Zentrum für Antisemitismusforschung

Archiv

Archivnutzung

Das Archiv des Zentrums für Antisemitismusforschung ist nicht frei zugänglich. Zur Vorbereitung der Archivnutzung bitten wir daher um eine vorherige (formlose) Anmeldung per E-Mail . Je genauer Sie im Vorfeld recherchieren und uns Ihr Forschungsziel mitteilen, desto besser können wir relevante Materialien zur Einsichtnahme bereitstellen.

Es gilt die Archivordnung.

Bestand

Im Archiv des Zentrums für Antisemitismusforschung werden Dokumente aus den Gebieten Antisemitismus, Nationalsozialismus, Rassismus und Rechtsextremismus, aber auch aus angrenzenden Gebieten, wie etwa der deutschjüdischen Geschichte und der Exilgeschichte gesammelt.

Der Bestand unseres Archivs ist bisher noch nicht in einer Datenbank erfasst. Die folgende Übersicht bietet eine erste Orientierung:

Akten der Nürnberger Prozesse
Ein zentraler Bestand zur juristischen Aufarbeitung des Nationalsozialismus sind die Akten der Nürnberger Prozesse aus den Jahren 1945 bis 1948. Dazu zählen die Unterlagen aus dem Hauptkriegsverbrecherprozess vor dem Internationalen Militärtribunal gegen Göring, Heß, Ribbentrop und andere sowie aus den zwölf nachfolgenden US-Militärgerichtsprozessen. Die Akten gliedern sich in mehrere Dokumentenreihen, in denen sich Beweismaterial der Anklage findet, und in mehrere Gruppen von Verhandlungsakten, zu denen die stenographischen Protokolle und die Dokumentenbücher von Anklage und Verteidigung zählen.

Biografisches
Das Archiv verfügt über biografische Unterlagen zu rund 25 000 deutschsprachigen Emigranten, die nach 1933 Mitteleuropa verlassen mussten. Die Sammlung entstand aus einem Forschungsprojekt der Research Foundation for Jewish Immigration (RFJI) in New York und des Instituts für Zeitgeschichte in München, aus dem das Biographische Handbuch der deutschsprachigen Emigration hervorgegangen ist. Zu den Sammlungen autobiografischer Dokumente gehört auch ein Bestand rund 150 vorwiegend unveröffentlichter Manuskripte und Unterlagen, in denen sich Erfahrungen von Verfolgung und Flucht spiegeln, ebenso Tonbänder und Interviewabschriften aus verschiedenen Forschungsprojekten. Auf Mikrofilm liegen außerdem 127 autobiografische Manuskripte deutscher Juden aus der Houghton Library der Harvard-Universität vor. Sie waren 1940 bei einem Wettbewerb eingereicht worden unter dem Motto: "My Life in Germany Before and After January 30, 1933".

Sammlung Diamant
Im Jahre 2000 erhielt das Zentrum die Sammlung Diamant, die über ca. 50m² an Datenmaterial verfügt. Hauptaugenmerk der Sammlung sind die Erfassung jüdischer Friedhöfe in Deutschland und dokumentierte Friedhofsschändungen seit der Weimarer Republik. Weiterhin beinhaltet sie eine Dokumentensammlung zu den im Novemberpogrom 1938 zerstörten Synagogen und zahlreiche Zeitungsausschnitte, die sich mit den Themen "Antisemitismus", "Jüdisches Leben in Deutschland" und "Vergangenheitsbewältigung" seit den 50er Jahren beschäftigen. Zudem gehören eine Dokumentation der Chemnitzer Gestapo als auch diverse Jahrbücher und Newsletter jüdischer Institutionen zum Bestand der Sammlung Diamant.

Testaments to the Holocaust
Die Sammlung "Testaments to the Holocaust" aus dem Archiv der Wiener Library in London steht auf 76 Mikrofilmrollen zur Verfügung. Sie enthält nationalsozialistisches Propagandamaterial wie Bildbände, Kalender, die antisemitische Enzyklopädie "Sigilla Veri", Publikationen der Hitlerjugend, Schul- und Liederbücher. Dazu kommen jüdische Augenzeugenberichte über die nationalsozialistische Verfolgung, von denen einige bereits in den Wochen und Monaten nach dem Novemberpogrom 1938 entstanden sind. Von der Wiener Library herausgegebene Periodika von 1934 bis 1965 ergänzen diesen Bestand ebenso wie Fotos zu jüdischem Leben in der Weimarer Republik und unter nationalsozialistischer Herrschaft.

