Zentrum für Antisemitismusforschung

Unterrichtsmaterialien zum Thema Antisemitismus

Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa hat wiederholt auf die wichtige Rolle von Bildungsarbeit für die Bekämpfung jeglicher Formen von Intoleranz, einschließlich des Antisemitismus, verwiesen. Um dem Anstieg des Antisemitismus seit Beginn des 21. Jahrhunderts entgegenzutreten, werden pädagogische Materialien und Strategien benötigt.

Das OSZE Büro für Demokratische Institutionen und Menschenrechte und das Anne Frank House in Amsterdam haben deshalb in Zusammenarbeit mit Experten aus sieben Ländern Unterrichtsmaterialien erarbeitet, die sich mit verschiedenen Aspekten des Antisemitismus beschäftigen. Die deutsche Ausgabe dieser Arbeitshefte wurde vom Zentrum für Antisemitismusforschung in Berlin und dem Fritz Bauer Institut in Frankfurt entwickelt.

Das Unterrichtsmaterial besteht aus drei Bausteinen und einer Lehrerhandreichung:

  • Baustein 1 thematisiert jüdische Geschichte und Antisemitismus in Europa bis 1945
  • Baustein 2 beschäftigt sich mit Antisemitismus in Europa nach 1945
  • Baustein 3 behandelt Antisemitismus als eine von vielen Formen der Diskriminierung von Minderheiten
  • Die vom Zentrum für Antisemitismusforschung erstellte Lehrerhandreichung möchte zu einem gezielten und selbst gewählten Einsatz der Materialien anregen
  • Die Bausteine und die Lehrerhandreichung können Sie online als pdf-Datei einsehen

Mit dem Unterrichtsmaterial gewinnen Schüler einen Einblick in das Thema Antisemitismus als historisches Phänomen und erfahren gleichzeitig, wie antisemitische Stereotype aus der Vergangenheit bis heute wirken. Die Materialien sind so gestaltet, dass Schulen und Lehrer frei wählen können, in welchen Fächern die Bausteine eingesetzt werden: sie sind für den Geschichtsunterricht geeignet, passen aber ebenso gut in den Religions-, Deutsch- , Politik- und Sozialkundeunterricht oder sind auch interdisziplinär zu verwenden.

„Gegen Antisemitismus“ eine Software für den Unterricht

Schülerinnen und Schüler sind Teil einer Gesellschaft, in der traditionelle antisemitische Stereotype immer noch aktuell sind. Der Mangel an der Vermittlung kognitiven Wissens in Schule und Unterricht erhöht die Bereitschaft, solche Stereotype unreflektiert zu übernehmen.

Die Software Gegen Antisemitismus bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, sich mit dem Thema Antisemitismus auseinanderzusetzen. Jeder der acht Themenschwerpunkte beginnt mit einem drei- bis vierminütigen Einführungsfilm, der einen orientierenden Charakter hat und Leitfragen stellt, die in der „Werkstatt“ bearbeitet werden können. Das erste Kapitel setzt sich mit der Frage auseinander „Was sind Vorurteile?“ Weitere Stationen widmen sich den verschiedenen Formen und Motiven des Antisemitismus, die bis heute aktuell sind: die „Christliche Judenfeindschaft“, der „Rassenantisemitismus“, der „Antisemitismus im Nationalsozialismus“ „Antisemitismus nach dem Holocaust“ und der „islamisierte Antisemitismus“. Ergänzt wird dies durch die Bereiche „Jüdische Weltverschwörung“ sowie „Handel und Wandel“, zwei antisemitische Stereotypenmuster, die heute einen besonders hohen Aktualitätswert haben.

In der „Werkstatt“ werden zu allen acht Themen Aufgaben angeboten, die mit entsprechenden Materialien zu bearbeiten sind. Auch das Lernen „ohne Bildschirm“ wird angeregt, indem viele Aufgaben auf die herkömmliche Art im Heft, auf dem ausgedruckten Arbeitsblatt und vor allem im gemeinsamen Gespräch gelöst werden können. Dazu gibt es Methodentipps, wie visuelle Medien bzw. Texte analysiert werden sollten. Ein umfangreiches Lexikon mit mehr als 200 Einträgen steht zur Verfügung.

