Allgemeine Linguistik

Antisemitismuserfahrung in der Dritten Generation. Zur Reaktualisierung extremen Traumas bei Nachkommen von Überlebenden der Shoah.

Aktueller Antisemitismus und die transgenerationale Tradierung von Traumata von Betroffenen wurden bislang unzureichend im interdisziplinären Verbund erforscht. Diese Lücke will das neue, vom BMBF geförderte Forschungsprojekt schließen, in dem die bisher getrennt voneinander betrachteten Phänomene interdisziplinär analysiert und erklärt werden.

Grundlage des innovativen Forschungsvorhabens bilden Interviews zu Antisemitismuserfahrungen bei Nachkommen von Holocaust-Überlebenden und die Einrichtung einer Encounter-Gruppe, also einer Gruppenbegegnung auf Basis von Selbsterfahrung, in der Enkelkinder von Überlebenden der Shoah ein Raum eröffnet werden soll, um offen und vertraulich über ihre Antisemitismus-Erfahrungen sprechen zu können. Darauf aufbauend wird untersucht, ob und wie der aktuelle Antisemitismus die Verfolgungserfahrungen der Großeltern im heutigen Leben der Dritten Generation transgenerational re-aktualisiert. D.h. es wird der Frage nachgegangen, inwiefern die extrem traumatischen Erfahrungen bzw. Erinnerungen der Shoah-Überlebenden und damit verbundene Emotionen, Verhaltensweisen usw. an ihre Enkelkinder durch eigene Antisemitismus-Erfahrungen übertragen und ausgelöst werden können.

Einen Schwerpunkt des Forschungsprojekts bildet dabei die von Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel geleitete kognitionslinguistische Auswertung von Transkriptionen der Interviews und Encounter-Gruppensitzungen. Die qualitativen Analysen sollen u.a. dazu beitragen, die Spezifika von Antisemitismuserfahrungen der Dritten Generation zu rekonstruieren, wobei deren sprachliche Äußerungen als Spuren kognitiver und emotionaler Aktivität erklärt werden. Die Berücksichtigung der Betroffenenperspektive stellt hierbei einen wichtigen Beitrag dar, um ein erweitertes Verständnis der Dynamiken und Herausforderungen des Antisemitismus – vor allem aus jüdischer Perspektive – zu erreichen. 

Der Forschungsverbund – bestehend aus Expertinnen und Experten sowie weiteren Mitarbeitenden des Sigmund Freud Instituts Frankfurt/Main, der Katholischen Hochschule NRW und dem FG Allgemeine Linguistik der TU Berlin – wird seine Ergebnisse im Rahmen einer Tagung und in verschiedenen Publikationen präsentieren und veröffentlichen. Zudem sollen die gewonnenen Erfahrungen in Bildungs-, Lehr- und Beratungsangebote transferiert und implementiert werden.

 

Begleitprogramm

14.07.2023.
Prof. Dr. Julia Bernstein: Jüdische Traumatradierung und ihre Thematisierung in der Mehrheitsgesellschaft

21.06.2023.
Dr. Susanne Urban: Antisemitismus in der Erinnerung an die Shoah
 

Beiträge

01.12.2023
DLF - Shalom: Antisemitismuserfahrung der dritten Generation.  Link

 

 

Interdisziplinärer Forschungsverbund

Projektlaufzeit: 01.08.2021 bis 31.07.2025 (TU Berlin: 01.01.2022 bis 31.12.2024)

Leitung kognitionslinguistische Analysen: Prof. Dr. Dr. hc. Monika Schwarz-Friesel

Wissenschaftliche Mitarbeit: Markus Weiß, M.A.

Verbundpartner:innen: Dr. phil. Kurt Grünberg, Sigmund-Freud-Institut (Koordination des Forschungsverbundes) und Prof. Dr. Sarah Yvonne Brandl, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen 

Kooperationen mit Prof. Dina Porat (Chefhistorikerin Yad Vashem, Alfred P. Slaner Chair for the Study of Contemporary Antisemitism and Racism, Leiterin des Kantor Center for the Study of Contemporary European Jewry an der Universität Tel Aviv), Prof. Dr. Doron Kiesel, Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland, Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland.

www.antisemitismuserfahrung.com

 

Interaction in Civil Society

Die Arbeitsgruppe Zivilgesellschaftliche Diskurse untersucht, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt von Seiten der Zivilgesellschaft in unterschiedlichen Diskursen ausgehandelt und geschaffen wird. Dazu werden sowohl Interaktionen und Beziehung zwischen zivilgesellschaftlichen Akteur:innen, als auch deren Kommunikation mit der breiten Öffentlichkeit erforscht. Im Fokus steht daher die on- und offline Kommunikation ausgewählter zivilgesellschaftlicher Organisationen in Diskursen, die Fragen von Gemeinschaft und Zusammenhalt verhandeln.

Forschungsgegenstand

Was sind die zentralen strukturellen und prozeduralen Charakteristika zivilgesellschaftlicher Kommunikation in Bezug auf gesellschaftlichen Zusammenhalt? Das Hauptaugenmerk des Projektes liegt auf semantischen, pragmatischen und persuasiven Aspekten in der öffentlichen und internen Kommunikation zivilgesellschaftlicher Akteure. Im Mittelpunkt der Untersuchungen steht deshalb die Analyse konkreter Diskurselemente: Welche Interpretationsrahmen stehen im Vordergrund bei der Kommunikation politischer Ideen? Welche Metaphern sind in Bezug auf Kernkonzepte wie z.B. Sozialer Zusammenhalt oder Resilienz dominant?

https://www.explore-interactions.de/cohesion/blog/de/zivilgesellschaft-diskurse/

Projektleiterin TU Berlin: Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel

Wiss. Mitarbeiter: Dr. Rico Neumann

Stud. Mitarbeiter:innen: Isabel Pinkowski, Paul Fuchs

 

Das Verbundprojekt wird gefördert durch die Berlin University Alliance Grand Challenges:
Explorationsprojekte Initiative für sozialen Zusammenhalt