Digitalisierung der Arbeitswelt

Beschäftigungsrisiken und Arbeitsqualität in der digitalen Transformation: Empirische Analysen zu KI, Plattformarbeit und digitalen Arbeitsplätzen mit dem SOEP

Die aktuelle Welle des technologischen Fortschritts – die digitale Transformation – ist durch eine tiefgehende Verknüpfung physischer und virtueller Welten gekennzeichnet, die prinzipiell neue Kommunikationswege etabliert und somit Möglichkeiten zur Flexibilisierung von Arbeitszeiten, Arbeitsmethoden und Arbeitsorten schafft. Die Wirkung der Digitalisierung auf die Arbeitswelt und die Gesellschaft ist vielseitig und birgt Chancen, aber auch erhebliche Risiken.

Studien zur aktuellen Verbreitung der Digitalisierung (KI, Plattformarbeit und digitalisierter Arbeitsplätze) und ihrer Folgen für die Arbeitswelt in Deutschland sind nur vereinzelt vorhanden, was auf einen Mangel an belastbaren sozialwissenschaftlichen Befragungsdaten zurückzuführen ist. Insgesamt ist es bisher nur grob einschätzbar, wie weit die Digitalisierung bereits den Arbeitsalltag bestimmt und welche Bevölkerungsgruppen, Wirtschaftszweige, Qualifikations- oder Berufsgruppen sie tatsächlich betrifft. Ferner ist es unklar, welche Arbeitsplätze von Digitalisierung profitieren werden bzw. wer und in welchem Umfang die damit verbundenen Kosten trägt. Die Effekte auf das Privatleben und auf der Haushaltebene sind auch noch nicht beziffert. Unser Forschungsvorhaben nimmt sich genau diese Themenfelder mit Hilfe eines innovativen Fragebogenmoduls vor, das 2019 als Teil der Innovationsstichprobe und 2020 in der Hauptbefragung des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) erhoben wird. Hierbei soll das Ausmaß der Digitalisierung, gemessen an der Verbreitung der künstlichen Intelligenz, der Plattformarbeit sowie digitalisierter Arbeitsplätze erfasst werden. Somit ergänzt das innovative Datenmodul die Forschung durch die integrierten Analysen der Arbeitswelt: Diverse Aspekte der Digitalisierung werden zeitgleich erfasst und alle Beschäftigtengruppen werden in ihrem Haushaltskontext erhoben. Der innovative Charakter der Daten erfordert – neben den inhaltlichen Analysen – auch methodologische Forschung zu Verifizierung der Erhebungsinstrumente und liefert wichtige Evidenz, die über die bestehenden Befragungen von Beschäftigten und Betrieben hinausgeht. Zusätzlich soll unser interdisziplinäres Projekt zwei dominierende Forschungsstränge der Sozialwissenschaften verknüpfen: Zum einen den ökonomischen Schwerpunkt „Substitution und Zuwachs der Beschäftigung in der digitalen Arbeitswelt“ und zum anderen den soziologische Schwerpunkt „Arbeitsqualität und soziale Ungleichheit in der digitalen Arbeitswelt“.

Unser interdisziplinäres Projektvorhaben wird – auf der theoretischen und methodologischen Basis von Ökonomie und Soziologie – neue Evidenz zu digitalen Arbeitsplätzen, Plattformarbeit und künstlicher Intelligenz liefern und so eine fundierte Grundlage für Verantwortungsträger schaffen, um evidenzbasierte politische Entscheidungen in der Arbeits- und Sozialpolitik zu treffen, die Transformationskosten minimieren und den technologischen Fortschritt möglichst vielen Bevölkerungsgruppen zugutekommen lassen würden.

Die angestrebten Ergebnisse des Vorhabens sind weitreichend, vor allem durch die Zugänglichkeit der Daten für die breite Forschungscommunity und ihre Verknüpfungsmöglichkeiten mit weiteren Datensätzen. Darüber hinaus erschließen sich zusätzliche Forschungsthemen, sobald die Daten in der Zukunft als Längsschnitt erhoben werden und so Aussagen zu Dynamik der Digitalisierung erlauben und eine Verknüpfung zu anderen thematischen Modulen (bspw. zum Thema Weiterbildung) ermöglichen.

 

Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin durchgeführt.

Team

Prof. Dr. Stefan Kirchner | Projektleiter

Oliver Giering | Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Mariah Mosler | Studentische Hilfskraft

Förderung

Bundesministerium für Arbeit und Soziales