Sprache ist unser wichtigstes Mittel, uns auszudrücken und mitzuteilen. In ihr spiegelt sich unsere Wahrnehmung der Welt wider – gleichzeitig beeinflusst sie die Art und Weise, wie wir denken und die Welt wahrnehmen. Der Sprachleitfaden des Koordinationsbüros für Frauenförderung und Gleichstellung der TU Berlin gibt Empfehlungen und praktische Tipps für einen geschlechtersensiblen und diskriminierungsarmen Sprachgebrauch.
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Aus dem Vorwort des Leitfadens
"(...) Vor diesem Hintergrund ist es also nicht nur ein Gebot der Höflichkeit, mit und über Menschen in der öffentlichen Kommunikation so zu sprechen, dass alle Geschlechter explizit benannt sind. Es ist darüber hinaus eine demokratische Tugend, die Entfaltung von Chancengleichheit nicht schon durch die Ablehnung geeigneter – und vorhandener – sprachlicher Mittel zu behindern. Der Gebrauch geschlechtergerechter Sprache ist eine einfache, direkte und wirkungsvolle Möglichkeit, an der Gleichstellung aller Geschlechter mitzuwirken. Was spricht dagegen, die Möglichkeiten der Sprache zu nutzen, um sichtbar zu machen, dass ein Pilot auch eine Pilotin sein kann, dass der Streik der Erzieher in der Regel ein Streik von Erzieherinnen ist? (...)"
Prof.*in Dr.*in Sabine Hark (2018). Geschlechtersensible Sprache – Ein Leitfaden. Koordinationsbüro für Frauenförderung und Gleichstellung der TU Berlin.
Soll ich auch „Sehr geehrt* Laura Lopez“ schreiben, wenn ich die Person schon lange kenne und sie bisher mit „Sehr geehrte Frau Lopez“ angeschrieben habe?
Wenn Sie Personen bzw. deren Identitätsgeschlecht schon kennen, können Sie auch bei der gewohnten Formulierung (z. B. „Sehr geehrte Frau Lopez“) bleiben. Denken Sie aber daran, dass sich Geschlechtsidentität auch verändern kann und nicht ein Leben lang gleich bleiben muss. Im Zweifel am besten fragen!
Wie funktioniert das Gender-Sternchen im Singular?
In Stellenausschreibungen könnten Sie im Singular beispielsweise schreiben: „Wir suchen eine*n wissenschaftliche*n Mitarbeiter*in. Die*der Mitarbeiter*in sollte XY mitbringen.“
Was hält das Koordinationsbüro für Frauenförderung und Gleichstellung vom Gender-Sternchen hinter vergeschlechtlichten Bezeichnungen, wie z. B. bei Frauen*?
Es kommt darauf an, was damit ausgedrückt werden soll und in welchem Kontext das geschieht.
Manchmal soll mit Frauen* ausgedrückt werden, dass sowohl cis Frauen als auch trans Frauen gemeint sind. Trans Frauen sind aber wie cis Frauen eben Frauen. Um das auszudrücken, braucht es kein Sternchen.
Zuweilen sollen mit Frauen* auch nicht-binäre Personen eingeschlossen werden. Nicht-binäre Personen verstehen sich aber weder als Frau noch als Mann, also vermutlich auch nicht als Frau mit Sternchen.
In manchen Kontexten kann es trotzdem sinnvoll sein, dass Sternchen hinter vergeschlechtlichte Bezeichnungen wie bei beispielsweise Frau* zu setzen: Wenn ausgedrückt werden soll, dass sich nicht so leicht festlegen lässt, welche Personen gemeint sind, wenn von Frauen die Rede ist. Dass Geschlecht nicht so leicht greifbar ist, wie wir im Alltag oft annehmen, sondern viel mit sozialen Rollen und Zuschreibungen zu tun hat. Frauen* kann dann zum Beispiel ausdrücken: „Wir möchten alle ansprechen, die sich als Frauen verstehen und nicht (nur) diejenigen, die aufgrund ihres Körpers in die entsprechende Kategorie sortiert werden.“ In jedem Fall ist es dann wichtig, zu benennen, was genau das Sternchen ausdrücken soll.
