Institut für Festkörperphysik

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Immanuel Broser

11.03.1924 - 15.02.2013

Immanuel Broser wurde 1924 in Schaulen/Litauen geboren und studierte von 1941 bis 1945 Physik an der Technischen Hochschule Charlottenburg (später TU Berlin), wo er 1948 auch promovierte. An-schließend war er mehrere Jahre am Institut für Elektronenmikroskopie am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem tätig und habilitierte sich 1956. Immanuel Broser wurde 1964 als außerordentlicher und dann 1966 als ordentlicher Professor an das 3. Physikalische Institut der TU Berlin berufen. Ab 1974 war er bis zu seiner Emeritierung 1992 Professor an dem neugegründeten Institut für Festkörperphysik.

In seiner Diplomarbeit befasste sich Immanuel Broser unter Anleitung von Hans Geiger und Otto Haxel mit der Entwicklung neuer Geiger-Müller Zählrohre, die er in den letzten Kriegstagen im April 1945 abschloss. Ab Juni 1945 war er Doktorand bei Hartmut Kallmann am Kaiser-Wilhelm-Institut in Berlin-Dahlem. Hier entwickelte er den ersten Szintillationszähler. Diese bahnbrechende Entwicklung wurde im Mai 1947 in der Zeitschrift für Naturforschung veröffentlicht, ein halbes Jahr vor einer entsprechenden Publikation von Coltman und Marschal. Über diese aufregende Zeit, an deren Ende 1948 seine Doktorarbeit stand, hat Immanuel Broser in dem Beitrag „Fünfzig Jahre Szintillationszähler“ in den Physikalischen Blättern berichtet.

In den 50er-Jahren hat Immanuel Broser in Zusammenarbeit mit seiner Frau Ruth Broser grundlegende Arbeiten über die optischen Eigenschaften von Exzitonen und Übergangsmetallen im CdS publiziert. Ruth Warminski (ab 1951 Broser) hatte zuvor 1946 zusammen mit Herrn R. Frerich ein Patent zum Einkristallwachstum von CdS eingereicht. Nach wichtigen Arbeiten zur Exzitonenphysik erhielt Immanuel Broser in den 60er-Jahren Rufe auf eine Professur nach Marburg und an die TU Berlin. In der Folgezeit wurde er zu einem der führenden Experten auf dem Gebiet der II-VI-Halbleiter. Er hat als Chairman die ICL-1981, die II-VI-1989 und dann gemeinsam mit Gottfried Landwehr die ICPS-1996 in Berlin organisiert.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war Immanuel Broser langjähriges auswärtiges Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft und Kurator bei der PTB. In der Lehre hat er maßgeblich die Ausbildung der Festkörperphysik geprägt.

In dieser Zeit war er Mentor von vielen Habilitationen, die zu einer Reihe von Festkörperprofessuren in Deutschland beitrugen.

Aufgrund seiner Herkunft hat sich Immanuel Broser besonders um die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und der früheren Sowjetunion verdient gemacht. Diese internationale Zusammenarbeit hat zu vielen Kooperationsverträgen zwischen ausländischen Universitäten und der TU Berlin geführt. 1991 bekam er den Ehrendoktortitel der Universität Lund in Schweden und 2001 den Ehrendoktortitel der Universität Bremen verliehen.

Immanuel Broser hat sich engagiert in der akademischen Selbstverwaltung eingesetzt. Er war in den 60er-Jahren Dekan der Fakultät für Allgemeine Ingenieurwissenschaften. Er war Direktor des 3. Physikalischen Instituts und auch geschäftsführender Direktor am Institut für Festkörperphysik der TU Berlin. Weiterhin war er langjähriger Vorsitzender des Haushaltausschusses der TU Berlin. Nach seiner Emeritierung hat er als Gutachter verschiedener Forschungsprogramme und in den 90er-Jahren als Aufsichtsratsvorsitzender am Institut für Halbleiterphysik Frankfurt/Oder gewirkt.

Am Institut verstand es Immanuel Broser immer, unterschiedliche Interessen zu einem Gesamten zu vereinigen. Wir haben ihn als engagierten Hochschullehrer, als hochkarätigen Wissenschaftler und vor allem als Mentor für junge Nachwuchswissenschaftler erlebt. Das Institut für Festkörperphysik und die Fakultät II - Mathematik und Naturwissenschaften der TU Berlin werden ihm für diesen enthusiastischen Einsatz ewig dankbar sein. Wir vermissen ihn sehr.

Axel Hoffmann und Christian Thomsen