Der Einsatz der Unterrichtssoftware ist sowohl im Präsenz- wie im Projekt- und Freiarbeitsunterricht möglich. Sie soll Schüler zur Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus motivieren (auch über die Attraktivität des Mediums), ihnen einen Überblick über tradierte und neue Formen des Antisemitismus geben, ihren Blick für antijüdische Stereotype entwickeln bzw. schärfen helfen, sie ihre eigenen antisemitischen Ressentiments bewusst werden lassen, Kompetenzen entwickeln, antisemitische Darstellungen zu erkennen und zu dechiffrieren, sie befähigen, Texte auf ihren antisemitischen Gehalt hin zu analysieren.
Die Unterrichtssoftware ist im Rahmen des Projekts „Fit Machen für Demokratie – Jugendliche setzen sich mit Antisemitismus auseinander“ entstanden, das vom Landesinstitut für Schule und Medien, Berlin-Brandenburg, vom Berliner Büro des American Jewish Committee und vom Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin in den Jahren 2005 bis 2007 durchgeführt wurde. Gefördert wurde sie von entimon, der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ und dem Cornelsen Verlag.

Gegen Antisemitismus, DVD, Einzellizenz 29,95 EUR, Verlag: Cornelsen Software
ISBN: 978-3-06-064492-6, Bestellnummer: 644926

Auszeichnungen

Die Unterrichtssoftware "Gegen Antisemitismus" hat den "digita-Preis 2009 in der Kategorie "Allgemein bildende Schule, Klasse 11-13" gewonnen. Die Preisträger wurden am 11. Februar 2009 auf der Didacta in Hannover gekürt.

Aus der Würdigung der Jury:

"Die DVD-ROM eröffnet neue Perspektiven, Jugendlichen das schwierige Thema "Antisemitismus" zu vermitteln. Die reichhaltigen und sorgsam ausgesuchten Materialien tragen ohne zu moralisieren zur sachlichen Aufklärung und eigenen Urteilsbildung bei. Die Jury lobt besonders die didaktische Entscheidung, über den Einstieg "Vorurteile" in die Thematik Antisemitismus einzuführen und den Mut der Produktverantwortlichen, das Medium in der hier gewählten Weise für den Unterricht zur Verfügung zu stellen. Das Lernangebot ist didaktisch gut strukturiert und formal dem Thema angemessen. Obwohl es sich zur selbstständigen Auseinandersetzung mit der Gesamtthematik eignet, ist es wirksamer, wenn es in den handlungsorientierten Unterricht eingebettet wird. Hierzu bietet die DVD-ROM nicht nur die notwendigen multimedialen Dokumente, sondern auch die Werkzeuge."

 

Die Unterrichtssoftware "Gegen Antisemitismus" hat den "Erasmus EuroMedia Award 2009" in der Kategorie "Special Award for Education & Ethics" gewonnen. Die Preisträger wurden am 16. Oktober 2009 in Wien gekürt.

Aus der Würdigung der Jury:

"Antisemitismus" gilt nach wie vor als ein Thema, das als besonders schwierig zu unterrichten ist. Diese CD-ROM eröffnet neue Perspektiven für die politische Bildung. Sie trägt mit den sorgsam ausgesuchten, informativen Materialien, die unter Verzicht auf moralisierende Darstellungsformen sachlich aufklären, zur eigenen Urteilsbildung der Jugendlichen bei. Das Lernangebot - didaktisch gut strukturiert und formal dem Thema angemessen gestaltet - eignet sich zur selbstständigen Auseinandersetzung mit der Gesamtthematik. Aber es ist wirksamer, wenn es im Unterricht in Lernarrangements eingebettet wird, die dem Thema und den Lerninteressen der Jugendlichen entsprechen. Hierzu bietet die CD-ROM nicht nur die notwendigen multimedialen Dokumente, sondern auch die Werkzeuge zu einem handlungsorientierten Unterricht. Die Jury hebt als besonders positiv die didaktische Entscheidung hervor, über den Einstieg "Vorurteile" die allgemeine Basis zur Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus zu finden. Sie würdigt mit der Verleihung des Preise den Mut und die Leistung der Produktverantwortlichen, dieses materialreiche Medium für den Unterricht in der hier gewählten Weise zur Verfügung zu stellen.

Anti-Semitism is still a subject that is particularly difficult to teach. This award-winning CD-ROM opens up new opportunities to educate and to face young people with this sensitive subject and thus new prospects of political education. With its carefully selected and informative teaching materials that do without moralizing elements the CD-ROM enables young people to form judgements of their own.
The learning programme -- didactically well structured -- is suitable for a critical analysis of subject matter. This is even more effective when the teaching materials form part of the learning arrangements that match the learning interest of young people. Not only does the CD-ROM offer the necessary multimedia documents it also provides the tools for activity-based teaching.
As way to the subject "prejudices" the educational decision to deal with Anti-Semitism deserves particular mention. The Erasmus Award is a recognition of this achievement of providing detailed and informative materials that come to terms with a sensitive subject."