Wissenschaftsgeschichte

Prof. Dr. Caterina Schürch

- Juniorprofessorin -

Kontakt

Prof. Dr.

Caterina Schürch

Juniorprofessorin

c.schuerch@tu-berlin.de

+49 (0)30 314 77322

Einrichtung FG History of Science
Sekretariat H 23 | Gesine Finn
Gebäude Hauptgebäude (H)
Raum H 2527
Adresse Straße des 17. Juni 135
10623 Berlin

Kurzvita

Caterina Schürch ist Juniorprofessorin des Fachgebiets Wissenschaftsgeschichte an der TU Berlin.

Projekt

Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert intensivierten sich die Bemühungen, die Physiologie der Pflanze besser zu verstehen. Die Relevanz dieses Wissens lag auf der Hand: Kenntnisse des Stoffwechsels, Wachstums und der Vermehrung der Pflanzen waren nötig, um agronomische Praktiken zu verbessern. Gleichzeitig waren Pflanzen laut Jean Senebier (1791) die am wenigsten bekannten Wesen des gesamten Globus. Das liege auch daran, dass geeignete Methoden zur Erforschung der Pflanzennatur erst noch erschlossen werden müssten, so Senebier.

Das Projekt beleuchtet die Entwicklung einer disziplinenübergreifend arbeitenden Fachgemeinschaft, die sich um die Aufklärung der Pflanzennatur bemüht. Folgende Fragen stehen im Zentrum der Untersuchung: Wie stabilisierten sich im Laufe dieser Entwicklung die in dem Fach verfolgten Fragestellungen? Welche methodologischen Überlegungen begründeten die Vorstellung, dass beim Studium der Pflanzenphysiologie ein heterogenes Set an Ressourcen und Expertisen zu mobilisieren ist?

Um diese Fragen zu beantworten, verfolgen wir die zwischen 1740 und 1860 laufenden Studien zu den Fragen, ob Elektrizität das Pflanzenwachstum fördert; ob Pflanzen schlafen; und wovon sie sich ernähren. An diesen Beispielen lässt sich nachvollziehen, wie sich die Modi der Analyse physikalischer, chemischer und physiologischer Vorgänge gegenseitig beeinflussten. Gleichzeitig können wir verfolgen, wie die Akteure um eine auf die Eigenheiten des Untersuchungsmaterials angepasste Methodik rangen und pflanzenspezifischer Expertise zunehmend mehr Bedeutung zusprachen bei der Auswahl ihrer Versuchspflanzen.

Die Analyse verbessert unser Verständnis davon, wie sich wissenschaftliche Fachgemeinschaften konstituieren und organisieren. Außerdem lernen wir mehr darüber, wie technische und Umweltressourcen, anwendungsbezogene Bedürfnisse sowie methodologische Normen das wissenschaftliche Arbeiten prägten.

Forschungsschwerpunkte

  • Geschichte der Biophysik, Biochemie und Allgemeinen Physiologie, 1900-1950
  • Geschichte der wissenschaftlichen Agronomie und Pflanzenphysiologie, 1700-1850
  • Geschichte und Philosophie des disziplinenübergreifenden, kollaborativen Forschens
  • Geschichte und Philosophie der Erforschung biologischer Mechanismen
  • Geschichte und Philosophie des Experimentierens

Auszeichnungen/Akademiemitgliedschaft

  • Max-Weber-Preis der Bayerischen Akademie der Wissenschaften für herausragende Dissertationen und Habilitationen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften, 2021
  • Henry-E.-Sigerist-Preis für Nachwuchsförderung in der Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften, verliehen von der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften (SGGMN), 2021
  • Georg-Uschmann-Preis für Wissenschaftsgeschichte, verliehen von der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, 2021
  • Interdisciplinary Organized Session Prize der International Society for the History, Philosophy, and Social Studies of Biology (ISHPSSB), 2021
  • Promotionsförderpreis der Münchner Universitätsgesellschaft, 2021
  • Caspar-Friedrich-Wolff-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Geschichte und Theorie der Biologie in Anerkennung für eine herausragende wissenschaftliche Arbeit über ein biologiegeschichtliches Thema, 2021

Publikationen

Monographie

  • Die Suche nach fundamentalen Mechanismen des Lebens. Kooperationen zwischen Physik, Chemie und Biologie, 1918—1939. Wissenschaftskulturen, Stuttgart: Franz Steiner (im Erscheinen).

Aufsätze

  • „Glückliche Fügung: Experiments’ Potential to Integrate Disciplines.“ Berichte zur Wissenschaftsgeschichte, 45, 306 – 316 (2022)
  • „Die Dynamik disziplinenübergreifender Forschungsfelder.“ In M. Jungert, A. Frewer, E. Mayr (Hg.): Wissenschaftsreflexion. Interdisziplinäre Perspektiven zwischen Philosophie und Praxis, Münster: Mentis, 163–197 (mit Kärin Nickelsen) (2020)
  • „Understanding Past Research Practice: A Case for iHPS.“ In E. Herring, K. M. Jones, K. S. Kiprijanov und L. M. Sellers (Hg.): The Past, Present, and Future of Integrated History and Philosophy of Science. Abingdon/New York: Routledge, 38-60 (2019)
  • „How mechanisms explain interfield cooperation: biological–chemical study of plant growth hormones in Utrecht and Pasadena, 1930–1938.“ History and Philosophy of the Life Sciences, 39, article 16 (2017)

Akademischer Werdegang

Hochschullehrerin (Wissenschaftsgeschichte)

  • ab SoSe 2023  Juniorprofessorin für Wissenschaftsgeschichte an der Technischen Universität Berlin
  • 2021-2023      Early-Postdoc.Mobility-Fellow u.a. an den Universitäten Kopenhagen, Cambridge, Exeter und der Indiana University Bloomington
  • 2021                Promotion in Wissenschaftsgeschichte, LMU München
  • 2019                Short-term-Fellow des GHI Washington
  • 20217-2018    Doc.Mobility-Fellow am Department of History and Philosophy of Science der University of Cambridge
  • 2015-2021      Mitarbeiterin an der Abteilung für Wissenschaftsgeschichte des Historischen Seminars der LMU München
  • 2009-2015      Studium der Wissenschaftsgeschichte und -philosophie und Biologie an der Universität Bern (BSc) und der LMU München (MA)