Architekturtheorie

Abgeschlossene Forschungsprojekte

JeBe – The Jerusalem Berlin Platform for Urbanism and Theory

JeBe – The Jerusalem Berlin Platform for Urbanism and Theory

Jerusalem und Berlin sind zwei Städte, die auf ihre eigene Art und Weise ultimative Manifestationen des aktuellen Urbanismus verkörpern. Sie konvergieren und divergieren in vielen Aspekten, verdichten Vergangenheit und Gegenwart, Perspektive und Konflikt, tiefe Narben und großartige Versuche der Versöhnung. Beide Städte beherbergen unterschiedliche Gemeinschaften, die sowohl verwurzelt als auch entwurzelt sind; sie tragen eine vielschichtige Geschichte mit sich, die mit lokalen und entfernten Zeiten und Orten verwoben ist. Beide Städte haben mit Erzählungen zu kämpfen, deren Spuren gelegentlich auftauchen und den gewohnten Alltag erschüttern. In einer sich ständig globalisierenden Welt sind Berlin und Jerusalem reich an Lebensstilen und Lebenswelten (Husserls Lebenswelten), die in ihr physisches Gewebe eingebettet sind und Palimpsesten ähneln. Als solche sind die Städte potenziell reichhaltige Laboratorien, die sich perfekt für die Untersuchung von Urbanismen mit einem kleinen "u" eignen: metamorphosierende Urbanismen im Fluss.

JeBe - The Jerusalem-Berlin Platform for Urbanism and Theory - hat sich zum Ziel gesetzt, das öffentliche Leben in den Räumen und Orten der beiden Städte zu untersuchen. Sie nimmt die Position des Stadtdesigns ein, das als eine fortlaufende, kreative Tätigkeit definiert wird, deren Ziel es ist, den öffentlichen städtischen Raum zu entschlüsseln, zu interpretieren und in ihn einzugreifen. Obwohl unter "öffentlichem Raum" das gesamte Spektrum des sozialen Raums verstanden werden kann, das von einigermaßen festen Stadtzentren bis zu alternativen Veranstaltungen von "Gegenöffentlichkeiten" und von kommerziellen Hotspots von Unternehmen bis zu Infrastrukturen in öffentlichem Besitz reicht, entscheidet sich die Plattform dafür, den Schwerpunkt auf den Gemeinschaftsraum auf einer mittleren Ebene zu legen, wie er von der betroffenen Gemeinschaft interpretiert und genutzt wird. Kern dieses Ansatzes ist die Überzeugung, dass die Gegenüberstellung von Lebenswelt, d.h. dem erlebten Raum im Kontext, und theoretischer Untersuchung zu einem besseren Verständnis städtischer Lebensformen beitragen und Licht in praktische und theoretische Bereiche der Stadtgestaltung bringen wird.

JeBe ist eine Forschungs- und Lehrplattform, die in Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Forschern der Fakultät für Architektur und Stadtplanung des Technion, I.I.T., Haifa, und dem Institut für Architektur der Technischen Universität Berlin ins Leben gerufen wurde. Das Projekt umfasst Architektur- und Städtebau-Studiengänge, Vorlesungen, angewandte und theoretische Forschung, Konferenzen und Workshops sowie Studienbesuche in Berlin und Jerusalem. Dozenten und Studierende anderer Fachbereiche und Universitäten sind eingeladen, sich zu beteiligen und Beiträge aus ihren eigenen Fachgebieten einzubringen. Die Arbeit erfolgt in Zusammenarbeit mit Menschen aus lokalen Gemeinschaften: Sozialaktivisten, Künstlern, Vertretern von Nichtregierungsorganisationen, lokalen Gemeindebehörden sowie Architekten, Planern und Designern, die an lokalen Projekten beteiligt sind. Die Atelier- und Forschungsergebnisse werden der Gemeinde und der breiten Öffentlichkeit vorgestellt.

www.jebe-cities.com

Architectural Research Group Berlin-Milano

Architectural Research Group Berlin-Milano

Das Ende der Kritikalität ist im Architekturdiskurs des späten 20. Jahrhunderts mehr als einmal ausgerufen worden: Die architektonische Praxis und die Kritik der Architektur selbst. In jüngster Zeit ist der Status der Kritikalität wiederhergestellt worden, nachdem die als postkritisch proklamierte Ära ihren Höhepunkt überschritten hat. Die Kritik ist zunehmend zu einem Medium des Widerstands geworden, das sich gegen ein wirtschaftliches System einheitlicher Standards in der Architekturwelt weltweit richtet. Sich auf die Geschichte und die politische Kritik der Architektur heute zu konzentrieren, bedeutet daher, erneut nach einer zeitgemäßen Beziehung der Architekturtheorie zur Praxis und der architektonischen Praxis zur Realität (oder Realpolitik) zu suchen.

