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Nachruf Prof. Dr.-Ing. Hermann Schlimme (1969-2023)

In tiefer Trauer müssen wir den Tod von Hermann Schlimme bekanntgeben. Er ist am 06.08.2023 auf tragische Weise in Italien ums Leben gekommen. Sein plötzlicher Tod erschüttert uns tief.
Hermann Schlimme wurde am 21.02.1969 in Göttingen geboren. Von 1987 bis 1994 studierte er Architektur mit Schwerpunkt Architekturgeschichte und Denkmalpflege sowie Kunstgeschichte an der Technischen Universität Braunschweig und an der Università degli Studi di Firenze. 1994 legte er an der TU Braunschweig das Diplom in Architektur und 1995 die Magisterzwischenprüfung in Kunstgeschichte ab. 1995 wurde er in die Graduiertenförderung des Landes Niedersachsen aufgenommen und arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Harmen Thies am Fachgebiet Baugeschichte des Instituts für Bau- und Stadtbaugeschichte der TU Braunschweig. 1998 wurde er von Harmen Thies mit einer Arbeit über römisch-frühneuzeitliche Kirchenfassaden mit dem Prädikat summa cum laude promoviert. In diesen Jahren war er Mitglied des wissenschaftlichen Komitees der Ausstellung »Hochhäuser für Breslau. 1919–1932«, die in Braunschweig, Wrocław und München präsentiert wurde.
Die folgenden Jahre führten ihn nach Rom, wo er von 1998 bis 2002 zunächst als Assistent an der Bibliotheca Hertziana des Max-Planck-Instituts für Kunstgeschichte in Rom tätig war. Von 2002 bis 2007 leitete er vonseiten der Bibliotheca Hertziana in Rom ein Kooperationsprojekt mit dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin. In dieser Zeit entstand sein bedeutendes Werk der „Wissensgeschichte der Architektur“, welches er in drei Bänden gemeinsam mit Jürgen Renn und Wilhelm Osthues herausgab.
2015 folgte die Habilitation im Fach Architekturgeschichte an der TU Wien mit einer Arbeit zur Rolle praktischen Bauwissens in der Architekturkultur im frühneuzeitlichen und modernen Italien. Von 2014 bis 2016 lehrte er als Gastprofessor an der TU Wien und erhielt 2017 den Ruf an die TU Berlin, wo er bis zu seinem Tod lehrte und forschte.
In der Community der Bauhistoriker und Bauforscher war Hermann Schlimme bestens vernetzt und allseits hochgeschätzt. Seit 2000 war er Mitglied der Koldewey-Gesellschaft, der Vereinigung für baugeschichtliche Forschung. Im Laufe seines wissenschaftlichen Lebens erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, u.a. 2001 Society of Architectural Historians Annual Meeting Fellowship und 2006 den Edoardo Benvenuto Preis. Von 2005 bis 2006 war er Vice-Chairman und Mitinitiator des EU-finanzierten Projekts »3D-Bridge. Transferring of Cultural Heritage with New Technology«, einem Kooperationsprojekt mit der University of Jyväskylä, Finnland, und dem Royal Holloway, University of London. Seit 2013 wirkte er als Mitherausgeber der Zeitschrift »Construction History« (peer-reviewed) sowie als Mitglied im Vorstand der Construction History Society, Cambridge. 2014 wurde er zum Mitglied des Scientific Committee des 3rd International Symposium on Cultural Heritage Conservation and Digitization (Beijing) und Cultural Advisor im Rahmen des CIPA-ICOMOS-Workshops (Beijing). Von 2006–2018 wirkte er im Scientific Committees der »International Congresses on Construction History«, Cambridge 2006, Cottbus 2009, Paris 2012 Chicago 2015 und Brüssel 2018. Seit 2020 ist er Mitglied im International Scientific Committee der Zeitschrift „Opus Incertum“, Università degli Studi di Firenze, Florenz, und 2020 wurde er zum Korrespondierenden Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts ernannt.
Hermann Schlimme hinterlässt ein bedeutendes und umfangreiches wissenschaftliches Werk zur frühneuzeitlichen Architektur in Italien und ihrer Wirkung außerhalb Italiens, zur Wissensgeschichte der Architektur, Bautechnikgeschichte und Architekturgeschichte im regionalen wie auch im globalen Kontext. In seine Forschungen, wie z.B. bei dem großen DFG Projekt Baureka, bezog er stets die jungen Studierenden, Doktorandinnen und Doktoranden ein.
Seit dem 1. Januar 2017 gehörte Hermann Schlimme dem Institut für Architektur an, leitete das Fachgebiet Bau- und Stadtbaugeschichte und lehrte in den Bachelor- und Masterstudiengängen der Architektur. Mit der umsichtigen Auswahl seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter förderte er den wissenschaftlichen Nachwuchs wie auch die Motivation und Neugier der jungen Studierenden für die künftigen fachlichen Herausforderungen. Neben der Lehre und Forschung übernahm Professor Schlimme im Rahmen der akademischen Selbstverwaltung über viele Jahre den Vorsitz des Prüfungsausschusses.
Mit seinem stets ruhigen Auftreten, seiner freundlichen Zugewandtheit und Hilfsbereitschaft bleibt Professor Schlimme uns in dankbarer Erinnerung. Unsere ganze Anteilnahme gilt seiner Frau und seiner Familie.


Kondolenzschreiben können an das
Fachgebiet für Bau- und Stadtbaugeschichte gerichtet werden:
Straße des 17. Juni 152,
10623 Berlin
Postfach A 22 / Sekretariat: Gabriele Böhm bsg-TB-info(at)win.tu-berlin.de

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