Ich lese häufiger trans*, also den Begriff mit einem Sternchen dahinter. Warum verwendet ihr den Begriff ohne Sternchen? Welche Schreibweise ist korrekt?
Das Sternchen hinter dem Begriff wurde in den 90er Jahren eingeführt, um verschiedene geschlechtliche Selbstverortungen auszudrücken. Im internationalen Raum hat sich die Schreibweise ohne Sternchen etabliert und auch in Deutschland wird „trans“ inzwischen als inklusiver Überbegriff verstanden. Wir verwenden die Adjektive „trans“ und auch „inter“ daher ohne Sternchen. Beide Schreibweisen, mit und ohne Sternchen, sind jedoch möglich.
In einem Zeitungsartikel habe ich als weiteren Vorschlag für gendersensible Schreibweise das ï mit zwei Punkten kennengelernt, wie in „Mitarbeiterïnnen“. Was denkt das KFG dazu?
Sprache ist stets im Wandel, gendersensible Sprache auch. Es ist also durchaus denkbar, dass neue Formen das Sternchen * oder den Unterstrich _ ablösen werden. Das Ï halten wir aber für keine gute Lösung. Symbolisch erscheinen uns Personen jenseits der Zweigeschlechtlichkeit dadurch in die weibliche Form gepresst. Das Sternchen * oder den Unterstrich _ finden wir als symbolischen Platzhalter sinnvoller.
Und was ist mit dem Doppelpunkt, wie in „Mitarbeiter:innen“?
Auch der Doppelpunkt erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Was uns am Doppelpunkt gefällt ist, dass der männliche Wortstamm beim Doppelpunkt (Mitarbeiter:innen) weniger im Mittelpunkt steht als bei Unterstrich (Mitarbeiter_innen) und Sternchen (Mitarbeiter*innen), weil der Doppelpunkt weniger Lücke im Wort verursacht. Das ist gleichzeitig aber auch sein Nachteil, ähnlich wie beim Ï mit zwei Punkten, da auf diese Weise die symbolische Abbildung geschlechtlicher Vielfalt außerhalb der binären Geschlechternorm in den Hintergrund rückt. Hinzu kommt, dass der Doppelpunkt für Personen Seheinschränkungen schwieriger zu lesen ist und oft droht, im Wort zu verschwinden bzw. mit einem kleinen i verwechselt zu werden.
Als Argument für den Doppelpunkt wird häufig angebracht, dass viele Vorleseprogramme für Texte zur Reduzierung von Lesebarrieren für Menschen mit Einschränkungen bereits so programmiert sind, dass sie beim Doppelpunkt eine Pause lesen. Dem stehen Ergebnisse einer Studie der Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik von 2021 entgegen. Hier zeigten sich - auch auf technischer Ebene - keine Vorteile des Doppelpunktes gegenüber bspw. dem Gender-Sternchen. Darüber hinaus ist es durchaus technisch machbar, dass auch beim Sternchen oder beim Unterstrich eine solche Pause gelesen wird.
Auch der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband sieht das Gender-Sternchen gegenüber dem Doppelpunkt im Vorteil.
Ein Kritikpunkt an beiden Alternativen (Ï und :) ist zudem, dass sie anders als das Sternchen * und der Unterstrich _ nicht in der queeren Community entwickelt wurden, also nicht von Personen, die direkt davon betroffen sind.
Daher bleiben wir in unseren Empfehlungen beim Sternchen *.
Zum Nachlesen:
Überwachungsstelle des Bundes für Barrierefreiheit von Informationstechnik (2021): Empfehlung zu gendergerechter, digital barrierefreier Sprache - eine repräsentative Studie. Link.
Doppelpunkt oder Sternchen? Stellungnahme der bukof-Kommission für Studentische Angelegenheiten (KostA) zur Frage der Barrierearmut gendersensibler Sprache. Link.