Mit der Betonung von Geschichte und politischer Kritik will die Forschungsgruppe Berlin-Milano eine spezifische Perspektive zur Wiederbelebung der Kritikalität in der Architektur beitragen. Der weit verbreitete Mythos, dass Architektur zwangsläufig politisch ist, hält uns nicht davon ab, zu hinterfragen, ob und wie mit dem kritisch-politischen Spielraum der Architektur historisch umgegangen wurde und warum und wie dieser Spielraum heute nicht am Rande des Architekturdiskurses bleiben sollte.

www.berlinmilano.com

Geschichtswerkstatt

Geschichtswerkstatt

Die Geschichtswerkstatt des Instituts für Architektur wurde im Jahr 2017 von den Fachgebieten Architekturtheorie (Prof. Dr. Jörg H. Gleiter), Bau- und Stadtbaugeschichte (Prof. Dr. Hermann Schlimme) und Historische Bauforschung und Baudenkmalpflege (Prof. Dr. Thekla Schulz-Brize) gegründet. Die Geschichtswerkstatt versucht die kritische Aufarbeitung der wechselvollen Geschichte des Instituts für Architektur. Die Motivation ist, dass ohne Kenntnis der Vergangenheit die Beantwortung der Fragen der Zukunft nicht möglich ist. Das Verständnis der Geschichte und die Möglichkeit zu ihrer kritischen Rekonstruktion sind Voraussetzung für Souveränität und Selbstbestimmung unserer Institution und unserer Studierenden und Lehrenden.

Zusammen mit den Studierenden der Architektur möchte die Geschichtswerkstatt einen Beitrag zum besseren Verständnis der Geschichte nicht nur des Instituts für Architektur, sondern auch der Technischen Universität Berlin leisten. Als Teil der TU Berlin hat das Institut für Architektur eine lange Tradition. Sie geht bis auf die Gründung der preußischen Bauakademie 1799 zurück. Damit ist das Institut für Architektur die älteste Architekturfakultät Deutschlands. Aus der Bauakademie wurde 1879 die Königliche Technische Hochschule zu Berlin, die 1946 als Technische Universität Berlin neu gegründet wurde.

Die Gründung der Bauakademie stellt den eigentlichen Gründungsakt der TU Berlin dar. Es ist die Architektur, auf der alles aufbaut. So gehen die meisten der heutigen Fachgebiete der Universität auf die Architektur als die Mutter der Künste zurück, was alle Künste und damit auch Technik und Naturwissenschaften einschließt. Die Architektur ist die im eigentlichen Sinne enzyklopädische Kunst. Oft ist nicht bewusst, dass gerade die exakten Wissenschaften ihre Modelle für Ordnung und System den Vorstellungen von Klarheit in den Künsten, aus denen sie sich herausentwickeln, verdanken.

 Seit der Gründung der Bauakademie hat sich das Institut für Architektur und seine Vorgängerinstitutionen unter den jeweiligen kulturellen und politischen Einflüssen vielfältig verändert. Zu den Einflüssen gehören die Neuordnung Preußens nach den napoleonischen Kriegen 1815 wie auch die Gründung des zweiten deutschen Kaiserreichs 1871, die Ausrufung der Republik 1918, die Gesetze zur Gleichschaltung 1933, der Neuanfang 1946 unter der britischen Militärverwaltung, die Studentenunruhen 1968, der Fall der Mauer 1989 und die Entscheidung für Berlin als Hauptstadt des wiedervereinigten Deutschlands. All dies hatte vielfältigen Einfluss auf die Ausbildungsmodelle, die Besetzung der Lehrstühle und die Forschungsinhalte des Instituts für Architektur.

Im Zentrum der Arbeit der Geschichtswerkstatt stehen die ehemaligen Studierenden und Lehrenden des Instituts für Architektur und seiner Vorgängerinstitutionen. Neben vielen anderen gehören dazu Persönlichkeiten wie David und Friedrich Gilly, Karl Friedrich Schinkel – erst Schüler, später Direktor der Bauakademie –, aber auch Hans Poelzig, Heinrich Tessenow, Hans Scharoun, Otto Königsberger, Bernhard Hermkes, Hinrich Baller, Julius Posener und Oswald Mathias Ungers. Die Geschichtswerkstatt wird sich aber auch mit den weniger ruhmvollen Zeiten beschäftigen wie mit dem nationalkonservativen Chauvinismus und Imperialismus im Kaiserreich, mit der Rolle der Professorenschaft im 1. Weltkrieg wie auch mit der Zeit der NS-Diktatur. Wie wir wissen, war Albert Speer an der TU Berlin Assistent von Heinrich Tessenow. Das wirft viele Fragen auf, auch die nach der Geschichte und dem persönlichen Lebensweg der jüdischen Studierenden und Absolventen, die ab 1933 aus der Hochschule und zur Emigration gedrängt, verfolgt und ermordet wurden. Ein wichtiges Forschungsfeld wird auch die neuere Geschichte nach der Neugründung der TU Berlin 1946 sein, was die Studentenproteste und -streiks 1968 oder 1988 wie auch die Brüche und die damit ausgelösten Diskontinuitäten einschließt. Diese wirken bis heute unterschwellig, aber mit keineswegs zu vernachlässigender Energie im Institut der Architektur nach. 

