Center for Cultural Studies on Science and Technology in China

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Im Gespräch bleiben mit China!

China als Strategischer Rivale, Wettbewerber, Forschungspartner auf Augenhöhe? – Wie begegnen wir dem heranwachsenden Riesen in der Hochschul-Kooperation? Gemeinsam luden die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die Berliner Universitäts-Allianz (BUA)1 rund 70 hochrangige TeilnehmerInnen in die TU Berlin ein; sie diskutieren im eintägigen Workshop über „Stand und Perspektiven der europäisch-chinesischen Zusammenarbeit in Hochschulbildung und - Forschung“.

Das Forum richtete sich an VizepräsidentInnen, Pro-RektorInnen für Internationales, ExpertInnen aus den Wissenschaftsorganisationen und an WissenschaftlerInnen, die sich in der Zusammenarbeit mit China engagieren.
China ist der wichtigste Kooperationspartner der deutschen Hochschulen in Asien; knapp 1.400 Kooperationsvereinbarungen mit chinesischen Partnereinrichtungen belegen dies eindrucksvoll. Die Hochschulkooperation deckt dabei das gesamte Spektrum ab: studentische Mobilität, strukturierte Studienprogramme und Promotionsvorhaben, gemeinsame Forschungsprojekte. Gleichwohl sehen sich die deutschen Hochschulen in der Kooperation mit China in den vergangenen Jahren zunehmend herausgefordert: einerseits sind sie in wachsendem Maße mit rechtlichen Auflagen und organisatorischen Hürden konfrontiert. Andererseits zeigen sich im Austausch mit chinesischen Partnern zunehmend auch Rahmensetzungen inhaltlicher Art, die sie in der Notwendigkeit bestärken, ihre eigenen wissenschaftlich-ethischen Maßstäbe chinesischen Partnern gegenüber klar zu kommunizieren.

Programmablauf Nach der Begrüßung durch den TUB-Präsidenten, Herrn Prof. Dr. Christian Thomsen, und den HRK-Präsidenten, Herrn Prof. Dr. Peter-André Alt, stellte Herr Prof. Dr. Frank N. Pieke, Direktor des Mercator Institute for China Studies (MERICS) die Leiden Asia Centre-Studie vor: Assessing Europe-China collaboration in higher education and research 2.

China-Kompetenz an der TU Berlin

Es ist ein energischer Aufruf zur Fortsetzung der Zusammenarbeit mit China, ohne dabei naiv oder paranoid zu sein. „Ein strategischer Ansatz und das Definieren eigener Interessen“, so Pieke, „auch auf der europäischen Seite, ist der beste Weg zu einer langfristigen, stabilen Kooperation“. Zur Nutzenmaximierung sollte die europäische Seite bei der Zusammenarbeit mit China auf die Akteure Unternehmen – Regierungen – Hochschulen setzten. Europäische Studierende sollten ermutigt werden, in China zu studieren, um Wissenslücken über China in der nächsten Generation von Forschern zu vermeiden. Hochschulen sollten sich weiterhin um die Rekrutierung hoch qualifizierter chinesischer Studierender bemühen und Anreize schaffen, chinesische Absolventen in Europa zu halten. Vorsicht sei geboten vor finanzieller Abhängigkeit von China. Später fügte TUB-Vizepräsidentin, Frau Prof’in Ittel noch den Hinweis auf die Einhaltung ethischer Richtlinien für den internationalen Wissenschafts-Betrieb hinzu. Manchem Zuhörer war der Grundton von Frank Pieke zu skeptisch und warnend: „Ich liebe China“, meinte beispielsweise Prof. Dr. Valentin Popov (TUB Physikalische Ingenieurwissenschaft), „aber in der Analyse von Prof. Pieke kommt eine solch negative Grundstimmung zum Ausdruck, dass man die Lust auf Kooperationen mit China verlieren könnte“. Pieke beeilte sich mit einer Beschwichtigung und dem Verweis auf seine Einschätzungen, die eher im breiten Mittelfeld lägen: „es gibt weit skeptischere Stimmen!“. An 5 Diskussions-Tischen (Medizin, Natur- und Agrarwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Geistes- und Sozialwissenschaften, Formen institutioneller Kooperation) ging es dann munter weiter. Hier tauschten sich die TeilnehmerInnen auch fachlich übergreifend zu aktuellen Erfahrungen in der Kooperation mit China aus; diskutiert wurde dabei, welche strategische Herangehensweise im Hinblick auf eine Stärkung der europäisch-chinesischen Hochschulkooperation zukunftsweisend sein kann.

Podiumsdiskussion

Das China Center schilderte auf dem Podium seine Erfahrungen und best-practice-Beispiele in der interdisziplinären Lehre und Forschung.

„Wir fühlen uns goldrichtig an der TUB, denn die Nachfrage nach China-Lehr- und Forschungsangeboten sowie Auslandsaufenthalten bei unseren Studierenden ist groß. Sie haben erkannt, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit nur mit ausreichendem Wissen über Chinas Wissenschafts-Systems, seinen kulturellen und historischen Kontext sowie Chinesisch-Sprachkenntnissen möglich ist.“ Aber gerade daran mangelt es in europäischen Institutionen, in Deutschland, an deutschen Hochschulen. „Der Bedarf an Chinakompetenz ist riesig!“, warf die Leiterin des China Centers, Frau Dr. Sigrun Abels ein und forderte die stärkere Vernetzung der an deutschen Hochschulen vorhandenen Chinaexpertise (Chinazentren, China-Projekte an Fachhochschulen und Hochschulen).

In vertrauensvollen Partnerschaften mit chinesischen Universitäten hat das China Center Höhen und Tiefen der Kooperation gemeistert. Momentan sieht es auf diese Erfolge zurück, erkennt aber auch neue Herausforderungen. Mit dem erstarkten China ist ein einfaches „Weiter so“ kaum denkbar, es heißt umdenken, umlenken, umstrukturieren – und wie Prof. Pieke eingangs mahnte: unsere eigenen Interessen kennen und verfolgen: was wollen wir, was wollen wir nicht. So werden wir in unseren Ausbildungs- und Forschungsprogrammen mit unseren chinesischen Partnern noch erfolgreicher zusammenarbeiten.


(Sigrun Abels)

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Die Berlin University Alliance (BUA) ist ein Verbund von Freier Universität Berlin, Humboldt-Universität zu Berlin, Technischer Universität Berlin und Charité – Universitätsmedizin Berlin.
2 Die vollständige Studie finden Sie hier: bit.ly/2z03Amd.

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