Bauphysik und Baukonstruktionen

Remelting MiWo

Laut dem statistischen Bundesamt wurden mehr als 50 Masseprozent des Abfallaufkommens in Deutschland im Jahr 2018 durch Bau- und Abbruchabfälle verursacht. Zwar spielen Dämmstoffe in Massenbilanzen aufgrund ihrer geringen Rohdichten nur eine untergeordnete Rolle, gleichwohl weisen Sie ein überdurchschnittlich großes Volumen auf. Bauweisen nach dem aktuellen Stand der Energieeinsparung weisen durchaus Dämmdicken auf, die gleich oder größer der des tragenden Bauteils sind. Berücksichtigt man den Umstand, dass Gebäude erst seit ca. 70 Jahren gedämmt werden und die Anforderungen an die thermische Gebäudehülle und ebenso die des Brand- und Schallschutzes stetig steigen, dann ist in den kommenden Jahren mit einem rasanten Anstieg der anfallenden Dämmstoffabbruchmassen zu rechnen.

Mineralwolle ist in Deutschland neben Polystyrolen der meistverbaute Dämmstoff im Bausektor. Aktuell wird jedoch nur ein kleiner Volumenanteil von Mineralwolle aus Verschnitt oder Produktion bei der Herstellung von Glas- und Steinwolle recycelt. Fremde, unbekannte oder rückgebaute Mineralwolle wird deponiert und dem Stoffkreislauf entzogen. Im Rahmen des ZB-Forschungsvorhabens LifeCycleKMF wurde bereits dargelegt, dass es technisch möglich ist, unbekannte Steinwolleproben dem Herstellprozess im Kupolofen wieder zuzuführen. Es gelang weiter in dem Projekt nachzuweisen, dass Glas- und Steinwolle mit Hilfe der Spektrometrie eindeutig unterschieden werden können. Das Schmelzwannenverfahren, in dem Glaswolle hergestellt wird, aber auch Steinwolle produziert werden kann, ist empfindlicher gegen Störstoffe und bisher nicht betrachtet worden.

Im Rahmen des Forschungsvorhabens „Remelting MiWo“ wird in Zusammenarbeit mit der BAM untersucht, ob das Recycling von Mineralwolle im volumenrelevanten Umfang technisch, wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll und umsetzbar ist. Hierzu soll im Rahmen des Projekts definiert werden, welche Ausgangsqualität Mineralwolle aus Verschnitt und Rückbau zum Recycling aufweisen muss und wie die notwenigen Parameter bestimmt werden können. Das Forschungsteam untersucht hierbei die Anwendungsmöglichkeiten von Spektroskopie. Es soll darüber hinaus in Tastversuchen nachgewiesen werden, dass es mit den bestehenden Anlagen der Mineralwollhersteller möglich ist, Mineralwollerezyklat als Rohstoff in der Produktion zu verwenden. Aufbauend auf die Ergebnisse des Forschungsberichts können alle Hersteller von Mineralwolleprodukten ihre eigene Produktlinie prüfen und optimieren hinsichtlich der Verwendung von recycelten Mineralwolleabfällen. Für einen der meist verwendeten Dämmstoffe im Bauwesen könnte der Lebenszyklus im großen Umfang geschlossen werden.

Das Projekt wird durch die Saint Gobain Isover G+H AG sowie mit Mitteln des Innovationsprogramms Zukunft Bau – Forschungsförderung vom Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung gefördert (Aktenzeichen: SWD-10.08.18.7-20.23)


Projektlaufzeit: 2020-2023