Schritt für Schritt möchte sich die Geschichtswerkstatt ein kritisches Bild von der wechselvollen Geschichte des Instituts für Architektur machen. Die Arbeitsformen dafür sind Seminare und Lehrforschungsprojekte, aber auch Bachelor- und Masterarbeiten. Es sind die Studierenden, die die Arbeit der Geschichtswerkstatt leisten. Die Geschichtswerkstatt bietet ihnen die Möglichkeiten, sich einerseits unter Anleitung mit dem wissenschaftlichen Arbeiten auf den Gebieten der Theorie, Geschichte und Bauforschung vertraut zu machen. Andererseits können sie durch die Konzeption von Ausstellungen, Publikationen und Internetauftritten ihre gestalterischen Fähigkeiten erweitern.

Die Ergebnisse der Geschichtswerkstatt werden über diverse Medien wie Vorträge, Podiumsdiskussionen, Ausstellungen, Bücher und Websites allen Studierenden und Mitarbeitern des Instituts für Architektur zugänglich gemacht. Wir verbinden damit die Hoffnung, den Grad der Identifikation der Studierenden mit der akademischen Institution zu stärken, in der sie entscheidende Jahre ihrer persönlichen Entwicklung verbringen. Die Arbeit der Geschichtswerkstatt soll aber auch nach innen wirken, profilbildend sein und einen Beitrag zur Identität des Instituts leisten. Sie will zur größeren Souveränität des Instituts für Architektur über die eigene Entwicklung beitragen. Es bedarf dazu der Überwindung der historischen Gleichgültigkeit, was so viel bedeutet, wie die Emanzipation der akademischen Lehre und Forschung aus den Zwängen einer zunehmend durchökonomisierten, instrumentellen Vernunft.

Laufende Forschungsprojekte

Architecture Research Stage (ARS)

Die Architecture Research Stage (ARS) ist ein experimentelles DFG-Forschungsprojekt im Verbund von TU Berlin und UdK Berlin. Ziel des dreijährigen Pilotprojektes sind Aufbau, Erprobung und Evaluierung einer Open-Access-Publikationsplattform für die Vernetzung von Ergebnissen, Daten und Kontexten einer kollaborativen Architekturforschung zwischen akademischen Fachdisziplinen, forschungsorientierter Lehre und außerakademischer Praxis.

Architekturforschung zeigt sich heute als ein heterogenes Feld unterschiedlicher und voneinander getrennter Akteure. Dabei zielen die fachdisziplinäre akademische Einzelforschung, forschungsorientierte akademische Lehre und außerakademische praxisorientierte Forschung mit ihren je verschiedenen Vermittlungsformen auf Experten, Studierende oder die interessierte Öffentlichkeit. Das Potential der Architekturforschung liegt jedoch – wie bei der Architekturpraxis auch – gerade darin, das Wissen aus den unterschiedlichen Fachdisziplinen, aus der Humboldtschen Verbindung von Forschung und Lehre und der berufsorientierten Praxis zu synthetisieren. Die Architecture Research Stage konzipiert für eine solche kollaborative Architekturforschung ein übergreifendes Modell und eine aktiv vernetzende Infrastruktur. Erstmalig werden nicht nur Ergebnisse und Daten, sondern auch Kontexte der Architekturforschung auf einer webbasierten Plattform generiert, vernetzt und sichtbar gemacht. Nicht nur bestehende Verbindungen zeigen sich so, sondern auch mögliche Fragestellungen, wertvolle Quellen, spannende Themenverbindungen oder mögliche Partnerschaften werden sichtbar.

Das Projekt wird von Prof. Dr. Jörg Gleiter (TU Berlin) und Prof. Dr. Norbert Palz / Prof. Dr. Susanne Hauser (UdK Berlin) geleitet und mit einem interdisziplinären Forscherteam und der Beteiligung von Kooperationspartnern aus dem weiteren akademischen und außer-akademischen Bereich in Berlin-Brandenburg durchgeführt.

Website: architectureresearchstage.de

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an Dr.-Ing. Michael Dürfeld.

michael.duerfeld@tu-berlin.de

Doktorandenkolloquium/ Lunchtime Lecture

Doktorandenkolloquium/ Lunchtime Lecture

Im Rahmen des Doktorandenkolloquiums und der Reihe "Lunchtime Lectures“ werden Vorträge von Referenten gehalten, die über die Arbeit an ihren Dissertationen bzw. Forschungsprojekten berichten. 

Das Doktoranden- bzw. Forschungskolloquium ist öffentlich und richtet sich an alle Interessierten. Die Veranstaltung besteht aus Vorträgen und anschließenden Diskussionen.

Alle weiteren Informationen sind den jeweiligen Ankündigungen zu entnehmen.