Kunstgeschichte der Moderne

Kulturbesitz. Archäologische Objekte als Konfliktfaktor in der deutschen und osmanischen Politik, 1898–1918.

Dissertationsprojekt von Sebastian Willert

Wie gelang es preußisch-deutschen Archäologen, Altertümer aus dem Osmanischen ins Deutsche Reich zu exportieren? Welche politischen Auswirkungen hatten Translokationen für Berlin und Istanbul? Um 1900 galten archäologische Objekte als ein maßgeblicher Bestandteil des preußisch-deutschen wie osmanischen Kulturbesitzes. Ausgehend vom deutsch-osmanischen Abkommen zur Fundteilung untersucht Sebastian Willert die Strategien zur Erweiterung der Sammlungen antiker und islamischer Kunst. Die Studie widmet sich Akteuren, Abkommen und rechtlichen Rahmenbedingungen der Aneignung archäologischer Objekte und islamischer Kunst. Neue Perspektiven auf die Verlagerungen der Mschatta-Fassade, einer Gebetsnische aus Konya und der Tell Halaf-Funde nach Berlin zeigen bisher unbekannte Vorgänge, Verhandlungsstränge und Akteursnetzwerke auf. Anstrengungen zur Schaffung einer Rechtsgrundlage zur Bewahrung von Altertümern werden ebenso berücksichtigt wie Versuche ihrer Aushöhlung. Auf Basis umfassenden Archivmaterials aus deutschen und türkischen Archiven wird analysiert, inwiefern Inwertsetzung und Inbesitznahmen von Kulturgut diplomatische Krisen und Konflikte zwischen Istanbul und Berlin zwischen 1898 und 1918 auslösten.

Betreuung: Prof. Dr. Bénédicte Savoy (Erstbetreuung), Prof. Dr. Friederike Fless (Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts; Zweitbetreuung)