Medieninformation | 13. Juni 2022 | wrt

Pilotprojekt mit autonom fahrenden Regionalzügen in Niedersachsen

In dem Kooperationsvorhaben wird erprobt, wie der Regionalverkehr durch Digitalisierung automatisiert werden kann

Das Forschungsprojekt „Automatisiert fahrende Regionalzüge in Niedersachsen“ hat das Ziel, das automatisierte Fahren im regulären Regionalverkehr in Deutschland möglich zu machen. Nun geht es in die nächste Phase. Gemeinsam mit der Technischen Universität (TU) Berlin und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelt der Bahntechnik-Anbieter Alstom technische Lösungen, um den Schienenverkehr in Deutschland schrittweise zu digitalisieren. Das Projekt wird über das Europäische Zugbeeinflussungssystem ETCS die Möglichkeiten der Automatisierung im Regionalverkehr ausloten.

Für die Versuche in Niedersachsen werden neue Systeme für den fahrerlosen Betrieb entwickelt. Dazu gehört die Signalerkennung, um die an der Strecke aufgestellten Signale (Verkehrszeichen der Bahn) erkennen und interpretieren zu können. Zudem muss der Zug Hindernisse erkennen können. Im Störungsfall wird der Zug ferngesteuert oder vom Zugbegleiter geführt. Alstom hat bereits mit Versuchszügen in anderen Ländern gezeigt, dass automatisiertes Fahren und die Fernsteuerung von Zügen technisch umgesetzt werden können. Im Projekt wird ermittelt, ob der vorhandene regulatorische Rahmen für das automatische Fahren angepasst werden muss. Daraufhin wird geprüft werden, welche Tests und Ergebnisse benötigt werden, um das automatisierte Fahren und seine Sicherheit für den Regelbetrieb hinreichend zu beweisen.

Betrieb im Reallabor

Diese zweite Phase muss als „Reallabor“ soweit wie möglich unter realen Bedingungen erfolgen. Die neuen Systeme werden in die mit ETCS vorgerüsteten Züge eingebaut und im Betrieb getestet. Die Erkenntnisse aus der Entwicklung und dem Betrieb helfen dabei, die spätere Zulassung von fahrerlosen Zügen vorzubereiten und den Regionalverkehr weiter zu automatisieren.

Auf dem Weg zur Zulassung

„Ein auf deutschen Strecken automatisiert fahrender Regionaltriebzug stellt eine spannende Anwendung für die Forschungen im Eisenbahnwesen dar“, sagt Prof. Dr.-Ing Birgit Milius, Leiterin des Fachgebietes Bahnbetrieb und Infrastruktur an der TU Berlin. Wissenschaftliche Ziele sind unter anderem die bahntaugliche Optimierung des Arbeitsplatzes des fernsteuernden Operators und betriebliche Untersuchungen für die mobile Zugsteuerung durch den Zugbegleiter innerhalb und außerhalb des Führerstandes. Usability-Untersuchungen und die technische Machbarkeit stehen im Vordergrund. Auch das Thema Zulassungsvorbereitung wird von der TU Berlin wissenschaftlich betreut. Zusammen mit den Partnern erarbeitet die TU Berlin eine Systemdefinition für fahrerloses Fahren, Differenzanalysen zum heutigen Betrieb mit Triebfahrzeugführer und Sicherheitsanalysen des neuen Systems. Es soll ein möglicher Weg hin zu einer generischen Zulassung des fahrerlosen Fahrens entwickelt werden.

Nachhaltig und effizient

„Automatisiertes Fahren bildet die Voraussetzung für einen nachhaltigen und effizienten Bahnverkehr der Zukunft. Mit unserem gemeinsamen Pilotprojekt schaffen wir die Basis für den Einsatz dieser Technologie im deutschen Regionalverkehr und treiben die Umsetzung entsprechender technischer Lösungen maßgeblich voran“, so Müslüm Yakisan, Präsident der Alstom-Region DACH.

Das Projekt wird von Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanziell gefördert.

Kontakt

Prof. Dr.

Birgit Milius

birgit.milius@tu-berlin.de

Einrichtung TU Berlin