Kolumbien, ein tropisches Land in der nördlichen Ecke von Südamerika, erfüllt mit der bergigen Topographie, einer hohen hydro-klimatischen Variabilität, einem aktiven tektonischen Regime und komplexer Geologie ideale Voraussetzungen für die Entstehung von Massenbewegungen. Zusätzlich zu diesen komplexen natürlichen Gegebenheiten haben in den vergangenen Jahrzehnten Bevölkerungswachstum und steigende Urbanisierung in Gebieten die von Massenbewegungen betroffen sind für ein Ansteigen von Gefahr- und Risikobedingungen gesorgt.
Unser Projektpartner Edier Aristizabal hat in einer aktuellen Studie gezeigt, dass in der Zeit von 1900 bis 2018 in Kolumbien über 30000 Massenbewegungen aufgezeichnet wurden, die über 34000 Menschenleben kosteten (Aristizabal & Sánchez 2020).
Am Fachgebiet Ingenieurgeologie laufen derzeit zwei Projekte die im Programm zum Projektbezogenen Personenaustauch (PPP) Kolumbien vom DAAD bzw. BMBF gefördert wurden, bzw. werden. In diesem Programm werden gegenseitige Besuche einer Deutschen Gruppe und einer Partnergruppe in Kolumbien gefördert, inklusive Promotions- und Masterstudierender. Die Besuche der kolumbianischen Gruppe werden von Minciencias gefördert.
Gefahrenanalyse für regeninduzierte Massenbewegungen in den kolumbianischen Anden
Im ersten Projekt das in den Jahren 2020 und 2021 gefördert wurde geht es um eine Gefahrenanalyse für regeninduzierte Massenbewegungen in den kolumbianischen Anden. Aufgrund der Covid-19 Pandemie konnte das Projekt nicht wie geplant mit gegenseitigen Besuchen der deutschen und kolumbianischen Projektpartner stattfinden. Dank virtueller Zusammenarbeit konnten jedoch am Fachgebiet Ingenieurgeologie eine Bachelorarbeit zur Kartierung von Hangrutschungen in Google Earth und eine Masterarbeit zur Modellierung der Gefahr durch Hangrutschungen im Aburrá Tal mit maschinellem Lernen betreut werden. Zudem konnten sich die Wissenschaftler*innen und Studierenden in beiden Gruppen in virtuellen Seminaren austauschen. Im Januar 2022 konnten wir endlich mit den Restmitteln aus dem Projekt mit einer Doktorandin (Katrin Dohmen) und zwei Masterstudierenden nach Kolumbien reisen. Mit unserem Projektpartner an der Universidad Nacional de Colombia in Medellín und seinen Studierenden konnten wir Geländearbeit durchführen und verschiedene Projekte zur Reduktion des Desaster Risikos durch Massenbewegungen in der Metropolregion Medellín kennenlernen. Derzeit laufen zwei Masterarbeiten in dem Projekt.
Erforschung großer Paleo-Hangrutschungen in den kolumbianischen Anden
Das zweite Projekt wird für das Jahr 2022 gefördert und es geht hier um besonders große und alte Hangrutschungen. Wir wollen versuchen zu verstehen durch welchen Mechanismus diese Hangrutschungen einst ausgelöst wurden und erhoffen uns so Rückschlüsse für zukünftige Risikobedingungen ziehen zu können, z.B. bezüglich der Gefahr durch Erdbeben oder Starkregenereignisse.
Das Projekt wird von Dr. Anika Braun geleitet. Weitere Beteiligte am Fachgebiet Ingenieurgeologie sind Katrin Dohmen und Prof. Tomas Fernandez-Steeger und Masterstudierende.
In Kolumbien arbeiten wir mit Asst. Prof. Edier Aristizabal an der Universidad Nacional de Colombia in Medellín und den Mitgliedern seiner Geohazards Forschungsgruppe zusammen.
Die Projekte werden bzw. wurden im Programm zum Projektbezogenen Personenaustauch (PPP) Kolumbien vom DAAD bzw. BMBF gefördert
Projekt-IDs: 57515692 und 57597842
Projektlaufzeit: 2020-2021, 2022