Städtebauliche Denkmalpflege und Urbanes Kulturerbe
© Stephanie Herold
Forschung

am Fachgebiet Städtebauliche Denkmalpflege und Urbanes Kulturerbe

Laufende Forschung

Graduiertenkolleg "Identität und Erbe"

Das Graduiertenkolleg „Identität und Erbe“ leitet zur kritischen Erforschung von Identitäts und Erbe-Konstruktionen an, die auf Bauwerken, historischen Orten und anderen, hauptsächlich dinglichen, kulturellen Überlieferungen gründen. Im Zentrum stehen der Zusammenhang zwischen dem Affirmationsbedarf von Gemeinwesen und der Aneignung von Kulturerbe, das für Geschichts- und Identitätspolitiken mobilisiert wird, und die kritische Historisierung des Gesamtkonzeptes von Kulturerbe-basierten Identitätskonstruktionen. Dies schließt die Beschäftigung mit neueren Ansätzen zu ihrer Überwindung oder Transformation in supranationalen Konstellationen ein.

Ordnungssysteme – Auswählen, Werten, Sortieren in den Kulturwissenschaften

Wir ordnen unsere Umwelt in einem natürlichen Reflex. Dies tun wir, um unsere komplexe Wirklichkeit verständlich zu machen. Auch in den Wissenschaften sind Ordnungssysteme Werkzeuge, um Sinnzusammenhänge zu verdeutlichen. In einem zweiteiligen Workshop soll untersucht werden, wie Machtkonstellationen auf die Auswahl von Objekten, die in einen Kanon eines Ordnungssystems aufgenommen werden, Einfluss nehmen und welche Akteure sowie Instrumentarien an der Etablierung von Ordnungssystemen beteiligt sind.

„Orte des Ankommens“ als Urbanes Erbe

Migration ist ein historisches wie aktuelles Phänomen. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg mussten europaweit Flüchtlinge und Wohnungslose untergebracht werden, oft zunächst scheinbar provisorisch in ehemaligen Zwangsarbeiter- oder Gefangenenlagern. Trotz der widrigen Umstände gingen aus einigen dieser Provisorien Wohn- und Siedlungsräume hervor. Auf diese Weise sind noch heute städtebauliche Entwicklungen der Nachkriegszeit, Aneignungsprozesse sowie der Umgang mit Flucht und Vertreibung räumlich erfahrbar. Die Untersuchung unterschiedlicher Phänomene aus diesem Themenfeld bildet einen Forschungsschwerpunkt, in dessen Rahmen u.a. im April 2023 in Kooperation mit der Stiftung Berliner Mauer die internationale Tagung „Orte des Ankommens“ stattfindet.

Abgeschlossene Forschungsprojekte

Architektur- und Planungskollektive der DDR – Institutionelle Strukturen und kreative Prozesse in der sozialistischen Architekturproduktion

In der DDR wurde in den 1950er Jahren die freischaffende Arbeit als Architekt*in fast vollständig abgeschafft. Fortan organisierte sich das Bauwesen in verstaatlichten Betrieben, in denen Architektur- und Planungskollektive den Entwurfsprozess übernahmen. Das DFG-Projekt „Architektur- und Planungskollektive der DDR – Institutionelle Strukturen und kreative Prozesse in der sozialistischen Architekturproduktion“ beschäftigt sich mit den Arbeitsprozessen sowie dem Selbstverständnis von Planer*innen in der DDR und wie die Verstaatlichung und Kollektivierung des Planungswesens auf die produzierte Architektur und ihre spätere Bewertung Einfluss nahm.

Vom Grab zum Grün. Zur Transformation historischer Friedhöfe

Friedhöfe sind mehr als monofunktionale Räume für Bestattungen und Trauer. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass städtische Friedhöfe ein breites Spektrum unterschiedlicher Ökosystemleistungen erbringen. Lange Perioden der Stabilität haben diese unberührten und versteckten Orte zu Refugien für Natur und Wildtiere gemacht. Neben diesem Potenzial als Hotspots biologischer Vielfalt sind Friedhöfe auch Kalt- und Frischluftentstehungsgebiete und Orte für Grundwasserneubildung. Sie bilden also aus Sicht des Ökosystemschutzes wichtige Grünstrukturen im städtischen Gefüge. Gleichzeitig sind es wichtige kulturelle Zentren, an denen sich vor allem durch die Grab- und Erinnerungsmale die Geschichte der Städte und Quartiere vergegenwärtigen lässt. Die Tagung hebt die Notwendigkeit einer ganzheitlichen und transdisziplinären Bewertung hervor und diskutiert die verschiedenen Aspekte von Friedhofstransformationen, um Friedhöfe als entscheidendes Element nachhaltiger Stadtlandschaften weiterzuentwickeln.

Promotionsvorhaben am Fachgebiet

Preserving the late 20th century metropolis: The Underground in São Paulo // Lara Melo Souza

What is the cultural significance of the underground in São Paulo? Due to its relevance for everyday life and for the construction and transformation of the city, it has been the theme of a considerable amount of studies. Technical, urban, and designing aspects were explored. However, no attention has been paid to understand it as cultural heritage or to its preservation. This approach is not a local issue, but part of an international context of investigating recent artifacts and preserving everyday infrastructure. Are these objects in danger even before recognition?

Hassan Fathy. Entwicklung einer neuen arabischen Lehmarchitektur // Lazarus Rosemarie

Der Architekt Hassan Fathy (1900-1989) ist weltweit wegen seiner kosten- und umweltschonenden Lehmarchitektur bekannt geworden. Westliche und nicht westliche Architekten haben sich für vier Aspekte von Fathys Arbeiten interessiert: die architektonischen Elemente wie Kuppeln und Tonnen-gewölbe, den Baustoff Lehm und Konstruktionsmethoden sowie Siedlungsplanung und übergeordnete Planungsprinzipien. Seitdem der CO2-neutrale Baustoff Lehm auch in Europa wieder in Gebrauch ist, hat sich das Interesse an seinen Arbeiten vertieft.