von Palu wird der Zusammenhang zwischen den Massenbewegungen und dem Erdbeben als auslösendem Prozess untersucht, um daraus kritische Schwellenwerte für Warnsysteme oder die Gefahrenbewertung zu etablieren. Zudem werden Parameter gewonnen, welche für die anschließende Berechnung der Tsunami-Ausbreitung verwendet werden.
Anwendung auf weitere gefährdete Gebiete
Die Erkenntnisse, die aus der Modellierung der Massenbewegungen von Palu gewonnen wurden, werden genutzt um die Gefährdung weiterer Küstengebiete abzuschätzen. Potentiell betroffene Gebiete werden anhand ihrer Küstengeometrie, Geologie, Morphologie, seismischen Aktivität und Besiedlungsdichte ausgewählt. Gefährdet sind insbesondere enge Buchten, Meeresstraßen, Fjorde und Talsperren, da in diesen schmalen und langgezogenen Gewässern eine Überlagerung und Verstärkung mehrerer Tsunamiwellen möglich ist.
Teilprojektbearbeiter*innen am Fachgebiet Ingenieurgeologie sind Katrin Dohmen, Anika Braun und Tomas Fernandez-Steeger.
Projektpartner in Deutschland
Projektpartner in Indonesien
Das Tsunami_Risk Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der CLIENT II Fördermaßnahme.
Förderkennzeichen: 03G0906A
Projektlaufzeit: 2021 - 2024