Displaced Persons Germany/Leo W. Schwarz Papers
Auf 196 Mikrofilmrollen zugänglich ist außerdem der gesamte "DP-Germany"/"Leo W. Schwarz Papers"-Bestand des YIVO Institute for Jewish Research in New York. Dabei handelt es sich um eine zentrale Quelle zur Geschichte der jüdischen Displaced Persons und zur jüdischen Geschichte im Nachkriegsdeutschland. Sie wird ergänzt durch DP-Zeitungen und Zeitschriften.

Periodika
Eine Reihe von Periodika steht auf Mikrofilm zur Verfügung. Dazu zählen antisemitische Organe, etwa die "Alldeutschen Blätter", "La Libre Parole", der "Stürmer" oder der "Völkische Beobachter" ebenso wie Periodika zur Abwehr des Antisemitismus, etwa die "Abwehrblätter", die "C.V.Zeitung" oder die Berichte der Alliance Israélite Universelle. Dazu kommen Periodika, in denen sich die Beziehungsgeschichte zwischen Juden und Nichtjuden spiegelt, wie jüdische Tageszeitungen und Gemeindeblätter. Einen Spezialbestand bilden die gesammelten Ausgaben 30 jiddischer Zeitungen aus dem Berlin der Weimarer Republik. Sie bildeten die Quellenbasis für das Forschungsprojekt "Jiddische Zeitungen und Zeitschriften im Berlin der Weimarer Republik als Sprachrohr und Organ der Selbstvergewisserung der ostjüdischen Immigranten".

Presseausschnittsammlung
Eine Presseausschnittsammlung dokumentiert von 1983 bis Ende 2009 in wachsender Dichte Entwicklung und Wahrnehmung von Antisemitismus, Rechtsextremismus, Minderheitenfragen und Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit. Zuletzt wurden neun deutsche Tages- und Wochenzeitungen ausgewertet. Stichworte in Sach-, Personen- und Ländergruppen ermöglichen ein schnelles Auffinden der gesuchten Artikel. Den Zugriff auf rund 1 500 Dokumentarfilme, Reportagen und Spielfilme zu forschungsrelevanten Themen bietet eine Videosammlung.

Rechtsextremes
Eine Sammlung rechtsextremer und antisemitischer Publikationen, Flugblätter, Aufkleber und anonymer Briefe vorwiegend der achtziger und neunziger Jahre gibt Einblick in die Entwicklungen der internationalen rechtsextremen Szene. Zu diesem Bereich zählt auch eine Sammlung zur öffentlichen Wahrnehmung einschlägiger Phänomene mit Material zu Ereignissen, Skandalen und Affären der achtziger und neunziger Jahre, die Themen wie Antisemitismus oder die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus berühren. Eine Zusammenstellung von Urteilsbegründungen aus Prozessen gegen Rechtsextremisten und Holocaustleugner vervollständigt diesen Bereich.

Nachlässe
Unter mehreren Nachlässen, die im Archiv zur Verfügung stehen, ragt derjenige des Richters Horst Göppinger heraus, Autor des Standardwerkes "Juristen jüdischer Abstammung im "Dritten Reich". Der Nachlass enthält biografisches Material zum Schicksal jüdischer Juristen unter dem Nationalsozialismus und im Exil, eine Sammlung einschlägiger Aufsätze, Rezensionen und Zeitungsausschnitte sowie Material zum Reichsfinanzhof.
 

Darüber hinaus gehören zum Archivbestand diverse Bilder, Grafiken, Fotos, Flugblätter, Plakate u.v.a.m.
In den Räumen des Archivs stehen Findbücher zu einzelnen Beständen zur Verfügung.
Der Zeitschriftenbestand ist über das Wissensportal Primo der UB der TU Berlin recherchierbar.
 

Bei Fragen helfen wir gerne weiter!