Gemeinsame Medieninformation der Senatskanzlei - Wissenschaft und Forschung, Charité - Universitätsmedizin Berlin und Technischen Universität Berlin | 22. Dezember 2020 | stt

Am Biotech-Spitzenstandort Wedding entstehen zwei hochinnovative Gebäude für die medizinische Forschung

Miniatur-Organe aus dem 3D-Drucker oder lebende Medikamente – was wie Zukunftsmusik klingt, soll in Berlin Wedding Realität werden. Dafür entstehen an der Seestraße direkt nebeneinander zwei Forschungszentren für knapp 68 Millionen Euro. Hier erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler künftig Biotechnologien und völlig neue medizinische Ansätze. Am „Berlin Center for Advanced Therapies“ (BeCAT) werden Forscherinnen und Forscher der Charité – Universitätsmedizin Berlin die Arzneimittel der nächsten Generation entwickeln. Direkt vis-à-vis arbeiten ihre Kolleginnen und Kollegen gemeinsam mit Forschenden der Technischen Universität Berlin künftig daran, humane Zell- und Organfunktionen mithilfe von Technologien wie 3D-Kultivierung, Multi-Organ-Chips oder 3D-Bioprinting zu modellieren. Dafür entsteht das Forschungszentrum „Der Simulierte Mensch“ (Si-M) mit insgesamt 3.770 Quadratmetern Nutzungsfläche, rund ein Drittel davon für Labore. Die Weiterentwicklung menschlicher Organmodelle kann auch einen wichtigen Beitrag zur weiteren Reduzierung von Tierversuchen leisten. Die Fertigstellung der beiden Gebäude ist für 2023 geplant.

Der Biotech- und Medizinstandort im Berliner Nordwesten verdichtet sich zunehmend. Die zwei neuen Forschungszentren entstehen auf dem neu erschlossenen nördlichen Teil des Charité Campus Virchow-Klinikum (CVK). In der direkten Umgebung wird auch das Deutsche Herzzentrum der Charité (DHZC) an der Südseite des CVK für rund 400 Mio. Euro errichtet, sowie ein hochmodernes Laborgebäude für die lebenswissenschaftliche Lehre und Forschung der Beuth Hochschule für Technik im Umfang von 86 Mio. Euro. Zudem plant die Charité in direkter Nachbarschaft ein neues Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT).

Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin und Senator für Wissenschaft und Forschung, hierzu: „Berlin Wedding wird immer mehr zum Biotech-Spitzenstandort. Die Forschungszentren, die hier mit Landes- und Bundesmitteln entstehen, haben das Potenzial, die Zukunft der Medizin ganz entscheidend zu prägen. Von dieser Zusammenarbeit unserer Forscherinnen und Forscher profitiert der ganze Innovationsstandort Berlin und vor allem natürlich Patientinnen und Patienten.“

Prof. Dr. Axel Radlach Pries, Dekan der Charité: „Der Forschungscampus Seestraße wächst und entwickelt sich dynamisch zu einem Spitzenstandort für Medizin und Biotechnologie in Berlin mit einem Fokus auf zellbasierte Therapien. Der hier verfolgte Forschungsansatz leistet zudem einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung von Alternativmethoden zu Tierversuchen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die hier fachübergreifend, translational und gemeinsam forschen, werden räumlich beste Bedingungen für ihre Projekte vorfinden. Die Neubauten sind dabei so konzipiert, dass sie die Forschungsarbeiten optimal unterstützen, denn wissenschaftliche und architektonische Komponenten sind gleichermaßen in die Planungen eingeflossen. Das ist echter ‚State of the Art‘ – und wir sind fest davon überzeugt, dass mit dem neuen Forschungscampus ein entscheidender Beitrag für die medizinische Forschung auf exzellentem Niveau geleistet wird. Für das Land Berlin und darüber hinaus möchten wir die Gesunderhaltung auf ein neues Level bringen.“

„Die Wissenschaftler*innen im Forschungszentrum „Der Simulierte Mensch“ forschen unmittelbar an der Schnittfläche von Biotechnologie und Medizin und können so ganz neue Impulse liefern. Nur die enge, interdisziplinäre Kooperation der Expert*innen der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der TU Berlin an einem gemeinsamen Ort macht diese innovative Art der Forschung überhaupt möglich. Ich bin überzeugt, dass davon am Ende die gesamte Wissenschaftslandschaft in Berlin profitiert“, so Prof. Dr. Christian Thomsen, Präsident der Technischen Universität Berlin.

Forschung am „Simulierten Menschen“

Seit über 100 Jahren setzt die Medizin zur Erforschung neuer Medikamente und Therapien auf Tiere als Modell für den menschlichen Körper und hat dadurch wichtige Fortschritte erzielt. Jetzt haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Si-M zum Ziel gesetzt, neue Technologien zu entwickeln, die es in vielen Bereichen ermöglichen könnten, Tierversuche durch sogenannte humane Modellsysteme zu ersetzen. Mit ihrer Hilfe sollen die komplexen Mechanismen der menschlichen Gesundheit und die Entstehung von Krankheiten simuliert werden. Die Charité und Technische Universität Berlin forschen dafür gemeinsam an der Schnittstelle von Ingenieurwissenschaften und Medizin und entwickeln neue Methoden und technologische Ansätze. So können Gewebe, Organe, Zellen oder Zellbestandteile mit innovativen Methoden wie „Organ-on-a-chip“, 3D-Bioprinting oder Einzelzellanalyse simuliert werden.

Forschung des „Berlin Center for Adanced Therapies“

Die Entwicklung von Arzneimitteln war bisher häufig darauf ausgerichtet, die Symptome einer Krankheit zu bekämpfen, nicht aber die eigentliche Ursache. Zellbasierte neuartige Therapien, auch „Advanced Therapies“ genannt, sind mit herkömmlichen Medikamenten nicht zu vergleichen, denn es geht nicht mehr um synthetische Substanzen zur Linderung von Symptomen, sondern um gezielte Zellpräparate zur Wiederherstellung der Gesundheit von Patientinnen und Patienten. Häufig auch als „lebende Medikamente“ bezeichnet, eröffnen sie völlig neue Möglichkeiten der Behandlung von bisher nicht heilbaren Erkrankungen. Am BeCAT wird die Berliner Expertise in der Technologie- und klinischen Entwicklung von Advanced Therapies zusammengeführt und auf ein international führendes Niveau gebracht.

Gesamtkosten von 64 Millionen Euro werden jeweils zur Hälfte von Bund und Land getragen

Si-M und BeCAT sind zwei von derzeit sechs Forschungsbauten in Berlin, die nach Artikel 91b GG finanziert werden. Die Gesamtkosten von insgesamt 34 Millionen Euro für das Si-M und von 30 Millionen Euro für das BeCAT werden demnach jeweils zur Hälfte von Bund und Land getragen. Mit zusätzlichen Mitteln des Programms „Sondervermögen Infrastruktur der Wachsenden Stadt“ (SIWANA) in Höhe von 3,8 Millionen Euro werden vorab grundlegende Infrastrukturen und die Anbindung der Bauten an den Charité Campus Virchow-Klinikum errichtet. In einem ersten Bauabschnitt wird derzeit ein unterirdischer Technikbau errichtet, der die zwei Forschungsbauten miteinander verbindet und unter anderem die Strom-, Wärme- und Wasserversorgung beinhalten soll.

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