Historische Bauforschung und Baudenkmalpflege
© Ann-Christin Stolz

Libanonexkursion 2023

Ende Mai 2023 waren Studierende und Mitarbeiter*innen des Fachgebiets im Libanon unterwegs. Die Exkursion fand als Vertiefung des Seminars „Inhalte und Methoden der archäologischen Bauforschung“ des ersten Semesters (WiSe 2022/23) statt.

Nachdem sich die Studierenden im vorherigen Semester intensiv mit den zu bearbeitenden  Objekten auseinandergesetzt hatten, konnten sie ihren Kommiliton*innen römische Tempel, phönizische Siedlungsstrukturen und umayyadische Moscheen vor Ort vorstellen. Dies ist besonders wichtig, da in der Bauforschung das Bauwerk selbst und die originale Bausubstanz die erste und wichtigste Quelle darstellt und sich erst durch die Betrachtung der spezifischen Bauwerke, ihrer Konstruktionen und der umgebenden Kulturlandschaft ein zusammenhängendes Bild ergeben kann.

Am ersten Tag führte Dr. Makaroun die Teilnehmenden durch die Beiruter Innenstadt. Sie erläuterte Stadtgeschichte und Bautypen, sowie denkmalpflegerische Herangehensweisen bei der Notrettung und Sanierung der insbesondere durch die Explosion im Hafen im Sommer 2020 stark beschädigten Beiruter Stadthäuser.

Die darauffolgenden drei Tage waren insbesondere römischen Heiligtümern im Zentrum und Norden des Landes gewidmet: Dem christlich überformten Tempel in Bziza, den Siedlungsresten und Tempeln von Qasr Naous, dem bergigen Heiligtum von Sfireh, dem Tempel, dem Altar und den christlichen Ergänzungen von Yanouh, dem zerstörten Venustempel bei der Bergquelle Afqa und dem in Steinformationen gelegenen Heiligtum Qalat Fakra, sowie den von Bergquellen gespeisten Heiligtümern Niha und Hosn Niha, dem tonnengewölbten Nymphaeum von Temnin el-Foka und dem namenlosen Tempel der Gemeinde Qsarnaba.

Im Süden des Landes besuchten die Teilnehmenden am fünften Tag die phönizische Metropole Tyros und die osmanische Altstadt Sidons.

Lang ersehntes Highlight war am sechsten Tag der berühmte Steinbruch und das beeindruckende Jupiterheiligtum von Baalbek. Am letzten Tag wurde ein weiteres UNESCO Weltkulturerbe besucht: Das von 7.000 Jahren Stadtgeschichte geprägte Byblos.

Ermöglicht wurde die Exkursion durch die Förderung des Referates Internationale Wissenschaftskooperationen der TU Berlin, sowie das SEED-Programm der TU Berlin, welches nicht nur die Exkursion selbst, sondern auch die Kooperation des FG Historische Bauforschung und Baudenkmalpflege mit dem Center for Restoration and Conservation of Historic Monuments and Sites der Lebanese University (CRC) unterstützt. Professorin Yasmine Makaroun und Professor Jean Yasmine, sowie Studierende der Libanese University begleiteten die Exkursion.

Der intensive Austausch eröffnete allen Beteiligten neue Sichtweisen auf bekannte Themen wie Denkmalpflege, Kulturerhalt- und -wahrnehmung und erlaubte Einblicke in die Arbeit und Methoden der libanesischen Kolleg*innen.

Diese fachlichen Begegnungen jenseits der traditionellen, eurozentristischen Perspektiven dienen auch der Erweiterung des Blicks auf die globale Baukultur und die Bemühungen um ihren Erhalt.