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Wir trauern um Professor Dr. Peter Hugo (1930 - 2022)

Die Technische Universität Berlin trauert um Professor Dr. Peter Hugo, der an ihrem Institut für Chemie forschte und lehrte und für seine vielfältigen Beiträge zur Technischen Chemie internationale Anerkennung erfahren hat.

Peter Hugo wurde 1930 in Hamburg als Sohn einer hanseatischen Kaufmannsfamilie geboren. Er wuchs in seiner Heimatstadt auf und studierte dort ab 1950 Physik. Seine Diplom-und Doktorarbeit fertigte er bei Prof. Ewald Wicke am Institut für Physikalische Chemie an. 1960 promovierte er dort mit seiner Dissertation über den katalytischen Deuteriumaustausch zwischen Wasserstoff und Wasserdampf an porösen Platin-Katalysatoren. Im selben Jahr folgte er seinem Mentor an das Institut für Physikalische Chemie der Universität Münster als Oberassistent und Habilitand. Mit Untersuchungen zu Transporteinflüssen bei katalytischen Reaktionen, der Mehrkomponenten-Gasdiffusion in porösen Medien und Stabilitätsbetrachtungen bei exothermen und autokatalytischen Reaktionen fertigte er seine Habilitationsschrift mit dem Titel „Grenzzyklusschwingungen von Temperatur und Umsatz im Durchfluss-Gaskreislauf“ an. Diese richtungsweisenden Arbeiten wurden durch die Verleihung des DECHEMA-Preises 1968 gewürdigt.  Von 1969 bis 1973 kehrte er als leitender Chemiker in der Firma DEOGRANDEL nach Hamburg zurück.

Im Jahr 1973 berief ihn die TU Berlin als Nachfolger von Prof. Kölbel auf die Professur für Technische Chemie. In seiner Arbeitsgruppe baute er mehrere Forschungsschwerpunkte mit engem Bezug zu industriellen Prozessen auf. Dazu gehörten die Untersuchung des Einflusses der Porenstruktur auf den diffusiven Gastransport in Katalysatoren, der Kinetik von exothermen Flüssigphasenreaktionen im technisch relevanten Konzentrationsbereich und Anwendung von thermokinetischen Messmethoden. Daraus resultierten wichtige Grundlagen für die sicherheitstechnische Beurteilung von chemischen Reaktoren, die bei der Maßstabsübertragung industrieller Prozesse ein zentraler Schritt der Auslegung ist. Er war der Gründer und langjährige Leiter des DECHEMA - Arbeitsausschusses "Reaktionstechnik sicherheitstechnisch schwieriger Prozesse", in dem Vertreter aus Industrie und Wissenschaft den Kenntnisstand analysierten und in technische Regelwerke überführten, die noch heute Anwendung finden.

Noch bevor der Begriff Digitalisierung geprägt wurde, zogen Computer in die Labore von Peter Hugo ein, um die Messdatenerfassung und -auswertung erheblich zu beschleunigen und auf ein neues Niveau an Präzision zu bringen. Auch in seinem jüngsten Arbeitsgebiet, der präparativen Chromatographie im technischen Maßstab, spielte die exakte mathematische Beschreibung des Gesamtprozesses und der grundlegenden Einzelphänomene eine zentrale Rolle.  

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses was für Peter Hugo ein wichtiges Anliegen. Er führte mehrere Mitarbeiter zur Habilitation und bereitete sie auf eine erfolgreiche akademische Laufbahn vor.

Auch nach der Emeritierung im Jahr 1996 blieb Peter Hugo der TU und dem Arbeitskreis seines Nachfolgers über viele Jahre eng verbunden. Mehrmals die Woche kam er (meistens mit den Fahrrad) ins Institut, um an der Forschung und den Veranstaltungen der Gruppe teilzunehmen, einschließlich Ausflügen und Weihnachtsfeiern. Regelmäßig brachte er sich mit wertvollen Beiträgen in die Diskussionen von Forschungsergebnissen und deren Publikationen ein. In Gesprächen und Diskussionen bestach er immer wieder durch seine klare und pragmatische, eben hanseatische Art. Seine letzte wissenschaftliche Arbeit publizierte er im Alter von 86 Jahren, nachdem es ihm gelungen war, ein lange Zeit offenes Problem zu lösen, nämlich das Semenow-Kriterium durch die Einbeziehung der Konzentrationsabhängigkeit der Reaktionsgeschwindigkeit zu erweitern.

Das Institut für Chemie der Technischen Universität Berlin wird Professor Hugo als akademischem Lehrer und bedeutenden Wissenschaftler ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen.

© Peter Hugo