Medieninformation | 11. Oktober 2022 | ehr

Was haben Schokolade, Tiefkühlgemüse und Nüsse mit dem Erhalt biologischer Vielfalt zu tun?

Wissenschaft und Praxis arbeiten an konkreten Lösungen

Die heutige intensive Landwirtschaft ist eine der Hauptursachen für den globalen Biodiversitätsverlust. Der Einsatz großer Mengen an Düngemitteln und Pestiziden, großflächige Monokulturen sowie die intensive Bodenbearbeitung haben gravierende Folgen für die biologische Vielfalt. Das Forschungsvorhaben „BioVal“ erarbeitet im engen Austausch mit Unternehmen der Lebensmittelproduktion Lösungen, um diese negativen Auswirkungen zu verringern. Da es sich häufig um internationale Wertschöpfungsketten handelt, wird auch die landwirtschaftliche Produktion in Ländern des Globalen Südens einbezogen. 

Die vom 10. bis 16. Oktober 2022 stattfindende Woche „Achtung Artenvielfalt!“ thematisiert, dass sich der Rückgang der biologischen Vielfalt in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch beschleunigt hat. Neben Umweltorganisationen und der Wissenschaft wird sich auch die Wirtschaft zunehmend der damit verbundenen Probleme bewusst. Im Rahmen einer nationalen Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt, arbeitet ein Team aus Wissenschaftler*innen und Unternehmen aus der Lebensmittelbranche daran, negative Auswirkungen der Lebensmittelproduktion auf die Biodiversität zu identifizieren und gezielt zu verringern. Am Forschungsprojekt „BioVal“ (Biodiversity Valuing & Valuation) sind Wissenschaftler*innen der Universität Witten/Herdecke, der Hochschule Bochum und der TU Berlin beteiligt. Im Projekt wird eng mit dem Tiefkühlkosthersteller FRoSTA, der für die Schokoladenmarke Ritter Sport bekannten Alfred Ritter GmbH sowie dem Unternehmen Seeberger, das u. a. Nüsse und Trockenfrüchte anbietet, kooperiert.

„BioVal unterstützt uns bei der Abschätzung von Umweltauswirkungen einzelner Rohstoffe und hilft uns so, unsere Auswirkungen auf die Biodiversität so gering wie möglich zu halten und sogar positive Wirkungen zu erzielen. Gleichzeitig profitieren wir von den Erfahrungen anderer Unternehmen. Es ist eine klassische Win-Win-Situation,“ berichtet Georg Hoffmann, der die Alfred Ritter GmbH im Projekt vertritt.

Über die drei Unternehmen hinaus werden die Projektergebnisse regelmäßig im Arbeitskreis Biodiversität mit weiteren Unternehmen der Lebensmittelbranche diskutiert. Jan Paul Lindner von der Hochschule Bochum ist überzeugt, dass die Forschungsergebnisse für Akteur*innen aus der Wissenschaft und Praxis gleichermaßen interessant sind:

„Wir arbeiten bereits seit zehn Jahren an der Abschätzung von Biodiversitätswirkungen. Nun haben wir die Möglichkeit, die Methode so weit zu optimieren, dass sie auch von Unternehmen problemlos angewendet werden kann und somit sowohl wissenschaftlich fundiert als auch praxistauglich ist.“

Als Grundlage für die weitere Projektarbeit werden in BioVal auch die Einstellungen von Konsument*innen untersucht. Das Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin hat im Juni 2022 bundesweit über 1.000 Personen online zum Thema Biodiversität befragt.

„Der Erhalt von Biodiversität hat für Verbraucher*innen große Bedeutung und die Mehrheit der Befragten würde selbst etwas dazu beitragen. So wären beispielsweise mehr als zwei Drittel der befragten Konsument*innen bereit, beim Lebensmittelkauf auf entsprechende Kennzeichnungen zu achten und 64 Prozent würden dafür etwas mehr Geld zahlen. Allerdings sind nur Wenige ausreichend über die Thematik informiert, so dass noch viel Aufklärung und praktische Unterstützung für Kaufentscheidungen nötig ist,“ erläutert Uta Böhm von der TU Berlin die Forschungsergebnisse.

BioVal wird im Rahmen der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) von November 2021 bis Oktober 2024 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

Der nächste Arbeitskreis Biodiversität wird am 10. November 2022 online stattfinden. Weitere Interessierte Unternehmen sind herzlich willkommen! Aktuelle Informationen zum Projekt und Kontaktmöglichkeiten finden sich unter: www.bio-val.de

Kontakt

Prof. Dr.

Jan Paul Lindner

Nachhaltigkeit im Ingenieurwesen

jan-paul.lindner@hs-bochum.de

+49 234 32 10410

Einrichtung Hochschule Bochum