Digitalisierung der Arbeitswelt

Spielt die Makro-Ebene eine Rolle? Eine vergleichende Analyse von Institutionengefügen und Gigwork-Plattformen in Ländern der EU-28

Ziel dieses Forschungsprojektes ist es, zu analysieren und zu verstehen, wie nationale Institutionengefüge und Gigwork-Plattformen miteinander verknüpft sind. Dabei konzentriert sich das Projekt auf Gigwork-Plattformen für Transport- und Essenslieferungsdienstleistungen, die jeweils bekannte Fälle für digital vermittelte, ortsgebundene, bezahlte Arbeitsaufträge darstellen und oft als „Gigwork“ bezeichnet werden. Gigwork genießt europaweit Aufmerksamkeit, insbesondere durch die Aktivitäten von beispielhaften und prominenten Plattformunternehmen, wie Uber und Deliveroo. Während einige Untersuchungen annehmen, dass Gigwork-Plattformen einer Regulierung einfach ausweichen, nehmen andere etablierte Ansätze an, dass nationale Institutionengefüge wirtschaftliche Aktivitäten prägen und so auch Gigwork beeinflussen sollten. Derzeit wissen wir jedoch vergleichsweise wenig darüber, ob und wie nationale Institutionengefüge relevant für die bezahlte Arbeit auf Gigwork-Plattformen in verschiedenen Ländern sind. Um diese Forschungslücke zu schließen, untersucht das Projekt die systematische Verknüpfung von Institutionengefügen und Gigwork-Plattformen vergleichend in EU-28-Ländern, den USA und Kanada. Das Projekt analysiert die Mechanismen, durch die nationale Institutionengefüge die Grenzen und Möglichkeiten von Gigwork-Plattformen bestimmen, Arbeitspraktiken zu durchdringen und Arbeit durch ihre Plattformmodelle verfügbar zu machen. Neben qualitativen, historisch-vergleichenden Untersuchungsmethoden des Process Tracing, wendet das Projekt eine neue Methode für quantitative Ländervergleiche an. Diese Methode nutzt Crowdsourcing-Plattformen, um die Datensammlung als bezahlte Aufträge an Personen in den jeweils untersuchten Ländern zu vergeben. Die so gesammelten Daten werden in einen Länderdatensatz eingespeist und mit quantitativen Methoden analysiert. Die qualitativen und quantitativen Ergebnisse kartographieren die Verknüpfungen von nationalen Institutionengefügen mit Gigwork-Plattformen und halten fest, welche Muster und Mechanismen diese Verknüpfungen prägen. Das Projekt ist Teil des DFG-Schwerpunktprogrammes Digitalisierung der Arbeitswelten (SPP 2267). Zu diesem Programm trägt es bei, indem es in einer soziologischen Perspektive auf der Makro-Ebene grundlegende Prozesse und Mechanismen untersucht, die der Digitalisierung der Arbeitswelten als eine systemische Transformation zugrunde liegen. Das Projekt überwindet den fragmentierten Zustand der Forschung zu Gigwork und entwickelt eine umfassende, vergleichende Perspektive. Damit leistet das Projekt einen grundlegenden Beitrag für die generelle Frage, ob und in welcher Weise die Makro-Ebene für die Digitalisierung von Arbeitswelten relevant ist. In diesem Sinne veranschaulichen die Gigwork-Beispiele die Möglichkeiten und Grenzen die Digitalisierung der Arbeitswelten institutionell zu regulieren..

Das Projekt wird in Kooperation mit dem Fachgebiet Wirtschafts- und Organisationssoziologie der Universität Hamburg durchgeführt (Projekt-Website)

Team

Prof. Dr. Stefan Kirchner | Projektleiter

Dr. Dzifa Ametowobla | Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Elias Ducke | Studentische Hilfskraft

Mariah Mosler | Studentische Hilfskraft

Zorbey Özcan | Studentische Hilfskraft

Förderung

Deutsche Forschungsgemeinschaft, Teil des Schwerpunktprogramms "Digitalisierung der Arbeitswelten" (SPP2267)