Werde ich überhaupt noch ernst genommen, wenn ich mein Pronomen in die Signatur schreibe? Das ist doch total ungewohnt, ich habe Angst, dass das lächerlich wirkt.
Die TU Berlin empfiehlt ihren Beschäftigten in ihrer Mail-Signatur das Pronomen und die Anrede anzugeben, die sie für sich genutzt wissen möchten. Einige Mitarbeitende tun dies bereits. Je mehr Personen ihrem Beispiel folgen, desto selbstverständlicher wird eine entsprechende Angabe.
Aber wenn etwas nur ein Geschlecht betrifft – z. B. Schwangerschaft – muss ich ja nicht gendern, oder? Kann ich dann nicht einfach von schwangeren Studentinnen schreiben?
Es gilt als Allgemeinwissen, dass nur Frauen schwanger werden können. Das stimmt aber nicht – auch Männer oder nichtbinäre Personen können schwanger werden, wenn sie die körperliche Konstitution dazu haben. Eine gegenderte Sprache – schwangere Student*innen – wird dieser Tatsache gerecht.
Und was ist mit Alumni?
Aus geschlechtersensibler Perspektive ist Alumni nicht korrekt. Es handelt sich hier um ein generisches Maskulinum im Plural. Die geschlechtersensible Schreibweise wäre Alumn*ae. Da diese Form jedoch teilweise unbekannt ist, kann auch auf Synonyme ausgewichen werden. So sind "Absolvent*innen" oder "Ehemalige" Alternativbegriffe.
Wie kann ich Amtsbezeichnungen und andere akademische Benennungen wie bspw. Forschergruppe, Sprecherschaft oder Präsidentschaft geschlechterinklusiv gestalten?
Je nach Kontext können unterschiedliche Verwendungen sinnvoll sein. Grundsätzlich empfehlen wir, auf alternative Bezeichnungen zurückzugreifen und so bspw. statt „Forschergruppe“ von Forschungsgruppe/Forschungsteam, statt „Doktorvater/-mutter“ von Promotionsbetreuung zu sprechen.
Kann ich die Bezeichnung „Gast“ geschlechterinklusiv verwenden?
Grundsätzlich spricht nichts dagegen. Die weibliche Form für Gast ist Gästin. Diese Form existiert schon seit dem 19. Jahrhundert, ihre Verwendung ist allerdings etwas in Vergessenheit geraten und so klingt sie ggf. etwas ungewohnt. Die Schreibweise Gäst*in hat sich bisher nicht durchgesetzt. Auch die weibliche Form findet nur selten Verwendung. Dies kann damit in Zusammenhang stehen, dass die generische Verwendung bisher noch weitgehend etabliert ist. Wir empfehlen, auch hier auf Alternativen zurückzugreifen. Bspw. für den Kontext von Konferenzen oder Tagungen: geladene Personen/Eingeladene, Diskutant*innen, Referent*innen/Referierende, Vortragende, Panelist*innen, Redner*innen oder auch – je nach Kontext – lediglich Teilnehmende.
Sollten auch Abschlüsse wie Bachelor, Magister oder Master geschlechterinklusiv verwendet werden?
Auch hier kommt es auf den Kontext an. Wenn Personen bezeichnet werden, besteht die Möglichkeit, die Begriffe anzupassen (so könnte eine weibliche Person mit einem Magister-Abschluss bspw. als Magistra bezeichnet werden). Da die Bezeichnungen Bachelor, Master und Magister in den überwiegenden Fällen jedoch nicht Personen, sondern den Abschluss bezeichnen, verwenden wir eher Schreibweisen wie bspw. Bachelor-Studierende, Master-Student*innen, Absolvent*innen oder Personen mit Magisterabschluss.
Was ist mit Titeln wie Dr. und Prof?
Für Viele sind Titelabkürzungen wie Prof. und Dr. nach wie vor männlich besetzt, auch wenn die Abkürzung theoretisch geschlechtsneutral ist und alle Geschlechtsidentitäten einschließt.
Es besteht aber bspw. die Möglichkeit, an die eigene Titelabkürzung hochgestellte Endungen anzuhängen, die die Geschlechtsidentität sichtbar machen: Prof.in, Dr.in, Mga (für Magistra), Dipl.Ing.in (für Diplomingenieurin) oder auch Dipl.Psych.in (für Diplompsychologin). Dies können Einzelpersonen handhaben, wie sie möchten. Auch Varianten mit Gender-Sternchen werden immer geläufiger (Dr.*in, Prof*in, etc.) und drücken zudem eine Kritik an normierender Zweigeschlechtlichkeit aus.
Es gibt entsprechend diesbezüglich unterschiedliche Handhabungen. Deswegen empfehlen wir, sich bei der Anrede (im Mailverkehr) folgende Fragen zu stellen: Ist es notwendig, die Titelabkürzungen zu nennen oder kann ich auch eine geschlechtsneutrale Anrede wie bspw. „Guten Tag“ gefolgt von dem Namen der Person verwenden? Habe ich ggf. bereits eine Mail von der Person erhalten, aus der die Selbstbezeichnung sowie die Schreibweise der Titelabkürzung hervorgeht? Lässt sich ggf. aus der Mail-Signatur oder aus der Online-Präsenz der zu adressierenden Person herauslesen, wie sie angesprochen werden möchte und in welcher Form die Titelabkürzungen verwendet werden?
Wie lassen sich Anglizismen, wie z.B. Stakeholder im Deutschen geschlechtersensibel bezeichnen?
Dies hängt von den Anglizismen und ihrem Kontext ab. Teilweise kann ihre im Englischen geschlechtsneutrale Form beibehalten werden (z.B. der*die DJ). Bei Stakeholder und ähnlichen Begriffen mit Endung auf -er, die im Deutschen als männlich gilt, kann es sinnvoll sein, einen alternativen Begriff zu wählen oder mit dem Sternchen und der eingedeutschten weiblichen Form zu arbeiten. Der Duden kennt den Begriff Stakeholderin, somit kann durchaus von Stakeholder*innen gesprochen werden.
Wie gehen wir mit zusammengesetzten Wörtern um, bei denen der erste Wortteil vergeschlechtlicht ist (z.B. Kundenorientierung)?
Grundsätzlich hängt auch dies von Kontext und Praktikabilität ab. Bei bestimmten Begriffen schlagen wir vor, das erste Wort geschlechtersensibel zu schreiben, um deutlich zu machen, dass wir uns nicht nur auf Männer beziehen (z.B. Professor*innenschaft). In anderen Fällen lässt sich für den ersten Teil des zusammengesetzten Wortes eine geschlechtsneutrale Formulierung finden (z.B. Kundschaftsorientierung). Bei Begriffen, die allgemein geschlechtsneutral verstanden werden oder bei denen die Endung des letzten Teils des zusammengesetzten Wortes geschlechtsneutral formuliert wird, verzichten wir in der Regel auf die geschlechtsneutrale Schreibweise der vorangegangenen Begriffsbausteine (z.B. Gastprofessur statt Gäst*inprofessur oder Bürgermeisterkandidat*in statt Bürger*innenmeister*inkandidat*in).
Muss eine geschlechtersensible Schreibweise immer sowohl die männliche als auch die weibliche Endung beinhalten? Sollen wir also z.B. „Experte*in“ oder „Expert*e*in“ schreiben?
Bei Begriffen, für die kein Synonym und keine geschlechtsneutrale Bezeichnung gefunden werden kann, nutzen wir hinter dem Gender-Sternchen lediglich die weibliche Form (z.B. Expert*in). Das Sternchen zeigt bereits an, dass alle Geschlechter gemeint sind, so auch das männliche. Außerdem ist diese Form lautsprachlich am anwendungsfreundlichsten.
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